Sonntag, Dezember 05, 2010

Gefrässige Haie und andere Grossmäuler

Mit dem Tod einer Touristin durch die heutige Haifischattacke an der Küste vor Sharm El-Sheik geht ein grosses Entsetzen durch die hiesige Touristenindustrie. Viele Arbeitsplätze hängen von den Bade- und Tauchgästen ab – offiziellen Angaben zufolge 2/3 aller Tourismuseinnahmen.

Als ich heute im Pass Büro mein Visum verlängern liess, sah ich unter den Mit-Wartenden nur die typische Spezies von Tauchlehrern: ein bisschen schmuddelig, ein Tattoo da und dort, lange, zerzauste Haare, braun gebrannt, auffallend cool. Es sind Europäer, welche dieses Business am Roten Meer in den Händen halten. Dahinter reiht sich alles auf, was den Tourismus ausmacht: Hotels, Restaurants, Transportunternehmen, Dienstleistende vom Tourguide bis zum Kloputzer. Was ist, wenn nun die Touristen wegen dem Menschen-attackierenden-Hai ausbleiben?

Nicht alle kümmert dies am Roten Meer. Es gibt noch andere gierige Mäuler, die nicht genug bekommen können. Heute früh gab es kaum Minibusse, die sonst überaus zahlreich und geschwind Hurghadas Einwohner für ein paar Piaster von A nach B transportieren. Als mir ein Freund sagte, er hätte ein Taxi nehmen müssen, war mir schon klar: die Busfahrer gingen zu den Veranstaltungen für die Nachwahl der Parlamentswahlen: es winkten nicht nur gratis Essen oder T-Shirts, sondern bis zu 500 ägpytische Pfund für eine Stimme für die dominierende NDP (Nationale Demokratische Partei). Das ist eine Riesensumme, wenn man den offiziellen Mindestlohn von 280 ägyptischen Pfund als Vergleich her nimmt.

Welches ist nun das kleinere Übel? Der Badende attackierende Hai, weil er Blut gerochen hat (angeblich wurden Schafreste ins Meer gekippt) oder weil das Meer nicht mehr genug Nahrung bietet – so die Meinungen der Tauchvereinigungen und der Umweltschützer. Dahinter steht aber in beiden Fällen der Mensch.
Oder sind es die gefälschten Wahlen, an denen es mittlerweile mehrere Tote und Hunderte von Verletzten gab? Die NDP hat ja schon die Mehrheit, doch sogar Kandidaten dieser Partei gingen gewalttätig aufeinander los und kauften ihre Stimmen bei den Bedürftigen. Kennt Gier denn keine Grenzen?

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