Montag, August 14, 2017

Umgang mit Regeln und Vorschriften

Regeln und Vorschriften (und Gesetze) gibt es hier noch und noch. Manche machen Sinn, manche weniger. Jene im Strassenverkehr, zum Beispiel, finde ich recht sinnvoll, verhindern sie doch Unfälle. Aber nicht mal diese Vorschriften werden eingehalten, die Verkehrsteilnehmer scheren sich einen Deut darum und machen, was sie wollen.

Gestern habe ich ein hübsches Müsterchen über den kreativen Umgang mit Vorschriften erlebt. Zum Windsurfen gehe ich seit 18 Monaten ein- bis zweimal pro Woche in ein und dasselbe Hotel. Da passiere ich den Wachmann bei der Hotelzufahrt. Wenn er neu ist, ruft er seinen Kollegen am Hoteleingang an. Wenn die Wachmänner mich kennen, grüsse ich und spaziere rein.

Sonntag, August 13, 2017

Nebenwirkungen vom Leben anderswo

Manch einer probiert es, denn es scheint so verlockend: ein Leben anderswo, fern der Heimat, unter der Sonne des Südens, in der Weite der Pampa, inmitten der Berge, in einer fremden Kultur, in einem anderen Sprachraum. Oder sonst wo, einfach weg von daheim.

Und viele geben wieder auf, denn es ist nicht einfach. Seien wir ehrlich: es ist saumässig schwierig, insbesondere dann, wenn man noch nicht auf ein dickes Bankkonto oder eine regelmässige Rente zurückgreifen kann. Doch allein der Versuch ist es wert: es erweitert den persönlichen Horizont und macht die eigenen Grenzen erkennbar. Das fängt aber schon beim Entscheid an, ob Mann oder Frau überhaupt innerlich bereit ist, das angestammte Revier, die Sicherheit, den gewohnten Alltag, die Freunde und lieb gewordenes zurückzulassen.

Und manche bleiben und beissen sich durch. Mit Glück, Beziehungen oder Durchhaltewillen. Was sich dabei abspielt, versuche ich hier mal zu skizzieren.

Unter der Glasglocke
Jeder Mensch trägt seine persönlichen Erfahrungen mit sich herum, sie haben ihn zu dem gemacht, was er ist: Erziehung, Kultur, Bildung und Erlebnisse waren und sind die Zutaten. Ich komme aus einem Umfeld, wo Begriffe das sind, was sie auch bedeuten (Rechtsstaat, Demokratie, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Ethik, Anstand und noch vieles mehr); zumindest habe ich das so wahrgenommen. Mit dieser Vorstellung bin ich in das Drittweltland Ägypten gekommen, einer Diktatur, in welcher die Hälfte der Bevölkerung unter oder an der Armutsgrenze versucht zu überleben, wo Polizei an jeder Ecke steht und allein das Recht des Stärkeren gilt. Der Stärkere ist jener, der die besseren Beziehungen und mehr Geld zur Verfügung hat.

Das Klima hat mich entzückt, das Neue und Exotische haben mich fasziniert. Ich sass unter der Glasglocke und was ich da durch das Glas beobachtete, war wunderbar: Das Meer, die Palmen, die Wüste, die Sprache, die Sonnenaufgänge und die liegende Mondsichel am Nachthimmel.

Diese Phase dauert eine ganze Weile, je nach dem, mit wem man zu tun hat. Wunderschön ist es, herrlich, paradiesisch quasi. Inzwischen weiss ich, dass das Paradies anders aussieht.

Der Schock
Der kommt unweigerlich, sofern Mann oder Frau nicht schon vorher verduftet ist. Stromunterbrüche nerven. Kein fliessendes Wasser auch. Besonders im Hochsommer, wenn die Temperaturen gegen vierzig Grad Celsius klettern. Es nervt, wenn ein Arbeiter kommt, um etwas zu reparieren, gleichzeitig aber neuen Schaden anrichtet. Es nervt, wenn man einkaufen will und dafür mehrere Geschäfte abklappern muss und trotzdem nicht findet, was man sucht. Es nervt die Huperei, die Raserei und die blöde Anmache von Verkäufern, Taxifahrern und Aufreissern.

Dienstag, August 08, 2017

Belästigung ohne Ende

Da habe ich auf einem Online-Marktplatz Inserate geschaltet. Wie auch schon in der Schweiz. Doch hier – kaum ist das Inserat online – erhalte ich eine Nachricht.

„Telefonnummer.“

Mehr nicht. Keine Bitte. Meine Telefonnummer habe ich nicht veröffentlicht, logo. Den Braten riech ich schon, spiel aber mal vorläufig mit.

„Guten Tag. Wie kann ich Ihnen helfen?“ und denke mir, vielleicht kann er nicht (ja, ich war sicher, dass es keine „sie“ war) Englisch schreiben. Und ich füge hinzu „Ich kann auch Arabisch lesen.“

Höflich bleiben – so lange ich kann. Kann ich, wenn ich gut gelaunt bin.

Samstag, August 05, 2017

Beschützt und behütet

Es gibt da ein freies Stück Strand, das weder abgeriegelt, noch bewacht ist. Das ist rar. Links und rechts daneben stehen riesige Hotelbauten.

Das Stückchen Strand dient mir früh morgens, wenn es noch nicht zu heiss ist, als Joggingpiste. Da hat es nämlich eine festgefahrene Chaussée, wo der Sand fest gepresst ist. Ideal also für mein lädiertes Knie. Ausserdem komme ich da morgens in den Genuss von Meeresbrise und Meeresluft. Tut gut.

Selbst um die Zeit schon spazieren Touristen bei Ebbe im Wasser oder plantschen vor sich hin.

Neulich haben mich Wachmänner vom Hotel daneben beobachtet. Das hat mich genervt, zuerst. Dann hat das Joggen aber gewirkt und ich habe mich beruhigt. Genervt, weil man in dem Land ständig begafft und beobachtet wird. Beruhigt, weil ich mir vorgenommen habe, die zu ignorieren.

Als ich mit meiner Hüpferei fertig war, bin ich hinunter an den Strand gegangen, auf die zwei Typen zu. Beide hatten Stöpsel im Ohr, Uniform am Körper, Glatzköpfe. Freundlich gegrüsst habe ich und dann gefragt, warum sie mich ständig beobachteten. Ich würde mich dabei nicht wohlfühlen.

Der Eine entschuldigte sich dann dafür. Sie wüssten, dass ich öfter am Morgen hierherkomme und ich dürfe jeden Tag kommen. Aber sie müssten darauf achten, was da los ist. Grad letzte Nacht hätten sich hier im Gebüsch (gibt es da tatsächlich) Kriminelle versteckt, welche von der Polizei schon länger gesucht worden waren. Letzte Nacht hätte sie die Polizei mitgenommen.

Da war ich doch etwas Baff. Aber es zeigt wieder, dass man in dem Land kaum einen Schritt tun kann, ohne beobachtet zu werden. Seit dem unglückseligen Messerangriff auf Touristinnen vor drei Wochen sind Strände und Hotels noch schärfer bewacht. Wenn es was bringt und die Polizei erwischt weitere Delinquenten, soll’s mir recht sein. Aber es bringt auch Unannehmlichkeiten mit.