Freitag, Januar 13, 2023

Die Geschichte mit dem Wasserfilter

Einer meiner Nachbarn, ein Russe, hat sich freundlicherweise bereit erklärt, für mich den Wasserfilter auf dem Dach zu wechseln.

Wir können uns nicht unterhalten: Er spricht geschätzt 20 Wörter Englisch, ich spreche genau Null Russisch. Nein, seit heute weiss ich, wie man auf Russisch „Guten Tag“ sagt. Also unterhalten wir uns üblicherweise per WhatsApp mit übersetzten Sprachnachrichten. Bisher ging es um Nettigkeiten, weil sie (d.h. er und seine Frau) mir eine köstliche Schokolade aus Russland mitgebracht hatten, ich ihnen darauf mal einen selbstgebackenen Kuchen brachte und sie mir dann irgendwann auch einen Kuchen schenkten.

Also, ich wusste ja nicht, wie man das Ding (den Wasserfilter, nicht den Kuchen) wechselt und wie oft und so, bisher habe ich ja immer möbliert gewohnt. Als Wohnungsbesitzerin bin ich nun gezwungen, „erwachsen“ zu werden, auch wenn es ungern geschieht. Oder anders gesagt: Ich muss mich um Dinge und Probleme kümmern, die ich vorher nicht hatte.

Mein netter Nachbar hat auf meinen Wunsch zwei Filter gekauft (Vorrat, wegen dem Währungszerfall) und wir haben uns heute um 12 Uhr auf dem Dach getroffen, um die Sache an die Hand zu nehmen.

Ein Problem war schon mal, dass der Wasserhahn zwar gedreht werden konnte, das Wasser aber trotzdem munter weiter floss. Das Ding ist höchstens drei Jahre alt, hat aber seine Laufzeit schon abgeschlossen.

Also schnell machen. Ich assistiere und gucke zu, wie ich es als kleines Mädchen und Teenager bei Papa machte: Behälter mit dem mitgebrachten Werkzeug öffnen, Filter rausnehmen, Behälter reinigen – während das Wasser munter weiter fliesst – neuen Filter rein, Behälter wieder befestigen. Klappt bestens.

Ich wurde stutzig, als ich den ursprünglichen Filter ansah… sah irgendwie komisch aus… nicht von Schmutz und Rost durchseucht, nur ein paar Flecken da und dort… Der war in Plastik verpackt!

Wahrlich, das Ding steckte mitsamt Verpackung im Behälter!

Ich kann es noch immer kaum glauben, obwohl ich jetzt zehn Stunden Zeit hatte, um mich an den Gedanken zu gewöhnen. In meinem Kopf stürmt es noch immer „Wie kann man nur so blöd sein?“ oder war es Faulheit? Einfach reinstopfen, zumachen und fertig = Arbeit gemacht?

In solchen Moment spult in meinem Kopf als Rechtfertigung wieder der Film von vernachlässigter Bildung, Korruption und all den sich daraus ergebenden Folgen ab. Ein Fass ohne Boden. Wenn man dann mit Alltäglichkeiten konfrontiert wird, kann es schon mal passieren, dass man einfach nur noch ungläubig den Kopf schüttelt und sich fragt: „Wie kann man nur so blöd sein?“

Tja, den alten Filter habe ich etwas gereinigt. Er trocknet jetzt auf dem Balkon und landet dann nach ein paar Dutzend Kubikmeter Wasserverbrauch nochmals oben auf dem Dach – ohne Plastik diesmal.

 

 

 

4 Kommentare:

  1. hi, hab da zwei fragen - hast Du einen solaren wasseraufwärmer - ist das wasser durch den filter trinkbar,kochbar?
    viele grüsse
    gregory

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    1. Hallo Gregory, zu Frage 1) nein / zu Frage 2) ja, verwende ich zum Kochen, aber nicht zum Trinken

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  2. ich ging von den sol. wasseraufwärmer samt tank (made in china), die viele auf den dächern in Ä. haben und sowohl in anderen warmen ländern.
    dann liege ich a bissl auf dem schlauch - wieso ist dann der wasseranschluss auf dem dach (+ wasserfilter)?

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    1. Wohne in einem Compound; Wassertank in der Erde; Wasser wird aufs Dach gepumpt und dort verteilt; dort finden sich die Zähler und die Filter.

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