Donnerstag, März 05, 2015

Ein Fünkchen Hoffnung

Es geht hier wieder um Politik – nach langer Enthaltsamkeit. 
Heute hat Präsident El Sisi überraschend acht neue Minister eingeschworen. Es betrifft jene des Innenministeriums, Tourismus, Bildung, Ackerbau und Landwirtschaft, Kultur, Kommunikation und Information, Bevölkerung sowie Technische Bildung und Ausbildung. Die letzten beiden sind neu gebildete Ministerien.

Was aber überrascht und Hoffnung macht, ist die Tatsache, dass der Innenminister Ibrahim wegbefördert wurde (zum Berater des Premierministers). Der Mann ist verhasst, er ist für das eiserne Vorgehen gegenüber Demonstranten und Aktivisten und die überbordende Brutalität seitens der Polizei verantwortlich. Er wird auch für die angeblichen Morde an friedlichen Aktivisten – das letzte Opfer war Shaimaa Sabbagh, welche einen Trauerkranz ablegen wollte - beschuldigt. Mag auch sein, dass er in der momentanen Situation, wo ständig irgendwo Bomben gelegt werden, überfordert ist. Mag auch sein, dass es sich um ein „öffentliches Sesselrücken“ handelt, um ein Zeichen kurz vor dem Investitions-Gipfel kommende Woche zu setzen. An dem Anlass in Sharm El-Sheik sollen um die 60 Länder teilnehmen.

Ich habe ein Fünkchen Hoffnung, weil dieser Mann Schuld an unsinniger Brutalität gegen Menschen hat. Weil er offenbar nicht fähig war, das oft stümperhafte Vorgehen der Polizei im Umgang mit den Bomben, Bombenlegern und Bombenbastlern durch fachmännisches Training zu eliminieren; stattdessen wurden wahllos Unbeteiligte festgenommen. Jetzt ist der Typ weg. Sein Nachfolger kann es gar nicht mehr schlechter machen.

Und ich habe noch ein Fünkchen Hoffnung, weil auch der Tourismusminister ausgewechselt wird. Offenbar hatte der keine Ahnung von seinem Glück, denn seine heutigen Termine an der ITB in Berlin wurden kurzfristig abgesagt. Hoffentlich nimmt der neue Minister die wahren Probleme der Touristendestination in die Hand: Korruption, Abfall, Belästigungen, schlechter Service, fehlende Fremdsprachenkenntnisse, fehlendes Verständnis für das Verhalten und die Bedürfnisse der Ausländer, Qualität statt Quantität und die Liste lässt sich erweitern. Ägypten hat unendlich viele Schönheiten zu bieten – aber die lassen sich ob den vielen negativen Punkten gar nicht in Ruhe geniessen.

Heute habe ich erstmals seit langer Zeit wieder ein Fünkchen Hoffnung für Ägypten.

Nachtrag:
Also die Hoffnung auf eine menschlichere Polizei hat sich inzwischen in Luft aufgelöst. Der neu ernannte Minister Magdy Abd El Ghafar ist ein altes Gesicht der Staatssicherheitspolizei. Die Respektieren der Menschenrechte werden weiterhin ein Papiertieger bleiben; Gerechtigkeit ein Wunschtraum.


1 Kommentar:

  1. Hallo El-Qamar,

    danke für deine Berichte aus Ägypten. Ich habe seit einigen Wochen gestöbert und viel interessantes erfahren. Nächsten Samstag gehts für uns los, nach Hurghada, und wir haben dank deines Beitrags schon eine Tagestour bei Robby gebucht.
    Wenn Du sonst noch Ausflugs- oder vielleicht Einkaufstips hast, immer her damit! :)

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