Samstag, Juli 12, 2014

Handeln oder wegschauen – der kleine Unterschied

Momentan sehen Hunderte von Millionen von Menschen auf Fernsehbildschirmen zu, wie sich 22 Männer auf einem künstlichen Rasen um einen Ball balgen. Der Anlass nennt sich Fussball-Weltmeisterschaft und ist eine gigantische, von den Medien inszenierte Geld-Maschine. Spätestens seit den Halbfinals erliegen sogar jene, die sonst nichts mit diesem Ballspiel am Hut haben. Alle Welt guckt hin.


Gleichzeitig werden in Palästina unschuldige Zivilisten durch Bomben und Raketen umgebracht. Unschuldig, denn die Wenigsten unterstützen den Provokateur Hamas. Wer ein bisschen genauer hinguckt, erkennt ziemlich schnell: die Palästinenser sind Flüchtlinge in ihrem eigenen Land. Sie sind Vertriebene aufgrund der UNO Resolution Nr. 181, welche die Gründung eines Staates für Juden und die Teilung des britischen Mandatsgebietes Palästina beschloss. Tränen fliessen über verlorene Fussballchancen, nicht aber für Menschen, die dem Raketenhagel Israels schutzlos ausgeliefert sind. Niemand guckt hin.

Das ist nur ein Beispiel.

Was nützt es denn auch, wenn wir hinschauen? Sind wir die ewig gleichen Bilder von einschlagenden Raketen, aufsteigendem schwarzen Rauch, zerstörten Häusern und Blut überströmten Menschen nicht leid? Kennen wir die Dokumentationen von kranken, unterernährten Kindern, verzweifelten Müttern und abgekämpften Vätern in der Sahel-Zone nicht bestens? Und was ist mit den Nachrichten von rivalisierenden Banden in den Slums rund um den Globus, in welche sich keine Polizei mehr hineingetraut? Oder das Wissen um radioaktiv verseuchte Regionen? Warum sollen wir das denn ständig ansehen, uns informieren oder gar engagieren?

Wir wissen, dass Politik ein schmutziges Geschäft ist und dass es nur um Geld und Macht geht. Weshalb sollen wir uns darüber aufregen? Wir können ja doch nichts dagegen tun!

Wegsehen, sich nicht aufregen und sein komfortables Leben mit den üblichen Hochs und Tiefs leben? Was soll’s? Man wird ja nur noch deprimiert, wenn man sich all diese Ungerechtigkeit auf der Welt ansieht!

Um sein Gewissen zu beruhigen, wird einer internationalen Hilfsorganisation gespendet, wohlwissend, dass der Grossteil des Geldes in Werbung, Reisen und in den Taschen einiger Funktionäre verschwindet. Der Aufwand, sich für ein Objekt zu engagieren, wo die Spende direkt ankommt, ist doch schon viel gross.

Doch da gibt es ja noch Jene, die zu Protestaktionen und Boykotten aufrufen, Unterschriften sammeln und Petitionen einreichen. Beherzt versuchen sie etwas in unserer verstockten, bequemen Welt zu verändern, indem sie aufrütteln und informieren. Sie werden belächelt, selten ernst genommen.

Es gibt auch noch jene Idealisten, die sich freiwillig an die Orte des Elends begeben, um Nahrung zu verteilen, Wunden zu behandeln und Leid zu lindern. Sie verschliessen die Augen nicht ob all des Elends, sie geben alles, was sie haben: ihre Energie, ihre Kraft und ihre Gesundheit – manchmal auch ihr Leben.

Es gibt auch noch andere, die aus dem Untergrund heraus organisieren und schreiben – und damit ihr Leben aufs Spiel setzen.

Neulich habe ich wieder einer Diskussion zu diesem Thema zugehört und beschlossen, meine feste Überzeugung hier auf meinem Blog mitzuteilen: wenn jeder wegschaut und niemand hinhört, machen wir uns mitschuldig. Wie war das noch mit dem II. Weltkrieg???

Doch wenn jeder Einzelne einen (auch kleinen) Beitrag leistet, sich engagiert und handelt, dann kann genau das den kleinen Unterschied machen: irgendwann anständigere Menschen in die Politik zu bringen, keine Waffen mehr in Krisengebiete zu verkaufen, Menschen vor Hunger und Elend zu bewahren….

Sind wir doch ehrlich: es ist reine Glückssache, dass wir in Westeuropa und nicht in Palästina, Syrien, in Somalia oder sonst wo geboren wurden. Der Zufall als kleiner Unterschied – wie ungerecht.

English

1 Kommentar:

  1. In einem Punkt gebe ich dir Recht, es ist reines Glück, oder Unglück, wo auf dieser Erde wir geboren wurden.
    Ansonsten gehe ich nicht so streng mit mir ins Gericht. Wir können die Welt nicht retten. Wir können nicht alle als Veganer mit selbstgenähter Kleidung aus selbstgewebten Stoffen herumlaufen. Nicht jeder ist als Held geboren. Wenn einer "nur" spendet ist das besser wie gar nichts. Es gibt tatsächlich noch Einrichtungen in denen die Spende nicht in undurchsichtigen Kanälen verschwindet. Nicht jeder hat die gleichen Qualtitäten und kann in einen Flieger steigen um Menschen zu helfen. Es gibt überall etwas zu tun, hier können schon Diskussionen manchesmal Augen öffen. Und wenn alles zu viel wird darf man auch mal Fußball schauen. Wer mag schon beurteilen, wer wann genug Hilfe, wie auch immer, leistet. Ich maße mir das nicht an. Manche Menschen tun mehr als man denkt, manche leider auch weniger als man hofft.
    Nur die Sache mit dem Zufall wo wir geboren wurden, den sollte keiner vergessen. Das könnte bei einigen Dingen schon eine Menge verändern.

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