Mittwoch, September 13, 2023

Knapp davon gekommen

Ich komme gerade vom Flughafen und biege in die Flughafenstrasse ein. Wieder habe ich eine Nachbarin zum Flughafen gebracht, gern gemacht.

In Gedanken beim Einkauf, den ich noch rasch erledigen will, beschleunige ich mein Auto. Gebe Gas, blicke in den Rückspiegel, weil ich eigentlich zur linken Fahrbahn hinüber wechseln will, um in die Stadt hineinzufahren.

Ich blinke, sehe nochmals in den Rückspiegel und drehe das Lenkrad schon leicht nach links, um die Spur zu wechseln. Da sehe ich einen weissen Sportwagen in einem Wahnsinnstempo auf mich zufahren.

Meine Augen kleben am Rückspiegel und verfolgen, was da hinter mir abläuft: ein Actionfilm im Zeitlupentempo. Intuitiv ducke ich mein Auto wieder an den rechten Fahrbahnrand. Das andere Auto schlingert zwischen der rechten und mittleren Fahrbahn hin und her. Für einige Sekunden befürchte ich, dass es auf mich prallt. Ganz rechts ist es jetzt und nah.

Doch plötzlich dreht sich der Sportwagen um seine eigene Achse linksherum und prallt am linken Fahrbahnrand an den Randstein. Durch den Aufprall wird das Auto wieder auf die mittlere Fahrbahn geschleudert und verharrt dort unbeweglich in Fahrtrichtung. Zerknautscht, zerstört, mit gebrochenen Achsen und geknickten Rädern.

Wie ferngesteuert verlangsame ich um anzuhalten, sehe dann aber auf der anderen Seite Schatten und schon ein anderes Auto. Also fahre ich auf die linke Fahrbahn und halte vor dem anderen Fahrzeuglenker an. Er blickt zu mir, noch im Auto sitzend redet er mit mir. Wir steigen aus, er fragt mich, woher das Auto denn komme. „Hinter mir, von der Flughafenstrasse.“ Wir starren fassungslos zur Unfallstelle, die vielleicht 500m hinter uns liegt.

Durch den Schock steigen mir Tränen in die Augen, der Mann hingegen schimpft über die Fahrweise der Oberägypter. Ich überlege mir, ob ich als Zeugin hingehen müsste. Nein, bringt nichts. Die Sprache, als Frau, andere  Zustände, nicht Europa. Inzwischen haben schon zahlreiche Fahrer angehalten, stehen dort, schauen, helfen…

Ich stottere herum, es hätte mich fast erwischt. Aber eben: fast. Weder ich noch andere Fahrzeuge wurden beschädigt. Nur der Sportwagen ist Schrott.

Der Mann streckt beide Arme in die Höhe und dankt lauthals dem lieben Gott, dass uns nichts passiert ist. Ich danke dem Himmel, dem Universum, dass ich einen guten Schutzengel hatte. Wir geben uns die Hand und verabschieden uns.

Mein Auto wäre auch futsch gewesen, genau jetzt, wo ich gerade dabei bin, es zu verkaufen.

Zwei Stunden später erfahre ich von jemandem, der kurz nach dem Unfall dort vorbei gefahren war: Der Fahrer war eine Frau, eine Ägypterin. Er meinte, die können alle nicht Auto fahren…

Ich bin wirklich knapp davon gekommen. Was für ein Glück!

 

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