Samstag, Februar 04, 2023

Ein unmoralisches Angebot*

*Den Titel habe ich vom gleichnamigen Film geklaut – der Rest ist von mir.

Freitag vor einer Woche, als die Luftfeuchtigkeit hoch war und es folglich angenehm warm und beinah windstill, fuhr ich mal wieder mit meinem Rennrad nach Sahl Hasheesh.

Auf einem Hügel hielt ich an, um den Blick auf Meer und Horizont zu geniessen – der ist immer wieder atemberaubend schön. Da kam ein Auto ganz langsam heraufgekrochen. Der Fahrer hielt neben mir an und grüsste mich.

Oh ja, ich kannte ihn, allerdings fiel mir sein Namen gerade nicht ein. Zahlen kann ich mir merken – mit Namen habe ich meine Mühe. Ich nenne ihn mal nur M., denn er ist hier recht bekannt. Ich hatte mal eine Wohnung von ihm gemietet, eingezogen bin ich genau am Tag des Ausbruchs der Revolution (jener von 2011, die sich im Nachhinein ja als was anderes herausgestellt hat).

M. besitzt viele Häuser und Wohnungen und ist wirklich sehr erfolgreich. Ich sagte ihm, dass ich ihn dafür bewundere. Er wiederum fragte, wie es mir gehe und so und dass mich „alle mögen“. Er denke immer wieder an mich und freue sich, mich zu sehen.

Okay, übliches Blabla. Abhaken.

Er habe nun auch eine Villa in Jamaran, erste Reihe, er wolle sie mir zeigen. Ich soll doch bitte irgendwo warten, er käme in fünf Minuten. Etwas widerwillig willigte ich ein und ass beim vereinbarten Treffpunkt genüsslich mein Stück Kuchen. Er kam nicht, hatte ich gewusst, denn in Ägypten sind fünf Minuten nie fünf Minuten.

Aber kurz vor der Ausfahrt von Sahl Hasheesh holte er mich ein, überholte, hielt das Auto an und stieg aus.

Ob wir denn nicht zurück fahren könnten? Ich erklärte ihm, dass das mein Training (!) sei und ich keine Pause machen wolle. Zudem sei ich verschwitzt und möchte mich nicht auskühlen.

Dann kam es: Er wollte mir seine Villa zeigen. Dort wäre alles vorhanden: Dusche, Handtücher und wenn ich wolle, würde er mich massieren.

Duschen? Massieren? Ich bin im Raddress, im Training…

Ja, ob ich denn nie eine Massage möge? Er könne gut massieren. Und wenn ich wolle, mache er eine Massage mit Happy End.

Frechheit, dachte ich, lachte aber. Wenn mir meine Physiotherapeutin nicht von Massageanfragen mit Happy End erzählt hätte, hätte ich nicht mal gewusst, was M. damit meinte!

Ich lehnte deutlich ab. Er solle das vergessen. Mit dem vielen Geld, das er besitze (inzwischen sei er geschieden, meinte er), könne er jede Frau bekommen. Mich soll er vergessen.

Niemals würde er aufgeben. Wenn wir uns das nächste Mal zufällig treffen würden, dann müsse ich mitkommen.

Geht’s noch? Vergiss es. Bist nicht mein Typ, dachte ich, und „billig“ bin ich auch nicht. Wenn M. wenigstens attraktiv wäre und etwas Klasse hätte… Aber nein, er hat weder Stil, noch Manieren. Nur Geld.

So fuhr ich von dannen.

Zuhause dann, wie erwartet, zum x-ten Mal seine Freundschaftsfrage auf Facebook. Da schrieb ich klar und deutlich, dass er niemals wieder so etwas zu mir sagen dürfe – ich hätte mein Leben (da gibt jeder Ägypter auf), wir können „Freunde“ sein und das wär’s dann aber.

Am Folgetag kam noch „wunderschönen guten Morgen“ – damit war das Thema gegessen. Das ist irgendwie bei den Ägyptern so: Da kommt im Nachhinein immer etwas Positives, um etwas schiefes wieder zurechtzurücken… Wie meine Schüler, bevor sie wortlos verschwanden, schenkten sie mir etwas…

Plumpe Anmache. Nicht das erste Mal hier. Manchmal frage ich mich, was in den hiesigen Männern vorgeht. Meinen die wirklich, diese plumpe Art sei unwiderstehlich??? Ich finde sie eher widerlich…

 

 

1 Kommentar:

  1. Kommt mir bekannt vor. Wenn meine Frau und ich nach Ägypten reisen, erleben wir oft ,dass nach einigen Tagen viele Ägypter, vor allem Reiseleiter uä.meiner Frau große Komplimente machen ,selbst wenn ich daneben stehe. Viele erklären,wie toll doch europäische Frauen sind und dass Mann noch mehrere Frauen haben dürfte und die eigene Frau nicht so ist,wie sich Mann das wünscht .
    Oft ekelhaft und aufdringlich und wenig bis gar nicht charmant. Die "kleinen" Angestellten dagegen sind einfach höflich und hilfsbereit.

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