Samstag, Oktober 30, 2010

Schnorcheln in Abu Dabbab (Marsa Alam)

„Es ist wie in der Karibik, komm doch mit!“ schwärmte die Stimme ins Telefon. Wie in der Karibik? Ich konnte es kaum glauben, denn ich weiss, wie es dort ist. Trotzdem sagte ich gerne zu – Abwechslung von Hurghada war nötig und willkommen.

Drei Fahrstunden südwärts, unterbrochen von einer kurzen Rast in El Quesir, entstiegen wir dem Minibus und fanden uns in einer anderen Welt wieder.
Sanfte Hügel rollen bis ans Meer, eine weit geschwungene Bucht gibt den Blick auf ein grosszügig angelegtes Hotel und das tiefblaue Meer frei. Und: ein lang gezogener, mit Muscheln und abgestorbenen Korallen übersäter feiner, heller Sandstrand, riesige, mit getrockneten Palmwedeln gedeckte Sonnenschirme; darunter versteckt laden Liegen aus Schilfrohr ein, sich niederzulassen, dem Rascheln der Palmwedel zu lauschen und auf das glasklare Meer hinaus zu träumen. Die Strandinfrastruktur bietet unaufdringlich alles an, was Taucher und Schnorchler benötigen.

Doch das wichtigste lag überaus verlockend vor uns: ein unglaublich glasklares Wasser, ein intaktes Korallenriff und die Aussicht, eine Seekuh und Meeresschildkröten zu sehen. So verliessen wir die Liegestühle eiligst wieder, befestigten Flossen, Masken und Schnorchel und glitten in das Badewasser warme Meer hinein. Wenige Padelbewegungen zur Mitte der Bucht genügten und tatsächlich: wenige Meter unter uns auf dem Meeresboden ruhte eine Meeresschildkröte und nahm von der menschlichen Hektik über ihr absolut keine Notiz. Nicht weit von ihr entdeckten wir weitere Meeresschildkröten; längliche, gelbliche Fische ruhten auf dem Panzer einer der Kröten. Putzerfische? – sicher bin ich nicht mehr, ob das der richtige Name war. Einzig die Seekuh wollte sich trotz intensiver Suche nicht sehen lassen.

Nach einer leckeren Verpflegung – von der Organisatorin selbst zubereitet – und einer wohltuenden Ruhepause setzten wir unsere  Meeresentdeckung fort. Inzwischen gehörte die Bucht fast uns alleine und wir schwammen entlang dem Korallenriff hinaus, bis das Meer zu tief, die Sicht zu schlecht, die Strömung zu stark wurde. Welch unerwartete Pracht sich da unten versteckt: Fische in den buntesten Farben, aber auch solche, die sich zu tarnen wissen. Korallen im schönsten dunkelblau, knalligsten gelb, verführerischstem lila und anderen Farben. Blaupunktrochen, Feuerfische, Steinfische, Kugelfische – als Laie konnte ich mir nicht viel mehr Namen merken. Umso eindrücklicher wirkte auf mich, was ich staunend sah: winzige Fischchen in Schwärmen, silberne Fische die miteinander einen Endlos-Reigen tanzten, ein bräunlicher schmaler Fisch, der jeweils mit einer seiner Flossen nach oben zu winken schien. Das schräg ins Meer fallende Licht der Nachmittagssonne verstärkte den zauberhaften Eindruck noch. Still lag ich auf der Wasseroberfläche und beobachtete dieses ruhige Treiben unter mir. Eine heile Welt schien das da unten zu sein, friedlich, gefahrlos, der Wirklichkeit entrückt. Dass dem nicht so ist, daran wollte ich momentan nicht denken.

Doch nur Minuten nach dem ich aus dem Wasser verlassen hatte, spürte ich, dass ein Finger schmerzte. Ich sah ihn an und stellte fest, dass er anschwoll und sich dunkel verfärbte. Berührt hatte ich nichts – ausser den Seilen, die das einzige Boot in der Bucht festhielten, und die wir queren mussten. Ich wurde informiert, dass sich am Seil winzige Korallen festsetzen und ich offenbar damit in Berührung gekommen war. Auch Quallen hatten Blasen auf meiner Haut hinterlassen. Allerdings war ich die einzige unserer Gruppe, die diese Erfahrungen gemacht hatte und noch längere Zeit daran erinnert wurde.

Auf unserer Rückfahrt wurden wir von einem dieser wunderbar kitschigen Sonnenuntergänge begleitet, die die Wüste täglich neu zelebriert. Wir erfrischten uns in El Quesir nochmals in einem landestypischen Kaffee, in der Dämmerung am Strand sitzend, die Füsse beinahe im leise plätschernden Meer. Eigentlich zu schade, um weiterzufahren. Doch unterwegs erwartete uns noch eine kleine Überraschung: unser Bus musste mitten in der Wüste während einer Viertelstunde anhalten, weshalb wir in den Genuss eines – für Europäer - selten gewordenen Anblicks kamen: einen unglaublich klaren Sternenhimmel mit Abermillionen von Gestirnen, frei jeglicher Lichtverschmutzung. Wahrlich ein krönender Abschluss eines eindrücklichen Tages. Wie in der Karibik? Vielleicht… vielleicht auch schöner.


Informationen zu diesem und anderen Ausflügen sind zu finden bei: www.cleopatra-travel-hurghada.com/index.html



 

  

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