Erfahrungen, Erlebtes, Gedanken und Eindrücke aus meinem Alltag in Hurghada. Und anderes.
Sonntag, Juli 27, 2014
Dienstag, Juli 22, 2014
Wem gehört das heilige Land?
Ein Video zeigt auf sarkastische Art, wer sich im Namen Gottes als Herrscher von Palästina bezeichnet und wie er dazu kam:
Gefunden auf: Free Arabs.
Sonntag, Juli 20, 2014
Gemetzel im Gazastreifen
Ich habe heute Morgen schon Mal einen Text über Israel und
Hamas angefangen, aber wieder gelöscht. Nun kann ich mich nicht mehr zurück
halten:
Allein heute sind mindestens hundert Zivilisten (das sind richtige Menschen: Babys, kleine Kinder, Jugendliche, Mütter,
Väter, Alte, Behinderte!!!!) im Gazastreifen vorsätzlich und gezielt
massakriert worden. Die Bilder zeigen Unmenschliches, sie zeigen Menschen, die
in Kellern Schutz suchten. Ich kann nicht verstehen, weshalb niemand diese
Wahnsinnigen stoppen will oder kann… oder sollen sie gar nicht gestoppt werden???
Hamas opfert Palästinenser und Israel tut dasselbe. Zählen Menschenleben denn
überhaupt nichts mehr in der Politik? Leben wir im schwärzesten, tiefsten Mittelalter?
Wer profitiert von dieser Schlacht? Spontan fällt mir nur ein: weitere
Jihadisten, besonders IS (der neu ausgerufene Islamische Staat, der m.M. nach
die nächste, ernste Gefahr über die Region hinaus ist). Dann gräbt Hamas sein
eigenes Grab und Israel provoziert einen brutalen Krieg.
Die Angriffe spielen sich im Ramadan ab, dem heiligen
Monat der Muslime – das ist wie bei uns Weihnachten und Ostern. Hunderttausende
fliehen wohin auch immer, mehrere Hundert Palästinenser wurden in diesen Tagen
von den Israelis umgebracht.
Der Nahe und Mittlere Osten hat mit Al Qaida, Ansar Bait
El-Maqdis, den Muslim Brüdern, den IS, Jabhat Al Nusra, Hamas und anderen
Extremisten- und Jihadisten-Gruppen doch wirklich schon genug hasserfüllte
Krieger auf seinem Boden.
Hass erzeugt nur noch mehr Hass. Wie hasserfüllt müssen die
Palästinenser nun mit gutem Grund sein? Mit diesem Gemetzel wird doch nur noch
mehr Hass geschürt und weitere blutrünstige Jihadisten werden geboren!
Sieht denn niemand, welche Gefahr vom Nahen und Mittleren
Osten auch für die angrenzenden Regionen droht? Ist der Westen so froh, dass
sich momentan alle „Gotteskrieger“ in dieser Weltregion tummeln und sie diese
vermeintlich los sind? Der Schuss wird früher oder später zum Bumerang. Niemand
greift ein, um Palästinenser, Syrier und Iraker vor den Extremisten zu bewahren
– das geht nicht lange gut. Bewahre vor dem, was da noch auf uns zukommt!
Ergänzung (Link in Englisch):
http://muftah.org/38-reasons-support-bds-movement/#.U8wnbfl_uSp
Der Gipfel der Unmenschlichkeit sind Israelis, die abends im Freien sitzen, um die Raketeneinschläge im Gazastreifen zu bejubeln und die jeden toten Palästinenser feiern.
Welch ein Abschaum!
Ich schäme mich für die schweigenden westlichen Politiker!
English
http://muftah.org/38-reasons-support-bds-movement/#.U8wnbfl_uSp
Der Gipfel der Unmenschlichkeit sind Israelis, die abends im Freien sitzen, um die Raketeneinschläge im Gazastreifen zu bejubeln und die jeden toten Palästinenser feiern.
Welch ein Abschaum!
Ich schäme mich für die schweigenden westlichen Politiker!
English
Samstag, Juli 19, 2014
Vergessene Menschen II
Im April habe ich hier einen Hilfeaufruf veröffentlicht. Es
ging darum, den in den Red Sea Mountains lebenden Beduinen zu helfen, nachdem
die Regenflut im März all ihr Hab und Gut davon geschwemmt hatte. Danke an all
jene, die sich mit Robby Schropp deswegen in Verbindung gesetzt haben und danke
an meine Freunde und Bekannten für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung.
Abseits der LKW-Pisten hatte Robby zwischen 2009 und 2011 zusammen
mit den Beduinen einen Marktplatz aufgebaut. Hier trafen sich Produzenten aus
dem Hinterland mit Abnehmern, die an der Küste wohnen und dort Käse, Eier,
Fleisch und Wolle verkauften. In einem grossen Wasser-Reservoir wurde das
kostbarste Gut der Wüste aufbewahrt.
Bevor der Platz ausgewählt worden war, wurden die Ältesten zu
Rate gezogen und keiner konnte sich erinnern, dass hier jemals Wasserfluten
gewütet hatten. Der Platz wurde als sicher eingestuft, die Natur meinte es
anders.
Was aus diesem Marktplatz geworden ist, seht bitte auf den
folgenden Bildern:
Ob der Platz irgendwann wieder aufgebaut werden kann, steht in den Sternen, denn es fehlen die Mittel dazu. Wer helfen möchte, wende sich bitte direkt an Robby oder an mich.
English
Samstag, Juli 12, 2014
Handeln oder wegschauen – der kleine Unterschied
Momentan sehen Hunderte von Millionen von Menschen auf
Fernsehbildschirmen zu, wie sich 22 Männer auf einem künstlichen Rasen um einen
Ball balgen. Der Anlass nennt sich Fussball-Weltmeisterschaft und ist eine
gigantische, von den Medien inszenierte Geld-Maschine. Spätestens seit den
Halbfinals erliegen sogar jene, die sonst nichts mit diesem Ballspiel am Hut
haben. Alle Welt guckt hin.
Donnerstag, Juni 26, 2014
Unser Irrtum
Mit „unser“ meine ich Menschen wie ich, die im Westen mit
liberalen und demokratischen Wurzeln aufgewachsen sind. Alleine bin ich deshalb
kaum.
Der „Irrtum“ bezieht sich auf all die von den Medien und in unsere
Köpfe hinein projizierten Hoffnungen auf eine bessere (arabische) Welt, als der
„Arabische Frühling“ zu einem Begriff wurde. Spätestens im November 2010 begann
ich mich zu fragen, wie lange es noch gehen würde, bis sich die Ägypter gegen
die Diktatur gemeinsam auflehnen würde; nach über drei Jahren bin ich enttäuscht
und frustriert, manchmal auch traurig. Auch da bin ich nicht alleine.
Nostalgie
So einig, hoffnungsvoll, stolz und glücklich wie während den
Protesten nach dem 25.1.2011 bis nach Mubaraks Sturz werden sich die Ägypter
wohl lange nicht mehr fühlen. Es waren emotionsgeladene und spannende Tage.
Jahrzehntelange aufgestaute Unterdrückung, Wut und Ärger auf Ungerechtigkeit
und Willkür fanden endlich einen Weg nach Draussen. Ganz Ägypten taumelte vor
Glück und feierte den vermeintlichen Sieg. Eine Welle von Enthusiasmus
schwappte durchs Land: Strassen wurden gefegt, Abfall weggeräumt und mit den
Toten das zurückliegende Leid begraben.
Die riesige Hoffnung auf Gerechtigkeit, ein ehrlicheres Ägypten
und ein besseres Leben wurde mit gezielten, schrecklichen Ereignissen
stückchenweise zerstört und liegt jetzt wie Scherben nach einem Bombenangriff in
alle Richtungen verstreut. Heute, gut drei Jahre später ist Ägypten weiter von
einem Rechtstaat, Demokratie und Respektierung der Menschenrechte entfernt, als
es im Januar 2011 war. Stattdessen
feiert es einen weiteren Diktator und sieht in ihm den Heilsbringer.
Keines der vielen Probleme Ägyptens wurde gelöst, keine der
Forderungen des Volkes erfüllt. Übergangs- und gewählte Regierungen kamen und
stützten das Regime – nicht aber die Revolution. Die Revolutionäre sitzen im
Gefängnis oder haben sich enttäuscht abgewendet, sind ins Ausland geflohen oder
wurden ermordet. Der Staat ist faktisch bankrott und wird von ausländischen
Geldgebern künstlich am Leben gehalten. Ist das Volk zu schwach?
Montag, Juni 16, 2014
Faszination Red Sea Mountains
Da ist sie wieder, diese unstillbare Sehnsucht nach Landschaft:
Weite, Höhe, Leere. Während wir mit dem Jeep über die Sandpiste brausen und
braune, rosafarbene und hellgraue Felsen herannahen, fallen meine Gedanken
zurück.
*****
Als junges Mädchen verschlang ich Abenteuerbücher zuhauf.
Fernsehen interessierte mich nicht. In meinem Kopf spielten sich die Filme ab,
die ich aus den Buchstaben und Zeilen kreierte: Kamel-Karawanen durch die
Sahara, Piloten, die nach dem Absturz in der Kalahari dank ihrem Wissen
überlebten, und all die erfundenen Märchen von Kara Ben Nemsi… Das war meine
Welt.
Später dann sah ich „echte“ Wüste: zuerst in Südamerika,
dann hier in Ägypten. Als ich das erste Mal mit dem Touristenbus von Luxor nach
Hurghada fuhr, riss ich die Augen weit auf: da waren Berge, mitten in der
Wüste! Unbewusst prägte ich mir die Strecke ein. Jahre später, bei der zweiten
Fahrt in umgekehrter Richtung, erkannte ich sie wieder – das ist meine
Landschaft.
*****
Robby lenkt den Jeep durch ein schmales Flussbett, links und
rechts liegen Sandsteinschichten in zartem beige, hellem gelb und rosa
übereinander. Meterhoch harren scheinbar zu Stein erstarrte Wellen in der
Stille aus, geben Schätze preis und erzählen ihre Geschichte – demjenigen, der
hinhört und hinsieht: Korallen, Fossilien und Nistplätze für Vögel. Und mitten
in diesem Backofen blüht und grünt es: Drei Monate nach den zerstörerischen
Regenfällen im März dieses Jahres blüht die Wüste noch immer. Bunte Blumen,
grüne Kräuter und Sträucher – ich bin entzückt. Meine Mitfahrer hingegen beugen
sich über Fossilienabbildungen in den Korallenblöcken – 40 km Luftlinie von der
Küste des Roten Meeres entfernt.
Die Reifenprofile hinterlassen vergängliche Spuren auf einer
weiten, offenen Ebene. Im fernen Dunst ragen die Zacken der Red Sea Mountains hoch;
hin und wieder steht inmitten des Nichts eine Akazie. Nach ein paar Kilometern
wieder eine, wie durch einen unterirdischen Wasserkanal miteinander verbunden. Dazwischen liegen Dornbüsche oder auch nur
Steinwüste. Der Regen hat den vom Wind verwehten Sand weggespült, hinab zur
Küste. Geblieben ist Geröll. Bald, sagt Robby, versinkt das Geröll wieder im
Sand und der Untergrund wird wieder weich.
Wie lange sind wir schon unterwegs? Ich habe den Sinn für
die Zeit verloren; zum Glück. Hier gibt es keinen Lärm, keinen Abfall, kaum
menschliche Spuren – weshalb dann Zeit? Die Sonne steht hoch am Himmel, die Luft
wird klarer und wir fahren in ein Tal hinein. Heller Granit glänzt in der Hitze,
schwarze brüchige Felsen sind offenbar stets in Bewegung. Dazwischen liegt ockergelb
der Sand. Wir folgen dem Verlauf des Wadis bis es nicht mehr weiter geht. Robby
führt uns über Geröll zu einem kleinen Pass hinauf, wo wir einen
atemberaubenden Blick auf noch mehr Landschaft werfen: zu unseren Füssen
breiten sich die Red Sea Mountains aus: Felsen, Gipfel, Täler, Felsen, Gipfel, Täler,
… westwärts hin zum Nil, südwärts in den Nordsudan. Ich würde am liebsten
weiter gehen, weiter wandern, weiter… Doch jetzt im Sommer ist es zu heiss, ich
könnte ja nicht mal meinen Wasserbedarf mit mir tragen. Aber im Winter lässt
sich das machen, wenigstens ein paar Tage.
Wir verlassen das enge Tal, fahren tiefer in die Berge…
Manchmal ist der Untergrund weich, die Reifen des Jeeps graben sich tief in den
Sand ein, doch Robby steuert das Fahrzeug zuverlässig wieder auf sicheren
Untergrund.
„Stopp!“ rufen, war vereinbart für einen Fotohalt; doch
Robby schüttelt unwillig den Kopf. Er verlangsamt die Fahrt und nach der sechsten
oder siebten Akazie über der unsichtbaren Lebensader hält er den Jeep an. Hier,
im Schatten „seiner“ Akazie werden wir rasten und essen. Innert Kürze baut
Robby ein Barbecue aus dem Nichts auf und verwöhnt uns mit kühlem, frischem
Salat, gegrilltem Hähnchen mit Kartoffeln sowie Gemüse. Frische Früchte und Tee
folgen zu unserer Überraschung. Faulenzen fällt uns in der Hitze und mit vollem
Bauch nicht mehr schwer.
Wir brechen wieder auf, rollen hinaus aus dem Tal, um den
Berg herum, wieder durch ein weiteres Tal, von dem sich die Felsflanken allmählich
zurück ziehen; wir verlassen die Berge, doch zuerst erklimmt der Jeep noch eine
steile Sandflanke, bis er stecken bleibt. Die restlichen Meter kraxeln wir zu
Fuss hinauf und bleiben oben erneut atemlos stehen: wir blicken über die riesige
Sandebene zwischen Bergen und Küste, erkennen dort einen feinen weissen
Streifen und dahinter das unscharf blau schimmernde Meer. Was für ein Abschluss
für diesen Tag!
*****
Und jetzt, sieht mich Robby fragend an? Meine Antwort: Da ist sie wieder,
diese Sehnsucht nach Landschaft, die nie gestillt werden kann, sondern immer nur
zunimmt.
Die hier beschriebene Tour war ein Tagesausflug per Jeep
mit Robby Schropp von iQ-onTour. Robby organisiert Touren und Trekkings (ein
oder mehrtägig) nach Wunsch für Individualisten und Naturliebhaber, Wissbegierige
und Outdoor Freaks. Die Touren werden sorgfältig und mit viel Herzblut
organisiert und durchgeführt. Weitere Infos direkt bei iQ-onTour.
Einige Eindrücke:
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