Dienstag, Dezember 28, 2010

Banking in Egypt

Ein Bankkonto muss her! Ich fragte meine Bekannten nach ihren Erfahrungen und entschied mich für eine international tätige, bekannte Bank. Gespannt darauf, was mich da alles erwartet, ging ich ins neue Bankenviertel.

Die Formalitäten zur Konto-Eröffnung sind im Vergleich zu dem, was wir in Liechtenstein oder der Schweiz erleben, unbedeutend. Einzig meinen Pass musste ich vorweisen und der Bankangestellte machte Kopien von meinen Personalien und meinem Visum.

Sofort erhielt ich meine Kontonummer und es wurde mir versprochen, dass ich in einer Woche die Bankomatkarte und den Code abholen könne. Damit würde ich Geld am Automaten beziehen und Internet-Banking aktivieren können.
Ich liess (aus Erfahrung) mehr als eine Woche verstreichen, bis ich die Karte und das Passwort holte. Ich quittierte den Empfang und ging freudig meines Weges. Erst später hatte ich Zeit, die Karte auszuprobieren und eine Transaktion am Automaten zu tätigen. Doch… irgendwas funktionierte nicht… Ich tippte den Code ein… meine Befehle wurden aber als fehlerhaft abgewiesen.

 
Ich probierte anderntags an einem anderen Automaten (die Bank hatte leider geschlossen) – mit dem gleichen Resultat. Entnervt gab ich auf und ging am darauf folgenden Tag wieder zur Bank. Die erste Frage „Haben Sie den richtigen Code eingetippt?“ liess mich fast explodieren Bin ich blöd? Nein, noch nicht. Nach einigen Telefongesprächen des Bankangestellten mit seinen Kollegen in Kairo stellte sich heraus, dass für meine Karte ZWEI Codes ausgestellt wurden. Ich hatte gar keine Chance, einen richtigen Code zu verwenden!

 
Weitere Tage verstrichen, bis ich einen neuen Code erhielt. Dieser funktionierte endlich auch und ich aktivierte Internet-Banking.
Doch ein erneutes Hindernis stellte sich mir in den Weg: wenn ich eine Überweisung innerhalb Ägyptens machen möchte, muss der Empfänger mit der elektronischen Überweisung einverstanden sein. Wo liegt hier der Sinn? Ich habe ihn bis heute nicht gefunden. Es gibt somit Zahlungen, die ich nach wie vor mühsam am Bankschalter tätigen muss, immer mit Wartezeiten und manchmal auch mit Überraschungen verbunden. So fiel einmal der Strom aus – Schalterhalle und Computer blieben dunkel. Der Banker bat mich, doch Bargeld am Automaten zu beziehen und dann am Schalter einzuzahlen!

Einmal gab ich versehentlich eine Zahlung per Internet-Banking zweimal auf. Ich bat den Kundendienst, die Zahlung zu stornieren – in der Schweiz kein Problem und es ist je nach Bank sogar elektronisch möglich. Doch hier erhielt ich zur Antwort: ja, das geht, das kostet aber so und so viel. Faktisch 50% meiner doppelt getätigten Überweisung. Ich schluckte tief und liess die Stornierung sein. Freundlicherweise hat mir der Empfänger den Betrag nach langer Zeit doch zurück erstattet. Im Gegensatz zu meinen Erfahrungen werden hier elektronische Überweisungen mit Spesen belastet – eine Tatsache, die ich auch nicht kapiere, fallen doch die „handling costs“ weg.

Ich habe hier auch noch nie vom Computer ausgedruckte Belastungen bzw. Gutschriften am Bankschalter bekommen. Ich muss von Hand alles ausfüllen und der Bankangestellte tippt dann alles nochmals ein. Er quittiert mir die Transaktion auf dem von mir ausgefüllten Formular – mit vielen Zeichen, Kürzeln, einem roten Strich und einem dicken Stempel.

Andere Banken, kleinere internationale oder ägyptische, arbeiten noch archaischer. Man stellt sich in einer langen Warteschlange an – ich fühle mich dabei jeweils, als ob ich am Jahrmarkt im Gedränge stehen würde - und erfährt dann irgendwann mal, dass man am falschen Ort ist oder ein Formular ausfüllen soll. Diskretion gibt es nicht – die dicht gedrängte Menschenmasse hört zu.

Worüber ich noch immer Staune ist die Tatsache, dass ich in einer Wechselstube den besseren Umrechnungskurs erhalte, als in einer Bank. Kürzlich hat mir meine Bank zu verstehen gegeben, dass ich als Kontoinhaberin vorteilhaftere Umrechnungskurse erhalte, das gilt aber nur für gängige Währungen wie den Euro. Der solide Schweizer Franken zählt hier nicht dazu.

Über all dies tröstet mich dann die Vorstellung, wie es wohl in anderen Ländern Afrikas sein mag und dann bin ich schon wieder froh, dass ich hier alles im Griff habe…


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