Donnerstag, Oktober 26, 2023

Abschied

Mein Blick gleitet über die Landschaft unter mir.

Die Strassen Hurghadas, durch die ich mit meinem Auto rollte, Die Zufahrts- und Ringstrassen, die mir Ausfahrten auf dem Rennrad erlaubten. Begegnungen mit anderen Radfahrern, durch die Freundschaften entstanden und sich wieder verloren. Mit erstaunten Autofahrern, die mich fotografieren wollten oder mich beinah umfuhren. Mit den risikofreudigen Minibussen, die sich an keine Verkehrsregeln halten. Mit Schwertransportern, die mir zuhupten und gratulierten.

Unter mir liegt die Küste mit dem Wasser, das mit seinen Farbtönen von smaragd zu tiefblau entzückt, heute noch, wie vor 15 Jahren. Da unten liegen auch die Riffe, an denen ich schnorchelte.

Die Küste des Sinais schieben sich in mein Blickfeld, die Zacken der Berge strecken sich über den gelben Sand. Dort bin ich die Küste entlang gefahren, von Sharm nach Suez, in die Berge nach St. Kathrin, über die Nahl-Strasse nach Taba. Ich bin im Golf von Aqaba geschnorchelt, in Nuweiba habe ich tiefen Schlaf in einem Camp genossen. Ich war in den Bergen und in Dahab.

Samstag, Oktober 14, 2023

Ich hab’s getan – eine Wohnung gekauft (Fortsetzung XI)

Zwei extrem anstrengende Wochen liegen hinter uns. Doch jetzt fühle ich mich etwas besser und ruhiger.

Ich hab’s versprochen und ich halte mein Wort. Ich erzähle euch, was da passiert ist, weshalb wir die Polizei riefen, einen Anwalt engagierten und dann unsere Anzeige zurückzogen.

Von der Drohung

Im August wurde uns ein Schreiben des Besitzers der Wohnanlage zugespielt. Zugespielt, denn er kontaktiert uns nie direkt, sondern via Doorman. Darin verlangt er monatliche Zusatzzahlungen zur Deckung der Unterhaltskosten.

Geht nicht, denn wir alle haben 10% des Kaufpreises für Unterhalt für immer („life time“) bezahlt. Das bedeutet eigentlich, dass wir niemals irgendwelche weiteren Kosten übernehmen müssten, auch nicht bei einer Renovation oder einem Ersatz, wie z.B. eines Motors.

In diesem Schreiben listet S., der Besitzer der Wohnanlage, auf, welche Ausgaben monatlich zusammenkommen und wie viel der Zins unserer Einlagen abwerfe. Wenn wir nicht zustimmen, müsse er die Unterhaltsleistungen reduzieren.

Samstag, Oktober 07, 2023

Ich hab's getan - eine Wohnung gekauft (Fortsetzung X)

Das Recht des Stärkeren.

Meine Nachbarn haben Informationen eingeholt. Auch wenn "Niemand über dem Gesetz steht", wie der Anwalt so schön sagte, sich mit mafiosen Strukturen anzulegen ist selbstzerstörerisch.

Fast gleichzeitig erhielt ich ähnliche Informationen.

Wir sind im Recht, es geht um eine kriminelle Handlung und doch: Wir sind machtlos. Als Europäer ist das verdammt schwierig zu schlucken, Ägypter sind sich darin geübt.

Anklage zurückgezogen, denn unsere Energie hat Grenzen.

Wie versprochen folgen Details später.

Ich hab’s getan – eine Wohnung gekauft (Fortsetzung IX)

Ihr kennt sicher alle den Film „Der Pate“, oder? Genialer Al Pacino, rauchende Mafiosi, Nahaufnahmen von Charakteren, Waffen, viel Emotionen und ziemlich blutig. Ich war heute in einer Szene dabei, in einer unblutigen, aber nicht weniger aufreibenden.

Unser Termin ist um 21 Uhr und dauert genau eine Stunde. Der Mann hinter dem Schreibtisch ist kräftig gebaut, trägt ein hellblau gestreiftes Jackett, im Revers steckt ein sorgfältig gefaltetes rotes Einstecktuch. Dicke Manschettenknöpfe prangen an den weissen Manschetten, die pompös aus den Jackettärmeln ragen.

Er raucht. Seine Haare hat er mit ganz, ganz viel Pomade nach hinten festgeklebt. Er weiss sich zu präsentieren.

Mein Typ ist er nicht.

Mittwoch, September 27, 2023

Betriebswirtschaft mit Blick auf Zahnseide

Ein blöder Titel, aber mir ist nichts Besseres eingefallen.

Ich war seit Wochen auf Suche nach Zahnseide. Die gibt es hier, aber nicht immer und nicht überall. Halt wie so vieles andere auch 😏. Relativ verbreitet ist die Marke mit dem Buchstaben „O“ am Anfang des Namens. Die wollte ich nicht, die ist importiert und teuer.

Heute nun – eher zufällig und zu meiner grossen Überraschung in einer Apotheke – bekomme ich zwei Marken zur Auswahl: Die oben erwähnte und ein anderes Produkt, das mir sehr sympathisch und im Unterbewusstsein „heimelig“ herüberkam. Auf meine Frage nach dem Preis war klar: Ich nehme das in Ägypten produzierte Stück. Es kostet in der Apotheke ein Drittel des anderen Produkts, im Supermarkt wäre es noch die Hälfte. Darf jeder mal raten, weshalb es hier mehr Apotheken als Moscheen gibt, wobei im Schnitt schon beinahe alle 500 Meter eine Moschee steht… 

Freitag, September 22, 2023

Autoverkauf und so

Manchmal kommt alles plötzlich und ganz anders im Leben. Das ist gut so, es bringt Abwechslung und Herausforderungen J.

Jedenfalls habe ich mein Auto zum Verkauf ausgeschrieben, mal so zum Testen, was da für Reaktionen kommen würden. Davor habe ich mich über den möglichen Preis schlau gemacht. Ich wurde mit Anfragen überschwemmt.

Gebrauchtwagen stehen hier hoch im Kurs oder anders gesagt, ein gebrauchtes Auto verliert hier nicht so viel an Wert wie in Europa. Trotz Beulen, von der Sonne ausgebleichtem Lack und gefahrenen Kilometern. Warum? Es kommen kaum Neuwagen ins Land herein, weil die dazu nötigen Devisen fehlen. Auf dem Schwarzmarkt wird der Euro mit 40-42 Pfund gehandelt. Nur jene, die Zugang zu Devisen haben, können da mitmischen. Folglich bleibt den willigen Käufern nur die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Mittwoch, September 13, 2023

Knapp davon gekommen

Ich komme gerade vom Flughafen und biege in die Flughafenstrasse ein. Wieder habe ich eine Nachbarin zum Flughafen gebracht, gern gemacht.

In Gedanken beim Einkauf, den ich noch rasch erledigen will, beschleunige ich mein Auto. Gebe Gas, blicke in den Rückspiegel, weil ich eigentlich zur linken Fahrbahn hinüber wechseln will, um in die Stadt hineinzufahren.

Ich blinke, sehe nochmals in den Rückspiegel und drehe das Lenkrad schon leicht nach links, um die Spur zu wechseln. Da sehe ich einen weissen Sportwagen in einem Wahnsinnstempo auf mich zufahren.

Mittwoch, September 06, 2023

Der lange Schatten des „freiwilligen“ Impfzwangs

Ein besonderer Nachruf

Nun war ich zwei Monate in meinem kleinen Heimatland, war viel mit dem Mountainbike unterwegs und zu meiner grossen Freude fand sich mit der Zeit auch die entsprechende Kondition wieder ein. Herrlich war’s!

Und ich habe meine Freunde getroffen. Von einem Freund möchte ich hier erzählen. Wir lernten uns in der Schule kennen, er wurde mein erster Schatz, verliess mich nach ein paar Monaten wegen einer anderen und wir verloren uns aus den Augen.

Nur für ein paar Jahre. Denn er kehrte immer wieder in mein Leben zurück, schrieb Postkarten aus den Ferien, schickte Glückwünsche zum Geburtstag und Grüsse zu Weihnachten. Er gründete eine Familie, ich erkundete die Welt. Er baute mit seiner Partnerin ein Haus, mich zog es in die Ferne.

Samstag, Juli 15, 2023

Wenn eine Ägypterin aus dem Nähkästchen plaudert

Da habe ich durch meinen Schreibworkshop unter anderem eine hübsche, aufgeschlossene und liebenswerte junge Ägypterin kennengelernt. Wir – eine andere Teilnehmerin des Workshops und ich – haben uns angefreundet und sind zusammen ausgegangen. Kommt selten genug vor, dass man in Hurghada halbwegs Gleichgesinnte kennenlernt. Diesbezüglich herrscht ziemliche Öde hier, denn Kinder, streunende Hunde und junge Ägypter gehören nicht wirklich zu meinem Themenfeld. Bitte nicht falsch verstehen.

Lustig war’s, erfrischend und erheiternd. Unser Gespräch kreiste um viele Themen, bis wir beim Thema Beziehungen und Tourismus landeten.

Montag, Juni 26, 2023

Ich hab’s getan – eine Wohnung gekauft (Teil VIII einer langen Fortsetzungserzählung)

Als ich meine Wohnung gekauft habe, brauchte ich einen Anwalt für den Papierkram. Eine Freundin hat mir einen mit ihr befreundeten Anwalt empfohlen. Er versprach, alles zu tun, was nötig sei.

Wir vereinbarten € 500 für alle Dokumente, inklusive den sogenannten „Green Contract“. Dieser Vertrag beurkundet den Eintrag im Immobilienregister. Ich wusste, dass das von ihm geforderte Honorar etwas hoch war, dachte aber, wenn er der Freund einer Freundin ist und gut arbeitet, dann akzeptiere ich das. Die erste Teilzahlung würde ich bei Übergabe des Verkaufsvertrags leisten, die zweite bei Aushändigung des „Green Contracts“.

Den Auftrag dazu habe ich Anfang Februar 2022 gegeben. Eine Woche später haben wir die Vollmacht notariell beglaubigen lassen.

Montag, Juni 19, 2023

Heute Abend kaufe ich ein Schaf

Natürlich nicht ich.

Mein langjähriger Schüler bat mich, den Unterricht vorzuverlegen, und ich war etwas neugierig nach dem Grund. Meistens liegt es daran, dass er als Reiseleiter extrem viel Arbeit hat. Ich nütze solche Ausnahmesituationen gern, um meine Schüler über ihren Alltag in Deutsch sprechen zu lassen.

Zu meiner Überraschung erklärte er mir, dass er heute Abend in Dahar ein Schaf kaufe.

Montag, Juni 12, 2023

Mein vierrädriger Gefährte mit unerwünschten Überraschungen

Mein Auto beginnt mehr Aufmerksamkeit zu verlangen. Während sieben Jahren hat es mich absolut nie im Stich gelassen und war ein treuer Gefährte.

Das scheint jetzt vorbei zu sein. Vor ein paar Wochen verlangte es Ersatz der Benzinpumpe, entdeckt beim Autoservice.

Wenn’s beim Blinken dunkel wird

Am Sonntag vor einer Woche musste ich den Blinkerschalter ersetzen lassen. Wenn ich bei Nacht und mit eingeschalteten Scheinwerfern rechts blinkte, gingen die Scheinwerfer aus. Zu gefährlich, so rumzufahren. Das Ding kostet so viel, wie ein einfacher Arbeiter monatlich verdient. Ich habe mir zuerst überlegt, ein gebrauchtes Teil zu kaufen, denn hier kann man alles Gebrauchte und Reparierte finden. Handkehrum kann man hier auch alles verkaufen. Ich habe mich für den Verkauf des Alten entschieden. Ist wohl sicherer. Ein Freund meinte, das sei ein bekanntes Problem der Renaults. Pech für mich.

Samstag, Mai 20, 2023

Ich hab’s getan – eine Wohnung gekauft (Teil VII einer langen Fortsetzungserzählung)

Ameisen – das Übel

Der letzte Sommer war ein Ameisensommer. Nicht nur bei mir, sondern in vielen Wohnungen in ganz Hurghada.

Die kleinen Dinger haben Null Anstand und Respekt. Sie drängeln sich durch die kleinsten Ritzen und Löcher, von denen die angeblichen "Handwerker" (siehe Beispiel) jede Menge übrig gelassen haben. Eigentlich sollte ich die ganze Wohnung neu plättelen (zu Deutsch: kacheln) und verkitten. Jedenfalls konnte ich wunderbar beobachten, aus welchem Loch die Ameisen rauskamen, wo sie ihre Strassen verlegten und wo sie wieder verschwanden. Im Bad sah ich das besonders gut, genauer gesagt unter der Dusche.

Dienstag, Mai 09, 2023

Ausflug nach Oberägypten - 3. Tag

Dritter Tag: Naqadah

Diese kleine Stadt wenige Kilometer nördlich von Luxor steht auch schon lange auf meiner Liste. Warum? Weil einer meiner Freunde von hier kommt und hier lebt und die Stadt heute zwar aus touristischer Sicht bedeutungslos ist, aber handwerklich und geschichtlich interessant ist.

Noch mehr Webtradition

Hier wurden ebenfalls seit Urzeiten handgewobene Stoffe hergestellt. Mein Freund B. sagte mir, früher kam das Tuch für die Kaaba in Mekka, die Kiswa, von hier. Die Stoffe wurden auch in den Sudan geliefert.

Montag, Mai 08, 2023

Ausflug nach Oberägypten - 2. Tag

Zweiter Tag: Abydos

Autofahren - nichts für Weicheier

Von Sohag nach Abydos soll die Fahrt ca. eineinhalb Stunden dauern. Ich brauche zweieinhalb. Das wirft meine Planung ziemlich über den Haufen, obwohl ich genauso fahre, wie mir Google Maps das vorgibt. Einmal weigere ich mich, in ein Dorf hineinzufahren, wo die Löcher in den Strassen tiefer sind, als mein Auto verkraftet. Selbst im ersten Gang fahren ist fast nicht möglich und wir humpeln wieder aus dem Dorf hinaus. Ich rede mir gut zu: „Du hast ja einen Jeep“, was nicht ganz stimmt, aber so, wie ich mit meinem Wagen umgehe, stimmt es dann wieder.

Als ich dann endlich vom Niltal Richtung Abydos abzweige, verzweifle ich fast. Obwohl täglich unzählige Busse Touristen von Luxor zum Tempel von Abydos fahren und auch wieder zurückbringen, ist die Strasse in einem Zustand, der jeder Beschreibung spottet. Minibusse, Traktoren, Esel, Lastwagen, Motorräder und diese unberechenbaren Tiktoks sind immer und überall. Sie überholen, wo es eigentlich gar nicht mehr möglich ist und dazwischen drängen sich alle anderen, die auch noch ein Stück von der Strasse für sich beanspruchen möchten. Die ist nur zu zwei Dritteln befahrbar und davon wiederum klafft alle 200m ein Loch. Dem weichen alle aus, also fahren alle in ihrem ganz persönlichen halsbrecherischen Tempo auf derselben Fahrspur. Übrigens: Fussgänger hat es auch noch. Ein Albtraum! Ich verteidige meine Bedürfnisse energisch, weil ich irgendwann mal ankommen statt nur abgedrängt oder überholt werden möchte.

Sonntag, Mai 07, 2023

Ausflug nach Oberägypten - 1. Tag

Januar ist eine ideale Reisezeit hier, finde ich. Die Temperaturen sind tagsüber angenehm, es gibt keine Feiertage und folglich sind nicht so viele Touristen (Einheimische wie Fremde) unterwegs.

Also erfüllte ich mir einen langgehegten Wunsch und fuhr nach Akhmim (Achmim) bei Sohag. Dort wurden schon zur Zeit der Pharaonen edle Stoffe auf riesigen Webstühlen von Hand gewoben.

Auf meinem Wunschzettel für diese kurze Reise standen auch Abydos und Naqadah. „Kurz“ bezüglich eingeplanter Tage und berechneter Distanzen, nicht aber bezüglich der Strassenverhältnisse. Das war leider ein Fehler. Habe also wieder was gelernt 😏.

Erster Tag: Auf nach Sohag

Die Kilometer und Stunden durch die Red Sea Mountains dehnen sich in die Länge. Die Strasse ist zwar gut, die Landschaft manchmal eintönig, manchmal atemberaubend schön, aber die Distanzen sind wirklich nicht zu unterschätzen. Nach mehreren Stunden Fahrt liegen die Berge hinter mir, am Horizont flimmert unscharf das Sandsteingebirge des Niltals. Irgendwo auf einer Hochebene, wo sich zahlreiche Farmen befinden, nehme ich spontan einen jungen Autostöppler mit. Er wartet mit einem älteren Mann in Galabya und Turban an der Zufahrt zu einer Farm. Ich denke mir: Den nimmst du mit, tust eine gute Tat und hast Unterhaltung. Kommt ja eh weit und breit kein anderes Fahrzeug hier vorbei, vielleicht wartet er schon lange auf eine Mitfahrgelegenheit.

Samstag, April 08, 2023

Zivilcourage oder Fehler?

Gestern sass ich frühabends vor meinem Laptop, betrachtete Bilder meiner letzten Ausflüge nach Oberägypten und wollte eigentlich darüber schreiben. Es kam aber anders und das wirkt noch immer nach. Jetzt schreibe ich über das, was da gestern passiert ist, um es loszuwerden.

Vom oberen Stockwerk klangen seltsame Laute und dumpfe Geräusche herunter, dazwischen schrie jemand.

Schon vor zwei Wochen hörte ich etwas, ging hinauf, konnte aber nicht zuordnen, woher der Lärm gekommen war.

Und gestern Nachmittag ging es wieder los, diesmal länger. Entschlossen ging ich hinauf und klingelte. Ein Mann riss die Türe weit auf und ich fragte die Frau im Hintergrund: „Are you okay?“.

So habe ich das gelernt. Man soll das Opfer ansprechen, nicht den Angreifer. Damit nimmt man dem Angreifer den Wind aus den Segeln. Die Frau erwiderte wenig überzeugend: „Yes, but my husband…“. Ich blickte den Mann an und wiederholte meine Frage. Er meinte, ja, es sei alles ok. Nochmals wiederholte ich meine Frage der Frau zugewandt und sie bejahte.

Na gut, dann hört mit dem Lärm auf. Ich ging wieder in meine Wohnung runter und es blieb ruhig.

Bis am Abend. Mir gefror das Blut in den Adern und ich stürmte entschlossen hinauf. Gleichzeitig kam meine Nachbarin herauf, sie hatte die Schreie auch gehört. Ich klingelte. Der Mann öffnete und bat uns einzutreten. Nein, danke. Ich sprach die Frau an. Sie schluchzte und zitterte und taumelte die wenigen Schritte in den Gang zu uns heraus. Dort brach sie zusammen.

Sonntag, April 02, 2023

Begegnung am Markt

Unschlüssig trete ich vor die Markthalle. Gerne hätte ich mehr Obst und Gemüse gekauft, aber das Angebot hat mich nicht überzeugt.

Ein junger Mann lächelt mich an. Ich will ihn gar nicht wahrnehmen, aber er ist hartnäckig, drängt sich in mein Blickfeld. Über einem ausgesprochen hübschen Gesicht liegen wirr dichte, lockige Haare. Wieder lächelt er und zeigt tadellose Zähne. Mit den Armen fuchtelt er herum, sein schlanker Körper im blauen Overall tanzt mit und deutet eine Verbeugung an.

Mir dämmert, er macht mir ein Kompliment. Entschlossen gesellt er sich neben mich, weist mit dem Arm in die nächste Halle und sieht mich fragend an. Nein, da war ich schon. Er gibt nicht auf: und die? Interessiert mich auch nicht mehr. Meine Schritte führen mich ans Tor, wo mein Auto geparkt steht.

Seine Arme umschliessen ein unsichtbares Paradies, zeigen mir, dass es seines ist: Hier putzt er Autos. Ob er meines reinigen soll? Nein, danke. Schon gar nicht mit dem Lumpen da.

Inzwischen verstehe ich, dass er taub oder taubstumm ist. Er gibt zwar Laute von sich, aber unverständliche.

Sein warmer Blick lässt nicht los. Glückselig schreibt er in Englisch die Buchstaben D – E – A – F (taub) auf die verstaubte Fensterscheibe der Fahrertür. Ja, das habe ich verstanden und jetzt bitte, lass mich alleine. Mit weiteren Gesten fragt er zielstrebig, ob ich ihn heirate, und wendet mir nochmals sein hübsches Antlitz zu.

Kopfschüttelnd steige ich ins Auto. Erst da wendet er sich um und marschiert selbstzufrieden wieder Richtung Markt, winkt noch und überlässt mir einen letzten Blick auf seinen blauen Overall.

 

Montag, März 20, 2023

Wie im Film

Ich fuhr noch ein klein bisschen verschlafen zur El Salam Klinik, um meine Augen untersuchen zu lassen. Alles gut. Aber die Strassenszenen heute Vormittag waren für mich mal wieder wie im Film.

Der Fruchtverkäufer leert frische Erdbeeren aus einer kleinen Kartonschachtel auf ein weites, rundes Tablett, das mit Alufolie bedeckt ist. Das wiederum steht auf einer hochkant gestellten Plastikkiste. Er dreht das Tablett hin und her, bis es ihm gefällt. Seine Welt besteht momentan nur aus Erdbeeren. Vor dem Tablett kniend beginnt er voller Hingabe, die grössten und schönsten Früchte reihum an den Rand zu legen, sie aneinander zu reihen, bis…

Sonntag, März 19, 2023

Sinai – mein Wunderland

Wieder Sinai. Wieder im Herbst, diesmal Ende November, als es nachts schon empfindlich kühl wurde. Ich lade euch ein, mit mir nochmals in mein Wunderland mitzukommen.

Der Blick von oben

Vom Flugzeug aus erkannte ich zwischen all den Tälern und Gipfeln Saint Catherine mit seinem berühmten Kloster und den Berg Moses (dort oben steht ein Steingebäude, deshalb ist er klar erkenntlich) und den oft gegangenen Pfad dorthinauf. Erinnerungen an Weihnachten 2015 wurden wach, als ich zum ersten Mal in dieses Gebirge kam.

Der Flug über Sharm löste dann eher einen Schock aus: Unter mir erstreckten sich nagelneue, breite, mehrspurige Strassen – wenn ich mich erinnere achtfache - und das Gelände, auf denen die Klimakonferenz COP27 soeben ihre Tore geschlossen hatte. Schrecklich, was da an Strassen für einen einzigen Anlass dazu gekommen waren. Für’s Klima!!! Allein das sollte den Menschen zeigen, wie lächerlich diese ganze „Klima-retten-Hyperaktivität“ ist. Wenn nicht, dann soll doch bitte jeder mal eine Woche durch dieses Land reisen.

Mit Wunderland hat das nichts zu tun. Das kam erst später.

Nuweiba

Nach meiner Arbeit in Sharm und Taba gönnte ich mir ein paar Tage in einem schlichten Camp in Nuweiba, direkt am Strand. Ein kuscheliges, warmes Deckbett hielt mich nachts warm; die Wellen lullten mich in einen tiefen Schlaf ein.

Der Blick von innen

Islam*, ein Beduine im besten Alter, führt mich ins Wadi Wishwashi. Ein lang ersehnter Wunsch geht endlich in Erfüllung: In ein Tal hinein laufen! Am Vorabend heisst es noch: Unmöglich, es werde in der Nacht ein starkes Gewitter mit Regenfällen geben.

Doch von wegen: Es blitzt und donnert zwar imposant, regnet aber nur ein bisschen. Am Morgen ist der Himmel wieder blitzblank geputzt!

Islam steuert seinen Pickup vorsichtig und bedächtig durch ein breites Flussbett, das mir wie die Reste eines Rüfeniedergangs vorkommt. Na ja, in Wirklichkeit ist es ja auch nichts viel anderes. Die Felsen nähern sich uns zunächst zögernd, dann entschlossener: Es wird enger, zu beiden Seiten recken sich rote, glattgeschliffene Granitfelsen und bunte Sandsteinformationen in die Höhe. Ein paar Kurven später geht es nicht mehr weiter, Islam wendet und schaltet den Motor ab. Bedächtig leert er einen handgearbeiteten Rucksack von Werkzeug und stopft Bananen, Wasserflaschen und die obligate Teekanne  sowie zwei Teegläser hinein.

Wir marschieren los. Zu meinem Erstaunen sind Islams Schritte lang und zügig – hätte ich ihm nicht zugetraut. Nicht nur wegen seiner Postur, sondern auch wegen seiner Sandalen. Mir passt’s so.

Es gibt interessantere Wadis, aber die liegen weiter entfernt, bzw. die Polizei lässt unsereiner nicht durch und man muss riesige Umwege auf sich nehmen. So begnüge ich mich mit diesem oft besuchten Tal, das zu dieser Jahreszeit aber menschenleer ist. Besonders bekannt und beliebt ist es auch, weil ein Stück weiter hinten ein Pool zwischen den Felsen liegt, der in der wärmeren Jahreszeit zu einem Sprung hinein einlädt. Ich springe nicht hinein, der kühle Wind zwischen den engen Felsen reicht mir. Wendig wie ein Junge schiebt sich Islam über die glatten Felsen, klettert über Leitern, duckt sich unter Hindernissen hindurch. Ich mache es ihm gleich und ich geniesse die Lauferei und Krabblerei.

Islam spricht kein Englisch. Er kann auch nicht lesen und schreiben. Aber er kennt seinen Boden. Als Kind hütete er Ziegen in der Wüste, pendelte zwischen Schule und Bergen. Er beklagt sich auch darüber, dass es in Nuweiba nur Primarschulen gebe und die Kinder bis nach Sharm fahren müssten, um weiterführende Schulen zu besuchen. Krank sein darf man hier auch nicht, meint er. Er erzählt mir auch, warum es noch immer Terroristenangriffe im Nordsinai gibt, obwohl die Beduinen dem Staat jeweils rechtzeitig Hinweise geben. Falsche Prioritäten, falsche Reaktionen, lasch – halt wie es hier i.d.R. ist, nur dass es auch tödliche Folgen hat.

Er zeigt mir einen Busch mit roten und grünen Früchten. Eine öffnet er, hält mir die Hälfte her. Er pflückt auf dem Rückweg Dutzende und ich stopfe sie in seinen nun halbleeren Rucksack. Es sei etwas Leckeres – aber ich verstehe nicht, worum es sich handelt. Erst zu Hause dann kann ich mithilfe des Internets das Rätsel lösen: Kapern! Also gibt es hier Kapern, in Hurghada gibt es aber nur die sündhaft teuren aus Italien, unmöglich einheimische Kapern aufzutreiben.

Während wir weiter laufen, weist er mich auf Spuren im Sand hin. Ein Ibex oder eine Gazelle – er ist nicht ganz sicher – meint aber, die sei in der Nacht hier durch gekommen. Zu meinem Leidwesen habe ich davon keine Aufnahme gemacht.

Ein andermal verschwindet er unter einer Akazie und macht sich in den Ästen zu schaffen. Später zeigt er mir seine Ernte: ein tiefrotes, wunderschönes Stück Harz.

Mit ein paar trockenen Ästen der Akazie entzündet er im Nu ein Feuer, mit dem Tee gekocht wird. Er schmeckt köstlich, wie immer und nur da. Sonst trinke ich nie diesen stark gesüssten Tee – nur in der Wüste und da gibt es nichts Besseres zu trinken.

Der Blick aus der Nähe

Nach einer weiteren kalten, aber kuscheligen Nacht mit elf Stunden Schlaf marschiere ich am nächsten Tag alleine los. Unweit des Camps ist ein weiteres Wadi, von dem ich gehört habe, wo wunderbare Felsen und Steine in allerlei Farben zu finden seien.

Ein halbstündiger Fussmarsch südwärts entlang der Hauptstrasse bringt mich zum nächsten Flussbett. Ich folge der Fahrpiste taleinwärts und sehe zu meiner Enttäuschung Bauarbeiten. Ein Camp? Eine Bühne für ein Konzert? Toilettenhäuschen und Wasserschläuche. Holzkonstruktionen. Ich treffe auf ein paar junge, hippe Leute, die Englisch reden. Die fragen mich ein bisschen aus und ich sie auch ein bisschen. Ich solle aber nur soweit laufen, wo ich ohne Klettern hinkommen könne. Eine Frau sei vor x Jahren weiter gegangen und nicht mehr zurückgekommen. Die Art und Weise wie der Eine mit mir redet, macht mich stutzig, aber ich bedanke mich höflich. Habe genug Bergerfahrung um zu wissen, wo die Grenzen zwischen Vergnügen, Risiko und Dummheit verlaufen. Aber das sieht man mir ja nicht an.

Nur ein paar hundert Meter weiter vergesse ich das alles. Ich stehe da und staune stumm. Um mich herum strecken sich bizarre Felswände gegen den Himmel. Ich bin fasziniert von dem Farbenschauspiel, das sich mir hier offenbart. Ich weiss nicht, ob ich weiter laufen soll, stehen bleiben und staunen oder fotografieren soll. Ich mache alles. Intensiv. Ich fühle mich überwältigt von dem, was mir die Natur hier zeigt.

Mit jedem Schritt, mit jedem Drehen des Kopfes entdecke ich neue Formen aus Sandstein und Granit. Querliegende Felsschichten in harmonischen Farben liegen übereinander. Zart gezeichnete lila Linien schwingen sich parallel mit Grau- und Weisstönen wie auf einem abstrakten Gemälde über Fels. Ja, es sind Felsen, aber für mich sind es Gemälde! Lavaschichten in der Grösse von Ziegelsteinen gleiten senkrecht herab und geben darunter weitere Sandsteinschichten in Ocker, Beige und Hellgrau frei. Oder Gelb. Oder Blau.

Dazwischen drängen neugierig Pflänzchen zwischen Felsspalten hervor. Da, wo sich das Regenwasser länger sammeln kann, wachsen auch Büsche; der Kapernbusch begegnet mir wieder, diesmal mit violetten und weissen Blüten.

Was für ein Meister, was für ein Künstler die Natur doch ist! Wie benommen gehe ich weiter, entdecke, bleibe stehen, fotografiere, streiche mit der flachen Hand über die Felsen, setze mich hin, um besser zu sehen  und in die Stille zu lauschen.

Viel zu früh erreiche ich die ausgewaschene Felswanne, die mir hochkant den Weg versperrt. Rauf käme ich. Aber da ist leider kein Seil und somit käme ich mit meinem lädierten Knie nicht mehr retour. Also ist hier für mich Endstation.

Meine Gedanken verbleiben für einen Moment bei der Frau, die da weiter gegangen war. Sie muss verzweifelt gewesen sein. Irgendwann muss sie realisiert haben, dass sie hier gefangen war. Dass sie hier niemand finden kann. Vielleicht war sie verletzt. Hatte sich verlaufen. Sicher hatte sie Durst…

Ich dachte auch an meine Bergerlebnisse in den Alpen. Wenn mein Knie noch ganz wäre, wäre ich ganz bestimmt nicht hier.

Mit einer Handbewegung verscheuche ich die finsteren Gedanken und wende mich dem Rückweg zu. Zu meiner riesigen Freude bietet er mir nochmals neue Ansichten. Die tief stehende Herbstsonne legt über die Felsen einen Farbfilter, der alles noch viel intensiver erscheinen lässt.

Viel zu schnell erreiche ich wieder den Talausgang. Viel zu schnell, weil ich mich nicht satt sehen kann, obwohl ich schon mehre Stunden unterwegs bin!

Selbst jetzt noch, wenn ich die Fotos ansehe, staune ich über den Künstler, der dies geschaffen hat. Meine Freundin meinte, ich solle doch einige rahmen lassen und aufhängen. Mache ich!

*Name geändert

Hier sind einige meiner Fotoaufnahmen:

  

Frühstücksraum, Yogaraum, Leseraum,
Meditiationsraum u.v.a.m.

Typisches Frühstück mit Omelette,
Frischkäse, Salat, Foul und Fladenbrot

Wadi Wishwashi - ab hier geht's zu Fuss

es wird ein bisschen enger

doch, es geht noch weiter


noch ein bisschen krabbeln

der Pool


Blick talauswärts

Granit - perfekt zum Klettern

Kapernbusch mit Frucht


Kapern

Kapernbusch mit Blüte

Harz der Akazie

im Tal der Farben




























und am Ende wieder der Blick über den
Golf von Akaba zu den Bergen Saudi Arabiens

Mittwoch, Februar 08, 2023

Ich hab’s getan – eine Wohnung gekauft (Teil VI einer langen Fortsetzungserzählung)

Nun ist es ein Jahr her, seit ich den Entscheid gefällt habe und habe noch immer nicht alle Möbel. Ich versuche das im Zeitraffer zu beschreiben.

Der Küchenbauer

Die Küche war zum Glück schon da und die gefiel mir auch auf Anhieb, auch wenn sie etwas klein ist. In den Küchenkästchen war aber so ein Gestell drin, wo man die Teller zum Abtropfen senkrecht reinhängen kann. Ich wollte das durch ein normales Tablar ersetzen.

Um zu erfahren, wer die Küche eingebaut hat, musste ich den Immobilienvermittler fragen. Nach ein paar Tagen erhielt ich die Information und fuhr sofort zum Geschäft, um mein Anliegen zu erklären. Er kam dann, verteilt auf zwei Mal, um zwei Tablare einzusetzen, durchbohrte dabei versehentlich die Seitenwände und deckte die Löcher mit kleinen, runden Klebern zu. Beide Augen zudrücken!

Samstag, Februar 04, 2023

Ein unmoralisches Angebot*

*Den Titel habe ich vom gleichnamigen Film geklaut – der Rest ist von mir.

Freitag vor einer Woche, als die Luftfeuchtigkeit hoch war und es folglich angenehm warm und beinah windstill, fuhr ich mal wieder mit meinem Rennrad nach Sahl Hasheesh.

Auf einem Hügel hielt ich an, um den Blick auf Meer und Horizont zu geniessen – der ist immer wieder atemberaubend schön. Da kam ein Auto ganz langsam heraufgekrochen. Der Fahrer hielt neben mir an und grüsste mich.

Donnerstag, Februar 02, 2023

Eine hübsche Sommerfrische - zum Überwintern geeignet

Dies ist nun der letzte Eintrag zu meiner kurzen Reise durchs Delta im vergangen Herbst. Allzu gerne würde ich nochmals dorthin und länger bleiben, mehr sehen, vor allem die Natur mit den vielen Seen, an denen Zugvögel rasten, den kilometerlangen Stränden, der Landwirtschaft, der Weite, dem Grün...

Bevor ich einen Blogeintrag schreibe, versuche ich mir noch etwas Hintergrundwissen zu holen und dabei denke ich immer wieder „Was für ein gelobtes Land!“. Alles ist vorhanden, was der Mensch braucht. Der naturgegebene Reichtum ist unglaublich!

Ich konnte ein paar Tage in Ras El-Bar verbringen. Dieser Ort liegt nördlich von Damietta am östlichen Nilarm auf einer Halbinsel, dort, wo sich dieser Teil des Nils nach seiner langen Reise mit dem Mittelmeer vereinigt.

Donnerstag, Januar 26, 2023

Kurzbesuch in Port Said / Port Fouad

Wie schon erwähnt, habe ich auf meiner Geschäftsreise im Herbst einen privaten Aufenthalt in der Zwillingsstadt Port Said / Port Fouad eingeschoben.

Zu Gründung und Geschichte möchte ich hier nicht schreiben – dazu gibt es genug Literatur online oder gedruckt. Ich möchte wie immer von meinen persönlichen Eindrücken erzählen.

Im Vorfeld fragte ich meinen Freund Robby von iQ onTour, ob er jemanden in Port Said kenne, ich hätte gerne ein paar Tipps. Ja, da gab es einen Geschäftsmann und wenn der Zeit hätte, würde er mich begleiten. Zeit hatte er nicht, er war irgendwo unterwegs. Doch er rief mich an, erkundigte sich nach meinen Wünschen und fragte mich nach meinem Hotel. Ich nannte ihm den Namen. Seine Antwort liess mich grinsen: Das sei ein Hotel der Armee, da könne ich sicher nicht übernachten. Doch, ich konnte. Es war eine Bruchbude, die nur dank der Lage – atemberaubender Blick aufs Meer – überlebt und deswegen unverschämte Preise verlangt. Schuster bleib bei deinen Leisten! Das Land stände ganz woanders…

Freitag, Januar 13, 2023

Die Geschichte mit dem Wasserfilter

Einer meiner Nachbarn, ein Russe, hat sich freundlicherweise bereit erklärt, für mich den Wasserfilter auf dem Dach zu wechseln.

Wir können uns nicht unterhalten: Er spricht geschätzt 20 Wörter Englisch, ich spreche genau Null Russisch. Nein, seit heute weiss ich, wie man auf Russisch „Guten Tag“ sagt. Also unterhalten wir uns üblicherweise per WhatsApp mit übersetzten Sprachnachrichten. Bisher ging es um Nettigkeiten, weil sie (d.h. er und seine Frau) mir eine köstliche Schokolade aus Russland mitgebracht hatten, ich ihnen darauf mal einen selbstgebackenen Kuchen brachte und sie mir dann irgendwann auch einen Kuchen schenkten.

Also, ich wusste ja nicht, wie man das Ding (den Wasserfilter, nicht den Kuchen) wechselt und wie oft und so, bisher habe ich ja immer möbliert gewohnt. Als Wohnungsbesitzerin bin ich nun gezwungen, „erwachsen“ zu werden, auch wenn es ungern geschieht. Oder anders gesagt: Ich muss mich um Dinge und Probleme kümmern, die ich vorher nicht hatte.

Mein netter Nachbar hat auf meinen Wunsch zwei Filter gekauft (Vorrat, wegen dem Währungszerfall) und wir haben uns heute um 12 Uhr auf dem Dach getroffen, um die Sache an die Hand zu nehmen.

Mittwoch, Januar 11, 2023

Von West nach Ost im Norden unterwegs durch ein Land, das eigentlich alles hat und doch nichts hat

Die Lebensader Ägyptens ist der Nil. Ohne Nil gäbe es dieses Land wohl kaum. Nördlich von Kairo teilt sich der Nil in zwei Arme und das Gebiet, das westlich und östlich davon bewässert wird, bevor sich die beiden Nilarme dem Mittelmeer ergeben, bildet das Delta. Aus der Vogelperspektive sieht es aus wie ein üppiger Blütenkelch über einem gewundenen Blumenstängel. Ich mag diese Vorstellung.



Mit diesem Bus hier bin ich im Herbst von Alexandria nach Damietta gefahren, und von dort wenige Tage später per Taxi nach Port Said und dann nach einem Kurzaufenthalt in dieser hübschen Stadt nach Kairo. Viele Fotos konnte ich während diesen Fahrten leider nicht machen. Doch ich habe sehr viele Eindrücke gespeichert. Davon möchte ich erzählen, besonders jetzt, wo sich die ägyptische Wirtschaft in einer gefährlichen Lage befindet.

Sonntag, Januar 08, 2023

Ich hab’s getan - eine Wohnung gekauft (Teil V einer langen Fortsetzungserzählung)

Endlich folgt ein weiterer Teil zu meinen Erfahrungen als (frisch gebackene) Wohnungsbesitzerin.

Ergänzung zur Renovation

Etwas nehme ich gerade vorweg. Die Firma, welche die Renovation durchführte, nicht aber beaufsichtigte, habe ich nach meiner letzten Erzählung kontaktiert. Durch eure Kommentare hatte ich endlich den Mumm dazu.

Der Firmeninhaber kam daraufhin, sah sich alles an, versprach Abhilfe. Ich erhielt auch eine schriftliche, äusserst höfliche Entschuldigung und das Angebot, bei zukünftigen Aufträgen 15% Ermässigung zu erhalten.

Die weisse Decke wurde nochmals frisch gestrichen. Der Maler arbeitete sehr sauber und passte auf, dass er nirgends etwas vertropfte. Das war gar nicht so einfach, standen doch (abgedeckte) Möbel herum und die Wände waren schon gelb. Ich wischte jeden Tropfen, den ich entdecken konnte, gleich weg, übersah aber doch einige…

Dann versprach der Firmeninhaber, die Duschwanne mit Silikon abzudichten, quasi den Pfusch zu beheben. Das Material, das zwischen Duschwanne und Marmorumrundung verwendet worden war, hatte inzwischen nämlich die Farbe der Wüste angenommen. Das sah hässlich aus. Ich dachte nur: Warum nicht gleich heute?

Ein paar Tage später kam er mit einem Arbeiter. Der sollte das alte Material rauskratzen, wozu ich ihm ein Messer geben sollte. Damit ging es natürlich nicht. Also trug er Silikon auf. Der war durchsichtig – also sah das genauso verpfuscht aus, wie davor. Sie hätten momentan keinen weissen Silikon, kämen aber wieder, sobald sie einen hätten.