Für jeden von uns bedeutet Luxus etwas anderes; hier in
Ägypten mag es bedeuten, dass eine Familie jeden Tag genügend Nahrung
auftreibt. Für Andere, dass sie sich einmal pro Woche Fleisch leisten dürfen, ihre
Kinder in eine gute Schule schicken oder zu Feiertagen eine neue Jacke anziehen
können.
Luxus mag auch sein, wenn man sich einmal pro Jahr zwei
Wochen Ferien in Rimini gönnt, ein Auto besitzt oder eine Jacht sein Eigen
nennen darf.
Jene Manager, Hausfrauen und andere stark engagierte
Menschen, die von einem Termin zum nächsten hetzen, nach der Arbeit noch
schnell einkaufen und anschliessend ins Fitnessstudio eilen, um rechtzeitig für
die Spätnachrichten vor der Glotze sitzen zu können und kurz vor Mitternacht
völlig überdreht ins Bett fallen, den Wecker auf sechs Uhr stellen, um am
nächsten Morgen weiter zu hetzen… All jene erklären möglicherweise „Zeit haben“
als Luxusgut.
Zeit haben heisst für mich, etwas dann zu tun, wann mir lieb
ist. In unserer konsumgeplagten Wohlstandgesellschaft ist das für Viele wahrlich
ein Luxusgut geworden. Es ist Freiheit, die wir uns kaum mehr gönnen.
Doch da gibt es noch etwas, das wir im Technologie-Zeitalter
nur noch rar finden:
Absolute Stille
Wo findet man sie noch? Weitab von der Zivilisation, z.B.
auf einem Berggipfel. Im Meer. In der Wüste.
Ich habe sie vermisst, diese absolute Stille, seit mir die
Berggipfel der Alpen abhanden gekommen sind. Hier in der Wüste habe ich sie für
einen Moment wiedergefunden. Innehalten… mitten in dieser unendlichen Weite…
bewegungslos stehen… tief atmen und lauschen. Lauschen und absolute Ruhe aufnehmen:
es ist eine wunderbare Erfahrung.
Gestaunt habe ich über die Weite: ich unterschätzte die Distanz
zwischen Meer und den ersten Felsen der Red Sea Mountans.
Tatsächlich erstreckt sich die Sandebene beinahe über 40km westwärts bis zu den ersten schwarzen, hellgrauen
oder rosafarbenen Felsen – weitab vom Zivilisationslärm.
Wer nun aber meint, nur weil er sich die allerneuesten Markenartikel
und technologischen Errungenschaften leisten kann, dann sei er für die Unwägbarkeiten
der Berge oder der Wüste vorbereitet, der täuscht sich. Man denke nur an die
zahlreichen Lawinenopfer dieses Winters: der Besitz eines LVS schützt weder vor
einem Lawinenabgang noch vor dem Lawinentod! Genauso wenig wie man „einfach so“
auf einen richtigen Berg steigt, geht man auch nicht „einfach so“ in die
Wüste. Erfahrung, Vernunft und Voraussicht sind nötig, um auf unliebsame
Überraschungen und lebensgefährdende Situationen vorbereitet zu sein. Am besten
vertraut man sich einem Spezialisten an, in den Bergen einem Bergführer und in
der Wüste einem Wüstenfuchs :).
Meine langen Radtouren auf schwach befahrenen Überlandstrassen geben mir etwas von dieser Stille. Mit dem Bike auf Sandpisten (oh ja, es braucht etwas Kondition) empfand ich noch eine Stufe beglückender! Ganz einfach deshalb, weil ich noch weiter von der Zivilisation weg war und endlich mal gar nichts mehr gehört habe. Nur Stille.