Die Sonne steigt soeben über dem Meer auf, die Luft ist noch
kühl, die Strassen leer. Wir radeln… Hinaus aus Hurghada, hinauf zum
Checkpoint, weiter an den bekannten Abzweigungen vorbei: Makadi, Soma Bay,
Safaga.
Da ich noch nie in Safaga war, fahren wir durch das lang gezogene Dorf bzw. was dazu gehört. Unser Radsattel wird zum Kinosessel: Gemüsestände und Geschäfte, vor denen noch halb schlafende Männer in Kaftanen stehen, gehen, Zeitung lesen und Frauen in schwarzen Gewändern ihre Einkäufe in einem Korb auf dem Kopf balancieren, wechseln mit landestypischen, einfachen Kaffeehäusern, verlotterten Schulen und Häusern ab. Überall liegt Abfall und ich höre in Gedanken wieder, wie sauber Hurghada doch sei. Ägypter zeigen sich darüber so begeistert. Europäer beurteilen das etwas anders.
„Ist das nicht gefährlich?“ war eine berechtigte Frage
meiner Bekannten, denen ich von unserem Vorhaben erzählte. Nein, es ist nicht
gefährlich, denn ich fahre a) nicht alleine, b) in aller Frühe und c) wir haben
ein Begleitfahrzeug.
Wir radeln. Die grau-schwarzen Berge haben sich zurückgezogen,
es herrscht wieder gold-gelb vor. Eintönig, keine Hügel, nur noch sanfte
Erhebungen. Es ist sehr heiss und obwohl ich ständig trinke, muss ich nie
austreten (kein gutes Zeichen, wie ich drei Wochen später feststellte). Ich
esse einen Apfel, ein Dattelkeks, ein paar Nüsse. Essen kann ich nicht
besonders viel. Mein Kollege hingegen ist ständig mit Essen beschäftigt ;).
Bei Einbruch der Dunkelheit setzen wir uns ins Auto und
fahren mit vielen beglückenden Eindrücken und schweren Beinen unter dem
Wüsten-Sternenhimmel nach Hause.
Da ich noch nie in Safaga war, fahren wir durch das lang gezogene Dorf bzw. was dazu gehört. Unser Radsattel wird zum Kinosessel: Gemüsestände und Geschäfte, vor denen noch halb schlafende Männer in Kaftanen stehen, gehen, Zeitung lesen und Frauen in schwarzen Gewändern ihre Einkäufe in einem Korb auf dem Kopf balancieren, wechseln mit landestypischen, einfachen Kaffeehäusern, verlotterten Schulen und Häusern ab. Überall liegt Abfall und ich höre in Gedanken wieder, wie sauber Hurghada doch sei. Ägypter zeigen sich darüber so begeistert. Europäer beurteilen das etwas anders.
Wir radeln. Die Strasse führt in stetem Auf und Ab durch die
Ausläufer des Red Sea Gebirges, das seit Safaga nicht die sonst übliche
gold-gelbe Farbe aufweist, sondern sich grau-schwarz präsentiert. Das
Asphaltband liegt wie ein dunkelgrauer Streifen viele Kilometer vor uns ausgerollt
und verliert sich am flimmernden Horizont. Die Steigungen bieten Abwechslung
und sind uns Motivation: mit Rückenwind oben angekommen, treten wir umso
kräftiger in die Pedale, stürzen uns mit Eifer hinab, um mit Schwung durch die
Senke zu brausen und mit weniger Kraftaufwand die nächste Steigung zu
erreichen. Seit Safaga gehört die Strasse praktisch uns.
Emad, der Chauffeur, begleitet uns fürsorglich, hält an übersichtlichen
Stellen, versorgt uns mit kühlem Wasser, macht Fotos von uns und: geniesst unüberhörbar
Klimaanlage und die gute Stereoanlage des Fahrzeugs meines Velo-Kameraden!
Die Luft flimmert in der Hitze. Immer wieder lass ich meinen
Blick über diese für mich auch nach über drei Jahren seltsame, fesselnde
Landschaft schweifen, sehe hinab zum glitzernden Meer und erblicke….
Fahrradfahrer? … Menschen auf Zweirädern?… Mountainbikes?... Ich frage mich, ob
ich schon Halluzinationen habe und mir eine Fata Morgana einen Streich spielt.
Ich mache Michael darauf aufmerksam. Nein, er sieht sie auch, die sind echt.
Wir halten an, rufen und winken. Die Gruppe sieht uns und kommt uns entgegen.
Es sind Biker aus einem nahe gelegenen Hotel, die mit ihrem Führer unterwegs
sind. Unsere Begeisterung, Menschen auf Zweirädern zu begegnen, ist bedeutend
grösser, als jene der Touristen. Unsereiner sieht hier ja nicht so oft
Gleichgesinnte, sondern sind in Hurghada und Umgebung so ziemliche Exoten!
Kurz nach dieser Begegnung wird die Strasse einspurig und
das Asphaltband verläuft direkt am Meer und feinem Sandstrand. Da und dort vergnügen
sich Leute im Meer. Wir radeln weiter unserem Ziel entgegen und nähern uns
einem Umschlagsort für Phosphat. Wir werden in eine riesige Phosphat-Staubwolke
gehüllt. Ein Frachtschiff wird mit Phosphat beladen, Lastwagen treten mit dem
wertvollen Staub ihren langen Weg nach Kairo an. Ich male mir aus, unter
welchen Bedingungen die Menschen hier arbeiten und dass früher oder später alle
eine Staublunge haben werden.
Es wird heisser, Schweiss und Staub kleben im Gesicht, an
Armen und Beinen. Schweigend radeln wir weiter, jeder mit seinen Gedanken,
Eindrücken und Leiden beschäftigt. Kurze Wortwechsel lenken uns ab, muntern uns
auf. Berge und Hügel zeigen sich wieder abwechslungsreicher und ich spüre
wieder den Wunsch, irgendwann in diesem Gebirge mit dem Mountainbike unterwegs
zu sein.
Wir passieren die Minengesellschaf und das heisst: noch 15
km bis El Quesir! Ich sende dem Direktor des Hotel Mövenpick ein Sms, um unsere
Ankunft anzukündigen. Kurz darauf erreichen wir die Hotel-Einfahrt und lassen
uns von Emad fotografieren. Müde, aber stolz und voller Freude versorgen wir
unsere Räder und mischen uns nach einer Dusche unauffällig unter die
Hotelgäste. Duschen, Strand, Baden, Essen, Pool, fast etwas anstrengend wird
es, denn wir wollen die schöne Hotelanlage voll und ganz geniessen ;). Danke Mehdy!
Dank Michael konnte ich diesen Radausflug unternehmen.
Allein ist das als Frau momentan nicht zu empfehlen. Aber gemeinsam sind
weitere Ausflüge machbar. Für mich bedeutet dies eine neue Lebensqualität.
Eckdaten: 130km, 4 Stunden Fahrzeit, viele Liter Wasser und Rückenwind (zum Glück!)
Hallo El-Qamar,
AntwortenLöschenich habe Deinen Bericht über die Radtour entlang der Küstenstrasse mit Interesse gelesen. Ich werde in zwei Wochen für 7 Tage in Hurghada sein und mein Mountainbike mitbringen. Ich plane ein 2-3-tägige Radtour entlang der Küste in südliche Richtung. Südlich von Safaga will ich nach Westen in die Wüste abbiegen.
Mich interessiert aufgrund der politischen Lage, ob ich mich am Roten Meer als Fahrradfahrer frei bewegen kann oder ob es Polizeisperren gibt, die mir unter Umständen die Weiterfahrt verbieten oder mich zwingen Konvois anzuschließen.
Gruß aus Erlangen/Deutschland
Bernfried
Hallo Bernfried. Wir sind vergangenen Freitag grad nochmals nach El Quesir geradelt - kein Problem. Es gibt Polizeisperren (checkpoints), aber als Ausländer musst du dort nichts befürchten. Wichtig ist, dass du einen Ausweis bei dir hast. Die stellen evtl. jede Menge Fragen nach woher, wohin, warum etc. Du musst auch damit rechnen, dass dir Kinder nachlaufen, weil du eine Attraktion bist. Überlege dir auch, wo du übernachten willst; Zelten ist nicht empfehlenswert. Falls du mehr wissen willst, schreib mir bitte ein Email.
AntwortenLöschenHallo El-Qqamar,
Löschendanke für Deine schnelle Antwort. Ich werde nicht zelten aber draussen (abseits von Dörfern und Ansiedlungen) übernachten. Wo siehst Du Problem beim Übernachten? Gibt es Probleme mit wilden Hunden in der Wüste?
Gruß aus Erlangen/Deutschland
Bernfried
Wo denn, wenn nicht zelten? Hunde und Füchse hat es sowieso und mit anderem ist zu rechnen; und mit Waffenschmugglern und anderen Typen, die sich in der Dunkelheit wohl fühlen.
AntwortenLöschenWünsch dir viel Glück :)
Hallo El-Qamar,
AntwortenLöschendanke für Deine Antwort. Ich bin jetzt ein wenig verunsichter. Ist abseits des Roten Meers (ca. 20 km) und von Ortschaften/Strassen (ca. 5 km) mit Schmugglern zu rechnen?
Was meinst Du mit Füchsen?
Noch eine Frage zu den Kindern. In Tunesien habe ich das gleiche mit Kindern erlebt. Ich hatte dann immer Kaugummis, Kugelschreiber oder Postkarten dabei. Sollte ich am Roten Meer für die Kinder auch so etwas dabei haben?
Gruß aus Erlangen/Deutschland
Bernfried
Hallo El-Qamar,
AntwortenLöschenIch bin jetzt ein wenig verunsichert. Ich werden irgendwo in der Wüste weit weg von der "Zivisilation" (20km vom Roten Meer und ca. 2 km von Dörfern) übernachten. Sind Zwischenfälle bekannt?
Wegen der Kinder: in Tunesien hatte ich die Freude der Kinder auch empfunden und deshalb Kaugummis und Kugelschreiber als Geschenke dabei. Ist das in Ägypten auch zu empfehlen?
Gruß aus Erlangen/Deutschland
Bernfried
Bernfried, bitte melde dich per Email. Danke.
AntwortenLöschen