Samstag, Mai 20, 2023

Ich hab’s getan – eine Wohnung gekauft (Teil VII einer langen Fortsetzungserzählung)

Ameisen – das Übel

Der letzte Sommer war ein Ameisensommer. Nicht nur bei mir, sondern in vielen Wohnungen in ganz Hurghada.

Die kleinen Dinger haben Null Anstand und Respekt. Sie drängeln sich durch die kleinsten Ritzen und Löcher, von denen die angeblichen "Handwerker" (siehe Beispiel) jede Menge übrig gelassen haben. Eigentlich sollte ich die ganze Wohnung neu plättelen (zu Deutsch: kacheln) und verkitten. Jedenfalls konnte ich wunderbar beobachten, aus welchem Loch die Ameisen rauskamen, wo sie ihre Strassen verlegten und wo sie wieder verschwanden. Im Bad sah ich das besonders gut, genauer gesagt unter der Dusche.

Im Büro sah ich Einzelne plötzlich auf meinem Bildschirm oder auf dem Schreibtisch. Da konnte ich sie zerquetschen. Sie krabbelten auch auf meinen Bürostuhl, in die Kleider und zwischen die Handtücher. Sie entdeckten den Kalk in meinem alten Bügeleisen und schafften den raus.

Ins Wohnzimmer gelangten sie durch den undichten Türrahmen der Wohnungstüre oder von der Balkontüre. Und in der Küche ging es ähnlich zu und her wie im Bad, denn auch dort sind Plättile (zu Deutsch: Kacheln). Sie stürzten sich auf jeden noch so kleinen Tropfen Fett, ertranken in Zucker, Honig und Reis.

Als ob sie nicht schon im Paradies leben würden, bissen sie mich obendrein. Das juckte tagelang und hinterliess rote, grosse Schwellungen.

Ich verzweifelte.

Ich liess mir ein Giftmittel in einer Apotheke geben. Originalton: „Ganz Hurghada verwendet es.“ Genützt hat es nichts.

Ich liess einen Kammerjäger kommen, der eine geruchlose Giftmischung in alle Ecken am Boden und in der Höhe verteilte. 24 Stunden später sammelte ich gefühlte Millionen von kleinen, schwarzen Pünktchen auf, die mir mein Dasein mit dem Ihrigen erschwert hatten. Immerhin war dann mehr oder weniger Ruhe, einzelne Dinger fanden noch immer den Weg herein, aber damit konnte ich umgehen.

Und ich schwor mir, dass ich vor dem nächsten Sommer – da sind wir jetzt – alle Löcher mit Silikon zupfropfen würde.

Silikon – die Lösung und ein Problem

Ich liess mir Silikon zeigen und kaufte auch die Pistole dazu. Zu meinem Leidwesen gab es dort keine kleine, frauenfreundliche Tube wie ich sie auch schon gesehen hatte.

Auf Youtube schaute ich mir ein paar Tipps an, so erfuhr ich immerhin, wie ich das Material in die Pistole reinkriegte. Dosiert arbeiten geht aber nicht. Ich kann’s jedenfalls nicht. Aber ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich auch selber pfuschen kann, wenn es andere können.

Ich reinigte die vielen Löcher mit einem Lumpen vom Staub und füllte sie mit Silikon. Im Prinzip hätte ich die Pistole nicht gebraucht, denn schlussendlich verwendete ich meine Finger dazu. Wie die Arbeiter hier.

Doch was tun mit dem Rest in der Packung? In Plastik einpacken, klar. Aber das würde doch trotzdem hart werden und wenn ich sie das nächste Mal benützen will, was dann?

Jedenfalls fühlte ich mich zufrieden mit meiner Arbeit. Das war vor zwei oder drei Monaten.

Nun habe ich von der Dusche aus wieder Ameisen erblickt. Unverschämterweise sind sie durch den Fensterrahmen daneben reingekommen und wollten sich schon wieder ihre Autobahnen bauen. Das Fenster geht zu einem Lüftungsschacht hinaus. Ich liess sie wissen: Na wartet, euch werde ich es zeigen.

Gestern habe ich also wieder die Pistole mit dem klebrigen Zeugs geholt, eingelegt und versuchte zu spritzen. Logischerweise war die Spitze verklebt. Wie sollte ich das harte Silikon rausholen? Keine Ahnung… Ich pumpte und pumpte und hoffte, mit genügend Druck würde… ihr wisst schon. Und genauso wie ihr euch denkt und ich mir dachte, ging der Druck nach Hinten los. Der Boden der Tube war offen, das Silikon breitete sich da aus, wo ich es auch nicht brauchen konnte.

Egal, ich liess mich nicht beirren und hantierte mit meinen Fingern herum, fügte schön entlang des Fensterrahmens das Silkon ein. Was zu viel war, wischte ich weg und wiederholte für mich die Aussage mit dem Pfuschen.

Ich beobachtete, wie sich die Ameisen von dannen schlichen, sie wirkten bestürzt und gekrümmt. Der Geruch hat ihnen wohl zugesetzt. Jedenfalls habe ich heute keine mehr gesehen.

Bleibt das Problem mit der Silikonpackung. Die ist Futsch, denn das Zeug wird in ein paar Tagen hart. Neue kaufen? Aber dann weiss ich noch immer nicht, wie ich die angebrochene Packung lagern soll. Erbitte ergebenst um ernstgemeinte Hinweise.

Wie kriege ich das eine ins andere rein?

 

4 Kommentare:

  1. Hallo, man kann die oben offene Spitze mit etwas Klebeband zumachen und dann hält das Silikon sehr lange. Ist es doch mal fest,dann die Spitze abmachen( ist geschraubt) und mit einem langen dünnen Gegenstand von oben nach unten durchstoßen. Ganz einfach kann man die Spitzen tauschen,in Deutschland gibt es die zumindest einzeln.Wenn eine Tube kaputt geht,dann das Silikon mit einem Messer in eine geeignete Plastedose machen und luftdicht verschließen. Silikon bekommt man von Gegenständen und Händen mit warmen Wasser ab in das man Spülmittel gießt. Doppelseitiges Klebeband verhindert auch das eindringen von Ameisen an Fenstern.

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  2. in welchen stockwerk leben Sie?
    gibt es eine aussenmauer-isolierung - so dass die viecher drunter hochlaufen können und keiner merkts?

    die ameisen haben nester, von dort aus suchen sie proteinreiche nahrung (essensreste beim müll genügen schon um sie anzulocken) - keine chance die block-gemeinschaft dazu zu sensibilisieren, müll abseits des blocks zu lagern - nester zu vernichten ?

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    1. Ich wohne im Hochparterre. Wir haben keine Lebensmittelabfälle rund um. Aber wir leben im Sand.

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