Dienstag, März 01, 2011

Vom Mangel

Die ägyptische Börse ist immer noch geschlossen. Ständig wird die Wiederaufnahme des Handels verschoben. Allein das sagt schon vieles über den Zustand des Landes aus.

Dass das hiesige wirtschaftliche (Un-)Gleichgewicht schwer gestört ist, ist nicht nur anhand der Streiks und der geschrumpften Flugbewegungen zu erkennen. Es gibt da noch etwas, das wirklich weh tut: es fehlt an Bargeld! Die Bezüge an Bankomaten oder an Bankschaltern sind begrenzt und es sind keine grösseren Geldbeträge erhältlich.

Ein Geschäftsmann jammert, er bräuchte 35‘000 ägyptische Pfund Bargeld – momentan unmöglich, diese Summe aufzutreiben. Auch ich erhalte mein Honorar meiner Schüler (normalerweise Vorauszahlung) in Raten, denn jeder hortet sein Bargeld. Ich übrigens auch, was ich gar nicht gerne mache. Es erinnert mich an die Zeiten, als es noch keine Bankomatkarten gab und Zahlen mit Kreditkarten nur den oberen Zehntausend vorbehalten war. Bisher habe ich nur Münzen gehortet, weil Kleingeld ewig knapp ist. Müssen wir uns bald auf Tauschwirtschaft umstellen? Eine Unterrichtsstunde gegen eine Viertel Übernachtung im Fünfsternehotel? Und wie bringe ich die wieder an den Mann bzw. an die Frau? Eintauschen gegen drei Pizzas? Und die wieder eintauschen gegen einen Teil Stromrechnung, eine Taxifahrt, Käse und Brot?

Uff: und Joghurt! Was ich in Hurghada Joghurt suche, ist schon bald aberwitzig. Habe ich es früher in 250g Bechern gekauft, bin ich inzwischen auf 1kg „Kübel“ übergegangen. Normalerweise kaufe ich gleich 2 kg auf einmal. Es gibt auch ganz kleine Becher... Aber: seit ein paar Tagen gibt es wieder mal überhaupt keine!

Es lebe die ägyptische Revolution! – Ehrlich gemeint, denn ich bin lieber hier als in Bahrein oder Libyen.


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