Sonntag, März 18, 2018

Ein Tipp: Museum Islamischer Kunst in Kairo


Im Januar war ich ganz kurz in Kairo. Die zwei Stunden Freizeit, die ich mir abzweigen konnte, reichten aus, um das kleine, aber sehr feine Museum Islamischer Kunst zu besuchen.

Mein Spaziergang führte mich zuerst über die breite Tahrir Strasse, die am Vormittag noch verschlafen und sanft wirkt. Bald jedoch wanderte ich in engen Gassen unter Schatten spendenden Bäumen, an winzigen Lädelchen und parkenden Autos vorbei. Ältere Männer hockten vor Kaffees und starrten in die Leere, Jünglinge wischten Tische und schrubbten die Reste der Nacht über den Gehsteig hinab. Schwarz gekleidete Omas beaufsichtigten zappelnde Kinder. Ich liebe diese Momente, in denen Standbildern von Strassenszenen Alltag eingehaucht wird.

Kein Hinweischild half mir, das Museum zu finden. Typisch, wie dieses Land mit seinem kulturellen Reichtum umgeht. Ein bisschen Lächeln, ein bisschen auf Arabisch fragen und dann findet sich die Schatztruhe trotzdem.

Und: es lohnt sich! Das Museum Islamischer Kunst beherbergt weltweit die grösste
Sammlung (nach eigenen Angaben) von islamischen Artefakten: vom Fernen Osten bis hin zum Maghreb. Die Ausstellung führt durch die verschiedenen islamischen Epochen, wobei die meisten Gegenstände aus der Zeit der Fatimiden, Mamluken und Osmanen stammen (Irrtum vorbehalten – das war mein Eindruck). Die Exponate sind nach ihrem Zweck gegliedert: Münzen, Waffen, kostbarer Schmuck, wissenschaftliche Abhandlungen und Manuskripte über Medizin, Astronomie, Pflanzen und Traditionen sowie zugehörige Werkzeuge. Wundervolle Teppiche, Mosaikbilder, Töpferwaren und Behälter aus Glas, Porzellan, Ton, Bronze und Kupfer zieren die Vitrinen und Wände. Traumhafte Holz-Torbögen mit eingelegten Mosaiken und Holzschnitzereien, Mashrabeyas und sorgfältig angelegte Marmor-Brunnen und Wasserspiele lassen erahnen, wie die Oberschicht einst hauste.

Ob all der Pracht schoss es mir mehrmals durch den Kopf: „Würden sich die heutigen Machthaber doch auch mehr der Forschung und Wissenschaft widmen, dann würden die islamischen Länder allesamt anders aussehen.“

Das Museum ist sehr sorgfältig und liebevoll kuratiert. Im Januar 2014 wurde es durch den Bombenanschlag auf das gegenüberliegende Polizei-Hauptquartier schwer beschädigt. Es dauerte ein Jahr, bis es wieder renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich wurde. Hoffentlich bleibt es so.

Übrigens: Wer Zeit und Musse hat, findet nur ein paar Gehminuten weiter das Herz des Islamischen Kairos: Die Moaz Strasse, die Strasse der Zeltmacher und Khan El Khalili, mit Dutzenden von Moscheen, Häusern und Innenhöfen, Gassen in denen nie ein Sonnenstrahl dringt und der Staub der letzten 500 Jahre liegt. Unzensiert, nicht hinter Glasvitrinen, sondern reales Elend mit dem Charm vergangener Weltmacht und Grösse.

Hier der Link zum Museum; auch ein Blick auf die Homepage lohnt sich.




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