Sonntag, Januar 08, 2023

Ich hab’s getan - eine Wohnung gekauft (Teil V einer langen Fortsetzungserzählung)

Endlich folgt ein weiterer Teil zu meinen Erfahrungen als (frisch gebackene) Wohnungsbesitzerin.

Ergänzung zur Renovation

Etwas nehme ich gerade vorweg. Die Firma, welche die Renovation durchführte, nicht aber beaufsichtigte, habe ich nach meiner letzten Erzählung kontaktiert. Durch eure Kommentare hatte ich endlich den Mumm dazu.

Der Firmeninhaber kam daraufhin, sah sich alles an, versprach Abhilfe. Ich erhielt auch eine schriftliche, äusserst höfliche Entschuldigung und das Angebot, bei zukünftigen Aufträgen 15% Ermässigung zu erhalten.

Die weisse Decke wurde nochmals frisch gestrichen. Der Maler arbeitete sehr sauber und passte auf, dass er nirgends etwas vertropfte. Das war gar nicht so einfach, standen doch (abgedeckte) Möbel herum und die Wände waren schon gelb. Ich wischte jeden Tropfen, den ich entdecken konnte, gleich weg, übersah aber doch einige…

Dann versprach der Firmeninhaber, die Duschwanne mit Silikon abzudichten, quasi den Pfusch zu beheben. Das Material, das zwischen Duschwanne und Marmorumrundung verwendet worden war, hatte inzwischen nämlich die Farbe der Wüste angenommen. Das sah hässlich aus. Ich dachte nur: Warum nicht gleich heute?

Ein paar Tage später kam er mit einem Arbeiter. Der sollte das alte Material rauskratzen, wozu ich ihm ein Messer geben sollte. Damit ging es natürlich nicht. Also trug er Silikon auf. Der war durchsichtig – also sah das genauso verpfuscht aus, wie davor. Sie hätten momentan keinen weissen Silikon, kämen aber wieder, sobald sie einen hätten.

Sie kamen nie wieder. Und der Silikon hat sich innert kürzester Zeit aufgelöst. Wenn ich mal die Energie habe, kümmere ich mich darum, auch hierfür einen fähigen Arbeiter zu finden.


"Vor der Schadensbehebung"




"Nach der Schadensbehebung" 😢



Damals wollte ich der Firma auch eine Chance geben und bat um ein Angebot für ein Badmöbel. Wir suchten die Farbe und das Material aus und ich wartete auf eine Offerte.

Die Offerte kam nie. Die Entschuldigung und die 15% Ermässigung waren für die Katz. Den Schriftverkehr habe ich gelöscht und jetzt, nachdem ich das hier niederschreibe, lösche ich das auch auf meiner emotionalen Festplatte.


Möbel anfertigen lassen oder fertig kaufen?

Ein schwieriger Entscheid. Für mich zumindest. Ich tu mich schwer mit Entscheiden und einen speziellen Geschmack habe ich auch noch. Irgendwie passe ich einfach nicht in die bestehenden Angebote hinein.

Klar habe ich im Internet nach Möbeln gesucht. Klar habe ich die hiesigen Möbelgeschäfte durchkämmt. Aber irgendwie bin ich mit dem Gesehenen nicht klar gekommen. Ich brauche weder ein Elternschlafzimmer mit Frisiertisch und Kommode, noch einen Esstisch mit 6 Stühlen und Anrichte und schon gar nicht ein Wohnzimmer mit Thron für die Glotze. Alles Standard. Keine Einzelteile.

Also anfertigen lassen.

Das erste und wichtigste für mich war: ein Schreibtisch aus Holz. Ich fand eine hübsche Vorlage im Internet, notierte gewünschte Länge, Breite und Höhe und marschierte damit zu einem Schreinergeschäft mit gutem Ruf. Der Inhaber erzählte mir, wie er sich hochgearbeitet habe, wie bei seinen Italienreisen auf ihn als arbeitssuchenden Araber herabgesehen wurde und wie er heute als „Signor“ behandelt werde. Er stand breitbeinig vor mir (siehe Massimo Rocchi auf der Bühne) und fuchtelte mit seiner teuren Uhr herum, erklärte mir, was er sich alles leisten könne und dass er es schaffe, jedes Ding verkaufen zu können und dass er den Erfolg verkörpere. Wir könnten auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch reden – er beherrsche alle Sprachen. Wir blieben dann aber zur verständlichen Verständigung doch bei Englisch.

Sein Mitarbeiter nahm die Masse entgegen, schaute das Bild an, zeichnete alles auf, Details wurden besprochen, alles paletti. Dachte ich.

Bis der Schreibtisch geliefert wurde: Falsche Grösse.

Protzklotz, dachte ich.

Also nochmals anfertigen. Das zweite Mal stimmte die Grösse, aber der Tisch war zu dunkel. Der Protzklotz meinte doch tatsächlich, ich soll eine Weile warten, die Farbe werde mit der Zeit heller und wenn nicht, würden sie den Tisch nochmals streichen.

Das war die erste Erfahrung mit einem Schreinergeschäft.

Die zweite folgt sogleich ;)

Da gab es ein Geschäft mit wirklich schönen Stoffen, Formen und Dekorationen. Die richten Safariboote ein, liess ich mir erklären. Passt, dachte ich. Ich wollte unbedingt Faltstühle, solche, wie man sie in den Filmen auf den Schiffen sieht. „Wir sind Profis“, hörte ich ständig. Toll, dann bestelle ich zwei Stück, genau wie den da, der im Geschäft steht.

Verkäufer: Welchen Stoff? Abwaschbar oder waschbar?

Ich: Abwaschbar (toll, fand ich). Was steht zur Auswahl?

Verkäufer: Alles. Wir können alles machen. Aber für manche Stoffe gibt es einen Aufpreis.

Ich: Ok. Für welche gibt es keinen Aufpreis?

Verkäufer flippt durch sein Handy und sucht die Stoffe. Telefoniert. Sucht.

Ich warte.

Verkäufer: Ich kann Ihnen die Stoffauswahl per WhatsApp schicken.

Ich: Einverstanden.

Verkäufer: Aber Sie müssen eine Anzahlung leisten.

Ich: Kein Problem. Kann ich mit Karte bezahlen?

Verkäufer: Nein. Tut mir leid.

Ich: Aber Sie sind doch Profis, oder? Ich habe nicht genug Bargeld bei mir (und weit und breit kein Bancomat).

Verkäufer: Tut mir leid. Dann machen wir es ausnahmsweise ohne Anzahlung.

Ich erhalte dann die Stoffauswahl. Es sind genau drei Varianten. Drei. Ich möchte zwei Stühle mit derselben Farbe: gelb-orange. Sorry, Madam, gelb-orange nur für einen. Na dann bestelle ich den zweiten halt in einer anderen Farbe. Profis!

Ich erhalte Bescheid, dass ich die Dinger abholen kann. Bargeld habe ich auch eingesteckt.

Verkäufer: Hier, Madam.

Ich: Darf ich probieren?

Der eine Stuhl wackelt, den akzeptiere ich nicht. Den zweiten nehme ich mit und bezahle den auch. Fahre heim. Richte was Leckeres zum Schnabulieren, fülle ein Glas Rotwein. Setze mich in den Stuhl – andere habe ich ja noch nicht, bisher bin ich zum Essen auf dem Boden gehockt - und…

… der klappt zusammen! Ich sitze auf dem Boden. Zum Glück stand das Glas Rotwein schon auf dem Boden und war nicht in meiner Hand. Ich wurde sauer. Und wütend. „Wir sind Profis“ – wie mir diese Aussage inzwischen zum Hals raushängt!

Fotos machen und den „Profis“ senden. Der Geschäftsinhaber ruft mich umgehend an. Entschuldigt sich, es komme sofort jemand, um den Stuhl zu holen, werde sofort repariert. Gesagt, getan. Immerhin.

Eine Schraube hatte sich beim Transport zu mir gelöst und somit hielt der Stuhl halt nicht mehr. Mehrere Monate später fand ich die Schraube in meinem Auto.

Ein paar Tage später wurden mir beide Stühle gebracht. Perfekt. Ich bezahlte, bedankte mich. Seither halten sie und ich habe noch immer grosse Freude damit. Aber was für ein langer Weg!!!


Faltstuhl, beim zweiten Anlauf hat's geklappt

In der Zwischenzeit hatte ich auch noch Blackouts (Vorhänge zum Verdunkeln/Abhalten des Tageslichts) nähen lassen, Vorhangstangen gekauft, deren Endstücke nicht passten, die ich umtauschen wollte, aber „sorry, Madam, after five days“ wieder erhältlich sein sollten, ich aber in der Zwischenzeit nach Europa reisen würde, eine Lampe für die Küche gekauft und einen Arbeiter von einem Hotel Löcher für die Vorhangstangen bohren lassen. Zwei Mal am falschen Ort. Mir wurde schwindlig. Was mache ich falsch?

Ich flog nach Europa und klappte zusammen. Ich wurde krank. Magenschleimhautentzündung, Halsweh, Migräne, Grippe (sie nannten es "Covid"!) und eine unendliche Müdigkeit zwangen mich ins Bett und ins Untätig-Sein. Selbst zum Mountainbiken war ich noch viele Wochen später zu schwach.

Erst nach sieben Wochen kam ich wieder in meine Wohnung zurück. Im Gepäck hatte ich aber wieder Mumm und Energie. Davon erzähle ich zu einem späteren Zeitpunkt wieder.

 

3 Kommentare:

  1. Wenn diese Erfahrungen nicht so traurig für Sie wären, könnte man darüber schmunzeln .
    Wir regen uns in Europa über Kleinigkeiten auf , ohne über den Teller zu gucken .

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    1. Danke für die Anteilnahme. Lieber schmunzeln - ändern kann man es nicht.

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  2. Du hast wirklich nerven und geduld!

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