Gestern sass ich frühabends vor meinem Laptop, betrachtete Bilder meiner letzten Ausflüge nach Oberägypten und wollte eigentlich darüber schreiben. Es kam aber anders und das wirkt noch immer nach. Jetzt schreibe ich über das, was da gestern passiert ist, um es loszuwerden.
Vom oberen
Stockwerk klangen seltsame Laute und dumpfe Geräusche herunter, dazwischen
schrie jemand.
Schon vor zwei
Wochen hörte ich etwas, ging hinauf, konnte aber nicht zuordnen, woher der Lärm
gekommen war.
Und gestern
Nachmittag ging es wieder los, diesmal länger. Entschlossen ging ich hinauf und
klingelte. Ein Mann riss die Türe weit auf und ich fragte die Frau im
Hintergrund: „Are you okay?“.
So habe ich das
gelernt. Man soll das Opfer ansprechen, nicht den Angreifer. Damit nimmt man
dem Angreifer den Wind aus den Segeln. Die Frau erwiderte wenig überzeugend: „Yes,
but my husband…“. Ich blickte den Mann an und wiederholte meine Frage. Er meinte,
ja, es sei alles ok. Nochmals wiederholte ich meine Frage der Frau zugewandt
und sie bejahte.
Na gut, dann hört
mit dem Lärm auf. Ich ging wieder in meine Wohnung runter und es blieb ruhig.
Bis am Abend. Mir gefror das Blut in den Adern und ich stürmte entschlossen hinauf. Gleichzeitig kam meine Nachbarin herauf, sie hatte die Schreie auch gehört. Ich klingelte. Der Mann öffnete und bat uns einzutreten. Nein, danke. Ich sprach die Frau an. Sie schluchzte und zitterte und taumelte die wenigen Schritte in den Gang zu uns heraus. Dort brach sie zusammen.