Mittwoch, April 27, 2011

Qena - eine Provinzstadt in Aufruhr

Der Militärrat ersetzt momentan eine ganze Reihe von Gouverneuren, so auch in Qena. Qena ist die Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements in Oberägypten, am Nilbogen gelegen, nur 220 km von Hurghada entfernt. In der Stadt wohnen viele Christen, Muslime sind aber im Gegensatz zu den umliegenden Dörfern in der Mehrheit.

Qena war während fast zwei Wochen in Aufruhr. Der vom Militärrat eingesetzte Gouverneur passte den Leuten nicht.

Weil er ein Kopte sei – sagen Muslime.
Weil er als ehemaliger Polizeioffizier dem gestürzten Regime nahe gestanden habe und für die Erschiessung von Demonstranten verantwortlich gemacht wird – sagen Muslime und Kopten.

Doch der vorherige und der vorvorherige Gouverneur waren auch Kopten. So klar ist die Situation also nicht. Denn offenbar haben (einmal mehr) Salafisten den Aufstand angezettelt. Tagelange Demonstrationen, Strassensperren, Gewalt und – was des Landes Nerv trifft – Blockade der Eisenbahnlinie Kairo - Assuan. Drohungen, die Wasserzufuhr zum Roten Meer (sprich nach Hurghada) zu unterbrechen.

Das geht natürlich nicht.

Der vom Militärrat eingesetzte Premierminister wollte die Sturköpfe beruhigen, die Situation schlichten. Vergeblich. Nun hat er den soeben eingesetzten Gouverneur für drei Monate beurlaubt, um die Lage zu beruhigen.

Und was sagt mein koptischer Bekannter? Wie sieht er die Situation? Zu meinem grossen Erstaunen ist auch er gegen die Einsetzung eines koptischen Gouverneurs. Der würde alles Unmögliche und Mögliche tun, um Muslime zu bevorzugen und damit zu beweisen, dass er Kopten nicht bevorteile… Das ist kompliziert.

Doch das ist (Ober-)ägypten wie es lebt. Hitzig, rückständig, ungebildet, leicht beeinflussbar. Ähnliches wird heute aus Minya berichtet. In Ägypten brodelt es gefährlich…


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