Wieder einmal regt sich die islamische Welt über eine
sogenannte Kritik auf, die gegen den Propheten Mohamed gerichtet ist. Das ganze
Theater möchte ich gerne als lächerlich abtun, wären inzwischen nicht Tote zu
beklagen und ernsthafte Ausschreitungen gegen westliche Einrichtungen und
Menschen zu befürchten.
Der Video, der angeblich Auslöser für die Proteste ist, ist
primitiv, blöd und lächerlich. Ich habe es mir während ein paar Minuten
angesehen, dann aber aufgehört, weil ich meine Zeit nicht mit so viel Blödheit
verschwenden mag. Inzwischen kann es hier in Ägypten nicht mehr auf Youtube
aufgerufen werden.
Mir ist das alles sehr zuwider. Wie kann die Regierung Ägyptens
(!) zu Protesten aufrufen? Die Muslimbrüder haben das getan (die sind für mich mit
der Regierung identisch); den Aufruf haben sie wieder zurückgezogen… zu spät
aber, der Schaden ist angerichtet. Eine Entschuldigung bzw. Bedauern über den
Tod des amerikanischen Gesandten in Libyen seitens Mohamed Mursi, dem Regierungschef
des bevölkerungsreichsten arabischen Landes und strategischen Partners der USA,
folgte erst zwei Tage später. Dummheit oder Strategie?
Besagtes Video war weder Satire noch Kritik, sondern
gezielte Provokation. Und die Islamisten sind bewusst darauf eingegangen. Komischerweise
begann alles am 11. September. Es ist wie ein Spiel: Einer lauert auf seinen „Feind“,
wirft ihm ein böses Wort an den Kopf, dieser reagiert unverhältnismässig, um
sich zu rächen. So geht das hin und her und hin und her, bis statt Worte Blut
fliesst.
Und die Menschen begreifen nicht, wie sie durch ihre „Religionsführer“
manipuliert werden. Sie können es gar nicht begreifen, denn es ist immer die
grosse Masse der Armen und Ungebildeten, die an diesen Protesten auf die
Strasse geht. In die Menge werden noch ein paar bezahlte Kriminelle gemischt,
um Steine und Molotowcocktails zu werfen, Flaggen zu verbrennen, ausländische
Einrichtungen zu beschädigen und gegenüber anders Denkenden gewalttätig zu
werden. Die einen tun für ein paar Geldscheine alles, die anderen für das
Versprechen, einst im Paradies zu leben. Kürzlich sagte mir jemand: „Die
Aussicht, im Paradies genug zu essen und zehn Jungfrauen zu haben ist
ausreichend für einen Selbstmordattentäter. Er hat auf Erden nichts zu
verlieren, aber im Jenseits alles zu gewinnen.“
Solange in der arabischen Welt die Mehrheit der Menschen
keine angemessene Bildung hat und in Armut lebt, wird dieser angestachelte Hass
nie enden, wird es nie Frieden zwischen den Religionen geben. In dieser
Bevölkerungsschicht ist die Religion zu mächtig und die Menschen folgen ihr
blindlings. Und jene, die ganz oben sind und die Führungsverantwortung haben,
nützen dies zu ihren Gunsten aus. Religion ist Macht – nichts anderes.
Aus diesem Blickwinkel ist Ägypten im Mittelalter angekommen
(da, wo einst Europa und die katholische Kirche waren). „Die Muslimbrüder sind vor
allem Geschäftsleute“ erwiderte mein Gesprächspartner gestern. Genau. Vor ein
paar Tagen veröffentlichte das Washington Institute im Internet
ein „Wer ist wer“ der Muslimbrüder. Ein Blick darauf bestätigt: alles sind top
qualifizierte Kader, die meisten haben in den USA (welche Ironie) studiert,
haben einen Lehrstuhl an einer Universität inne oder sind erfolgreiche Geschäftsleute,
bestens untereinander vernetzt, oft noch zusätzlich durch Heirat. Geschäft und
Macht. Und sie verstecken sich hinter der Religion. Und kaum einer merkt’s.
Beinahe.
So bald wird sich das in den arabischen Ländern auch nicht
ändern. Dazu braucht es mehr, als ein oder zwei Diktatoren zum Teufel zu jagen.
Ein provokativer Cartoon, ein lächerlicher Film, ein kritisches Buch… sie
reichen aus, die arabische Welt in Flammen zu stürzen und die politische
Stabilität zwischen West und Orient in Schieflage zu bringen.
Update:
Die Proteste und Übergriffe zwischen Tunesien und Jemen folgen einem ähnlichen Muster: kurzzeitig waren die Botschaften nicht geschützt oder Polizisten zeigten angeblich den Weg zum Eingang. Irgendwas ist faul. Was geht vor in der arabischen Welt?
Update:
Die Proteste und Übergriffe zwischen Tunesien und Jemen folgen einem ähnlichen Muster: kurzzeitig waren die Botschaften nicht geschützt oder Polizisten zeigten angeblich den Weg zum Eingang. Irgendwas ist faul. Was geht vor in der arabischen Welt?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Danke für Ihren Kommentar. Ich freue mich über jede aktive Teilnahme an meinem Blog. Meinungsfreiheit gilt auch hier. Ich behalte mir jedoch vor, freche und beleidigende Kommentare zu löschen.