Es war leise hier. Still. Bedrückend.
Damit meine ich nicht die Aussenwelt, sondern die Innenwelt.
Natürlich bellten die Hunde mitten in der Nacht und rissen mich aus meinem
Schlaf. Natürlich hupten die Taxis nervend alle zweihundert Meter und trübten
die Freuden eines Spaziergangs. Natürlich hatten wir über Sommer den Inlandtourismus, wie immer, wenn der Auslandtourismus
wie Seifenblasen an politischen Gegebenheiten zerplatzt. Er ist der willkommene,
ungeliebte Lückenbüsser, der noch einen kleinen Beitrag an die Fixkosten beisteuert
und viele Scherereien bereitet.
Nach innen gestülpt
Ich meine aber die Innenwelt. Die von diesen Fachleuten
ausgerufene Epidemie hat die Welt, oder zumindest die Welt, wie ich sie
wahrnehme, nach innen gestülpt. Die Pflichten, denen wir tagaus, tagein nachgingen,
waren weggefallen: Keine Arbeit, kein Einkommen, keine Vergnügungsmöglichkeiten,
nicht mal an den Strand durften wir. Alles zu. Alles angehalten. Verboten.
Anfangs, als die Reize von Aussen fehlten, nahm ich mir enthusiastisch
vor, all die vielen Dinge zu erledigen, für die mir sonst die Zeit fehlt. Nach
einigen wenigen Erfolgserlebnissen erschlaffte mein Elan dafür zusehends. Ich
verbrachte Stunden mit Nichtstun. Oder nicht wirklich mit Nichtstun, sondern
mit Beobachten, mit Nachdenken. Mit Fühlen und Spüren. Mit Suchen und Versuchen
zu verstehen. Gedanken schwirrten mir durch den Kopf und ich versuchte sie
festzuhalten, von allen Seiten zu drehen und zu beobachten… sie entwischten
mir, kamen aber irgendwann wieder zurück.