Da habe ich
auf einem Online-Marktplatz Inserate geschaltet. Wie auch schon in der Schweiz.
Doch hier – kaum ist das Inserat online – erhalte ich eine Nachricht.
„Telefonnummer.“
Mehr nicht.
Keine Bitte. Meine Telefonnummer habe ich nicht veröffentlicht, logo. Den Braten
riech ich schon, spiel aber mal vorläufig mit.
„Guten Tag.
Wie kann ich Ihnen helfen?“ und denke mir, vielleicht kann er nicht (ja, ich
war sicher, dass es keine „sie“ war) Englisch schreiben. Und ich füge hinzu „Ich
kann auch Arabisch lesen.“
Höflich
bleiben – so lange ich kann. Kann ich, wenn ich gut gelaunt bin.
Als Antwort
erhalte ich seine Telefonnummer. Kommentarlos.
Meine
Reaktion: „Tut mir leid, ich rufe Sie nicht an, bevor ich nicht weiss, worum es
geht. Zu viele doofe Typen versuchen Frauen zu belästigen. Ich hoffe, Sie
verstehen das. Also, wie kann ich Ihnen helfen?“
Und dann
kommt es endlich in perfektem Englisch: „Ich möchte Sie kennen lernen. Ich
wohne in Hurghada und bin alleine. Sind Sie einverstanden, dass wir uns
treffen? Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Einladung akzeptieren würden. Sie
haben etwas Magisches [woher weiss er das?] an sich. Ich bin ein guter Mann [tja…].
Sie haben meine Telefonnummer, falls Sie mich anrufen möchten. Und sonst bin
ich da, wenn Sie Hilfe brauchen.“
In mir
steigen Mitleid, Ekel und Ärger hoch und vermischen sich in Abscheu. Doch dann
obsiegt wieder jene Erkenntnis, die sich in all den Jahren hier in mir
angesammelt hat… Die einschränkende Religion, die ebenfalls eingrenzenden Traditionen,
die Einstellung, dass sich der (ägyptische) Mann nicht beherrschen kann, und die
Konfrontation mit dem Tourismus, der plötzlich all das Erträumte leicht
erhältlich zu machen scheint. Und mehr noch.
Arme Kerle,
irgendwie. Ich erinnere mich, wie ich mit dem Rennrad unterwegs war, und Typen
am Strassenrand an ihrem Teil herumhantierten. Ich erinnere mich an jene, die
besonders während den Sommerferien und den ach so heiligen Feiertagen, dann
wenn sie vom Rest des Landes in die Touristenhochburg einfallen… an jene, die
nachts anrufen und mich heiraten oder wenigstens kennen lernen möchten. Oder Nichts
sagen und sich nur mit meinem „Hallo?“ befriedigen… bis ich das Telefon auf
stumm schalte, damit ich die Anrufe nicht mehr hören muss. Oder jene, die einen
am Strassenrand anquatschen, man soll doch einsteigen, sie hätten noch nie so
eine hübsche... blablabla gesehen.
Arme
Gesellschaft. Aber fünfmal Beten, Fasten und in jedem Satz von Gott reden. Den
fürsorglichen Familienvater und liebenden Ehemann zur Schau stellen.
Kommentiert
Frau oder postet sie in einer Gruppe auf Facebook kann sie sich kaum vor
Freundschaftsanfragen retten. Die einfältigsten beginnen mit „Hi“; kreativere
bemühen sich noch zu schreiben, man hätte ein schönes Profilfoto und sie
möchten befreundet sein.
Arme Kerle,
wirklich. Würde sich einer etwas Gescheites, Aufregendes oder Unterhaltsames
einfallen lassen, hätte er vielleicht eine Chance.
Zurück zu
dem Quaggli, der mir auf dem Online-Marktplatz geschrieben hat. Meine Antwort fiel ziemlich nüchtern aus: „Das ist genau der Grund, weshalb ich meine
Telefonnummer nicht veröffentliche. An mir gibt es nichts Magisches, ich bin
ein Monster.“ Er soll von weiteren Nachrichten abstand nehmen.
Und dann
habe ich ihn geblockt und gemeldet.
Und ich
habe ihn auf True Caller und Facebook verfolgt: Frisch verheiratet! 😜😠
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