Seit er
hier in Hurghada arbeite, das seien jetzt vier Jahre, war er erst vier oder
fünf Mal am Strand. Schwimmen könne er nicht so gut und alleine könne er nicht
an den Strand gehen.
„Mein
grösstes Problem bin ich selbst“, meint der junge Kellner. Er habe Probleme im
Kopf, mit seinen Muskeln, mit dem Herzen. Drum könne er auch nicht schwimmen
gehen.
Heute ist Ahmed
besonders gesprächig, während ich bei 40° C im Schatten meinen nachmittäglichen
Espresso trinke.
Er erzählt weiter,
manchmal auf Arabisch, das ich schwer verstehe, weil er Slang redet und das in
einem Wahnsinnstempo, manchmal auf Englisch, das ich auch nicht immer verstehe,
weil er es nicht gut kann. Er vertraue auch niemandem hier in Hurghada. Die
Leute würden sich als Freunde ausgeben und einen dann hinterrücks betrügen.
Jeder hier mache schlechte Erfahrungen, meint er und fügt lächelnd hinzu: „Das
hat auch was Gutes: beim nächsten Mal bist du gewarnt.“
Weil er
niemandem traue, rede er auch mit niemandem über seine Probleme und Sorgen. Er
rede mit dem, dem er vertrauen könne, also mit sich selbst. Am liebsten im Bad
vor dem Spiegel. Stundenlang. Sein Arbeitskollege, den er schon seit zwei
Jahren kennt, versteht das nicht. Ahmed will ihm seine Sorgen nicht
anvertrauen. Dabei ist Ragy, der Arbeitskollege, ein überaus hilfreicher,
ruhiger, netter und sozialer Typ.
Ich frag
nach Ahmeds Geburtstag, möchte ihm ein Sternzeichen zuordnen. Seine Antwort
jedoch überrascht mich: „Ich weiss es nicht.“
„Was, wie
geht das, du weisst dein Geburtsdatum nicht?“