Wir sind im
Jahr 2025 😉
Ich stehe auf dem
Balkon und blicke aufs Meer hinaus. Dort draussen, auf den tiefblauen und
smaragdfarbenen Wellen tanzen weisse Punkte. Es windet leicht, so ist es
angenehm, im Freien zu frühstücken. Eigentlich hab ich schon gefrühstückt, mein
Müesli, wie immer, nur Kaffee trinke ich noch. Ich winke meinen Nachbarn zu. Auch sie sitzen jeden Morgen
draussen und geniessen den Blick aufs Meer und die morgendliche Stille. Meine
Pflänzchen haben sich endlich erholt, sie blühen üppig und bringen knallrote
Farbtupfer hervor. Nur der Basilikum serbelt so vor sich hin. Doch meine
Gedanken wandern zurück, in jenes „Pandemie-Jahr“, das wir alle wohl nie mehr
vergessen werden.
Fiktiver Blick
zurück
Damals, im
Frühling vor fünf Jahren, stand die Welt still. Ausgangsverbot. Börsencrash. Stillstand.
Wir wurden, im Namen eines Virus mit dem Namen COVID-19, sämtlicher Freiheiten
beraubt.
Danach, wie
könnte es anders sein, folgte ein erbärmlicher Kater mit Rezession, Firmenpleiten
und Suiziden. Väter, die nicht mehr wussten, wie sie ihre Familie ernähren
sollten, Firmenchefs, die sich verkalkuliert hatten, Politiker, die sich
verspekuliert hatten. Jugendliche, die keine Ausbildungsstellen fanden und sich
in billige Drogen stürzten.
Reihenweise machten Firmen, die sowieso schon knapp
kalkulierten, dicht. Sogar global tätige Firmen verschwanden sang- und klanglos
von der Bildfläche. Handkehrum war und ist es noch immer eine goldene Zeit für
Rosinenpicker mit dickem Polster: Sie decken sich mit Wissen und Standorten zu
Spottpreisen ein, während die Belegschaft auf der Strecke bleibt. Daran hat
sich seit Menschengedenken leider nicht viel geändert: Die Grossen fressen die
Kleinen, die Starken vernichten die Schwachen. Im Gegensatz zu den Tieren
betreibt dies der Homos Sapiens aus Gier.
Eine
Schreckensnachricht folgte der anderen. Zuerst versuchten sich die europäischen
Politiker noch an einer „schrittweisen Lockerung“ der Einschränkungen, die sie
ihren Bürgern während fast zweier Monate oder mehr aufgebrummt hatten. Doch den
Menschen ging es nicht schnell genug.
Der beklemmende Hausarrest hatte tiefe
Spuren bei der Bevölkerung hinterlassen: Einsamkeit, Depression, zerbrochene
Beziehungen, Arbeitsplatzverlust, Existenzängste. Die versprochenen staatlichen
Hilfen kamen nur zögerlich an und oft nicht dort, wo sie am bittersten benötigt
wurden. Wie üblich verschwand ein grosser Teil davon über verwinkelte Wege und
ist noch immer unauffindbar. Anwälte und Bürgergruppen beschäftigen sich seit
zwei Jahren damit. Erfolgsaussichten: vage bis gering.
Wut hatte sich
breit gemacht und die Menschen forderten eine Rückkehr zur Normalität und zwar
sofort. Ausserdem wurden immer mehr Stimmen laut, welche die präsentierten Informationen
zu Infektion und Verbreitung des Virus in Frage stellten. Ich erinnere mich
daran, wie Statistiken die effektiven Todesfälle von Ländern mit mehreren 100 Millionen
Einwohnern mit Ländern, die weniger als 10 Millionen Einwohnern hatten,
verglichen! Ja noch schlimmer, Wissenschaftler und „Normalos“ mit gesundem
Menschenverstand präsentierten Fakten, welche Politiker und Gesundheitsämter zu
vertuschen versucht hatten. Es handelte sich um eine ansteckende Grippe, an der
viele Tausende von Menschen gestorben sind. Aber: Es starben nicht mehr
Menschen als bei der letzten bedeutenden Grippewelle.
Der Virus war
auch nicht so wahnsinnig neu, sondern schwirrte schon länger herum. Neu war
nur, dass man ihn identifizieren konnte. Und folglich konnte man ihn auch
finden.
Als klar wurde,
dass die Politiker mit dem Eingriff in die Freiheiten ihrer Bürger überreagiert
hatten, platzte den Leuten der Kragen. Sie erinnerten sich plötzlich an ihre
Rechte, gingen auf die Strassen, forderten in Leserbriefen und in den sozialen
Medien nach Untersuchungen und einen sofortigen Stopp der übertriebenen Einschränkungen.
Darauf reagierten vereinzelte Länder und gestanden zögerlich wieder
Bewegungsfreiheit und Geschäftstätigkeit zu.
Ich glaube, in
jener Zeit, so im Sommer oder Herbst 2020, sickerte plötzlich durch, dass die
meisten der Verstorbenen falsch behandelt worden war. Kunstfehler nennt man das
euphemistisch. Damit war klar: Der Virus war überhaupt nicht gefährlicher als
die üblichen Grippeviren, die wir jeden Winter wieder sehen.
Riesiger
Schaden
Doch der
wirtschaftliche Schaden war bereits angerichtet. Zuerst wollte es niemand
wahrhaben, klammert sich der Mensch doch immer an die Hoffnung. Die Börsen
tendierten nach einem 30%igen Einbruch wieder nach oben. Doch je länger der
Stillstand dauerte, umso zaghafter wurden die Aufwärtsbewegungen. Nur einige
wenige Firmen konnten Gewinne erzielen, die Mehrheit kämpfte ums Überleben.
Oder gab auf. Jedenfalls notierten die Börsen Ende 2020 minus 25% im Vergleich
zu Ende 2019, nachdem es nochmals einen „Nachcrash“ gegeben hatte.
Europa und
Amerika rutschten in eine böse Rezession, von der Asien – das sich zu einem
eigenen Wirtschaftsraum entwickelt hatte - kaum etwas spürte. Erst zwei Jahre
später setzte im Westen langsam eine Erholung ein und seit letztem Jahr, 2024,
geht es endlich wieder deutlich aufwärts.
Dafür hat es allerdings
Veränderungen gebraucht. Es gibt zwar noch die kleinen Unternehmen,
Einmann-Betriebe und Familienbetriebe, welche das Rückgrat jeder Wirtschaft
bedeuteten. Doch wohin man schaut, egal in welchem Land, in welcher Branche,
überall ist es zu Zusammenschlüssen, Kooperationen und Interessenorganisationen
gekommen. So wappnen sie sich gegen die kapitalstarken, unzimperlichen und
kaltschnäuzigen „Global Player“. Zudem ermöglichen diese Kooperationen, dem
Steuervogt ein Schnippchen zu schlagen. Während den vergangenen Jahren taten
sich Politiker mit dem Erfinden neuer Steuern besonders hervor.
Die
Arbeitslosenraten schnellten in den bisher verwöhnten Ländern kurzzeitig bis
auf 20% hoch, woanders sogar auf über 30%. Selbst in reichen Ländern wie der
Schweiz gehörten Obdachlose und Bettler zum Alltag.
Gott sei Dank nur vorübergehend.
Denn glücklicherweise besannen sich die Menschen bald auf ihre Fähigkeiten. Not
machte auch in dieser Krise erfinderisch. Durch die vielen Zusammenschlüsse
querbeet über Branchen und Ausbildungsniveaus hinweg sind unzählige neue
Produkte und Dienstleistungen entstanden. Dabei hat auch die Erfahrung mit „Homeoffice“
und „Homeschooling“ eine wichtige Rolle gespielt. Jedes dritte neugegründete
Unternehmen ist digital tätig, ebenso ca. ein Drittel aller Erwerbstätigen.
Tendenz steigend.
So sind die
Arbeitslosenraten allmählich wieder auf ein erträgliches Niveau gefallen. Und
jetzt, wo die Wirtschaft endlich wieder anzieht, werden flexible,
digital-versierte und praktische Mitarbeiter mit Handkuss eingestellt. „Handwerk hat goldenen Boden“, hiess es mal - bis die Banker in
ihren teuren Karossen, dicken Zigarren und seidenen Schlips in die Szene
drängten. Jetzt, im 2025, sind gute Handwerker wieder
gesucht und verdienen glänzend.
Die Banker
hingegen sind hinter gesichtslosen Gebäuden verschwunden. Sie betreiben nur
noch virtuelle Geschäfte, beraten telefonisch und führen ihre Konferenzen
online. Fertig mit Kundenbesuch auf den Bahamas und Geschäftsessen bei Sternchen-Köchen. Bankschalter gibt es nicht
mehr, denn Bargeld soll nächstes Jahr endgültig abgeschafft werden. Ich glaube
noch nicht ganz daran, denn noch ist viel Bargeld im Umlauf und in vielen
Ländern laufen Referenden gegen diesen Beschluss.
*****
Moment, ich hole
mir jetzt noch einen Kaffee und erzähle dann weiter.
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