Die Lebensader Ägyptens ist der Nil. Ohne Nil gäbe es dieses Land wohl kaum. Nördlich von Kairo teilt sich der Nil in zwei Arme und das Gebiet, das westlich und östlich davon bewässert wird, bevor sich die beiden Nilarme dem Mittelmeer ergeben, bildet das Delta. Aus der Vogelperspektive sieht es aus wie ein üppiger Blütenkelch über einem gewundenen Blumenstängel. Ich mag diese Vorstellung.
Um aus Alexandria
rauszukommen, muss man südwärts fahren. Nur wenige Kilometer ausserhalb der
Stadt sind neue Stadtteile mit Wohnblöcken, Umfahrungsstrassen, Brücken und
Industrie entstanden. Liegt die Stadt
mal hinter einem, fährt man unzählige Kilometer an Landwirtschaftsflächen
entlang. Kilometer um Kilometer stehen Dattelhaine mit (damals, im Herbst)
prallvollen Früchten reif zur Ernte. Seen. Salinen. Lagunen. Fischzucht.
Mangoplantagen. Bananenplantagen. Weiter südlich dann Reisfelder und
Kartoffeläcker. Man könnte meinen: Ein Land, in dem Milch und Honig fliessen.
Blick auf Dattelhaine an der internationalen Küstenstrasse
Bananenplantagen zwischen Port Said und Kairo
Die
Mittelmeerküste ist zudem mit Petroleumfirmen und Flüssiggasfabriken
gesprenkelt, deren Zentralen hinter Stacheldrahtzäunen stehen und wo Ausländer arbeiten. Man könnte meinen: Ein Land im Überfluss.
Kurz vor Damietta
passiert man dann eine leere Megacity mit dem Namen „New Mansoura“. Ein
Beispiel für die vielen neuen Städte mit denselben Wohnsilos im Nirgendwo, die
viel Kapital verschlungen haben, in die niemand ziehen mag, weil es dort keine
Arbeit gibt.
Hier an der
Mittelmeerküste befinden sich auch die wichtigen Seehäfen und
Containerterminals mit Alexandria, Damietta und Port Said, weitere dann am Suez
Kanal und am Roten Meer. Man könnte meinen: Hier gibt es mehr als genug
Arbeitsplätze.
Dann besuchte ich
Port Said und Port Fouad, sah Hunderte von Kranen, Containerdepots und erfuhr,
dass die grossen Kreuzfahrtschiffe hier anhalten. Auf meine Frage, was die
Besucher dort machen, erhielt ich keine klare Antwort.
Blick auf einen Teil des Westhafens in Port Said / Suez Canal
Der Suez Kanal
ist einer der bedeutendsten Wasserverbindungen der Welt und erwirtschaftet 5,5 Milliarden EUR (je nach Quelle) jährlich. Man könnte meinen: Das Land schwimmt
im Geld.
Was ich nicht
erwähnt habe, weil es nicht im Delta liegt: die Goldminen im Süden, die
Mineralien und Erze in der Wüste und in den Gebirgen der Östlichen Wüste und
des Sinais, die Oliven- und Feigenhaine, die Tausenden von Kilometern von
Stränden und Korallenriffen, die historischen Stätten der Pharaonen, Griechen,
Römern u.a., der stete Wind, die zuverlässige Sonne… einen immensen Reichtum
beherbergt dieses Land. Könnte man meinen. Nein, das ist Tatsache. Ägypten hat alles, um seiner Bevölkerung ein gutes Leben zu ermöglichen. Stattdessen verarmt die Mittelschicht und Millionen leben in bitterer Armut.
Wo ist all das
Geld???????*
Die Inflation ist
im Dezember auf knapp 25% geklettert, die Banken bieten Zinsen von 25% p.a. an
und der Wert der ägyptischen Währung hat sich innerhalb eines Jahres halbiert. Seit
einer Woche verliert das Pfund täglich weiter an Wert, am Schwarzmarkt werden
Rekordpreise für Devisen geboten. Seit Monaten sind Importe in den Häfen
blockiert, weil niemand mehr Devisen hat, um die bestellten Waren zu bezahlen.
Die Preise für Lebensmittel, Mieten und Rohstoffe explodieren förmlich.
Quelle: Google, 11.1.2023 (der Einfachheit halber)
*eine rhetorische Frage
Wir haben zum Jahreswechsel 3 Wochen in Port Ghalib verbracht . Der Wechselkurs lag da schon bei 1: 26. Aber die Angebote der Reisefirmen und Anbieter von Ausflügen wurden dem Kurs nicht angepasst. Im Mai beim letzten Besuch lag er noch bei 1:18. Wo bleibt das Geld?
AntwortenLöschenich wage mich mal etwas vor: am falschen Ort...
LöschenDas ist wohl wahr !
Löschen@el-qamar: was hat sich denn seit silvester so drastisch geändert, dass der äg. pfund so abschmiert?
AntwortenLöschen@falk - könnt Ihr nicht in ägp. pfund die ausflüge bezahlen?
Nicht erst seit Silvester. Gründe sind u.a. massiver Devisenabzug der Investoren bei Ausbruch des Krieges UKR-RUS und Darlehen der Weltbank (verlangt Freigabe des Wechselkurses). Die wahren Ursachen liegen woanders und wenn ich die hier aufzähle, dann werde ich abgeholt.
LöschenTouristen zahlen immer in Devisen und werden immer ausgenommen. Harte Währungen sind gefragt...
Löschenbeim österr. derstandard gibt es einen akt. artikel über Ihr wüstenland, sofern erreichbar.
AntwortenLöschengruss
gregory
Also, MIR gehört das Land nicht ;)
LöschenBitte Link senden. Danke.