Sonntag, September 03, 2017

Zum Verlieben

Es ist glasklar. Es ist hellblau oder smaragdgrün. Tiefblau auch. Am Horizont versinkt es mit dem Blau des Himmels im All.

Es ist immer warm. Es ist immer da. Selbst wenn es mal für ein paar Stunden bei Ebbe verschwunden ist: es kommt verlässlich zurück.

Der Zugang ist etwas knifflig. Vorsicht übt, wer sich nicht an den spitzen Korallenabbrüchen und Muscheln die Füsse verletzen möchte. Das versteinerte Riff muss umrundet werden. Die kleinen bunten Blumentöpfe aus Korallen dürfen auch nicht berührt werden. Das täte weh, am Körper und im Herz.


Doch nach zwanzig, dreissig Metern wird das Wasser hüfttief und ich beginne zu schwimmen. Ich tauche hinein, in dieses heute sanft säuselnde Wellenbad. Mit jedem Armzug gleite ich weiter hinaus, über die Riffplattform, wo der Sandboden hell wie in der Karibik leuchtet. Ich gleite wie ein Fisch durch dieses zauberhafte Element. Wohlig. Behütet. Umarmt. Körper und Seele heilend.

Während ich vor mich dahin schwimme, gleiten unter mir die bunten Blumentöpfe aus Korallen vorbei – sie erinnern mich an jene winzigen bunten Blumen, die im Sommer im Hochgebirge ihre Schönheit offenbaren. Unscheinbar von der Ferne, von der Wasseroberfläche nur als verschwommenes, dunkles Etwas erahnbar, bezaubern die Korallen mit ihren Farben und bizarren Formen aus der Nähe. Fischlein tummeln sich um sie herum. Ich gucke ihnen zu und ziehe weiter durchs Wasser.

Manchmal lege ich mich auf den Rücken, treibe bewegungslos auf dem Meer, beobachte Seemöwen, die mit ihrer Beute im Schnabel aufgeregt knapp an mir vorbeisausen. Über mir spannt sich der makellos blaue Himmel. Mein Gott, ist das schön! Unbeschreiblich. Wunderschön.

Vorne am Riffabhang ankern Tauchboote. Eine Zeit lang sind sie mein Ziel und ich komme gut vorwärts. Zwischendurch lasse ich mich absinken, um die tiefer liegende, kalte Strömung zu spüren. Die ist so erfrischend. Und lustig, es macht Spass. Ich tauche wieder auf und schwimme weiter in Richtung der Boote. Doch dann überlege ich es mir wieder anders.

Es ist so herrlich, allein zu schwimmen. Allein in dieser riesigen, glückselig machenden Badewanne zu plantschen, zu treiben, zu sein.

In einem grossen Bogen nähere ich mich zögernd wieder dem Ufer. Und stelle fest, dass ich da gar nicht durchkomme: zu viele Korallenbüsche und –töpfe. Ich muss nochmals ein bisschen zurück ins tiefere Wasser, schwimme über weitere Korallen hinweg und tauche endlich wieder auf. Sandboden. Strand. Festland.

Ich war schon so oft im Meer, lebe nun schon so viele Jahre hier. Und jedes Mal, wenn mich die Wellen umfassen, wenn ich dahingleite und sich die Distanz zum Ufer vergrössert, denke ich wieder: Mein Gott, ist das schön!


2 Kommentare:

  1. Als ´Neubürger´ von Hurghada gerade erst follower geworden und dann ein paar Tage später dieser helle, warme und plastische Post. Als schwämme man gedanklich neben dir.
    Complimenti!

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  2. Na, dann habe ich mein Ziel ja erreicht! Danke für die Blumen :)
    Und viel Freude hier in Hurghada.

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