Samstag, Oktober 29, 2016

Regen, Hagel und Sintflut Bilder



Nun sitze ich am Laptop und kann mal ein paar Bilder und Links zu Videos hochladen. Das Ausmass der Schäden zeigt sich immer mehr. Hilfsaktionen werden von Privatpersonen und NGOs gestartet.

Hagel und Regen in Hurghada: Video von Magdy Samir auf Facebook

und Bilder:
(Facebook / Abdallh Almasry)
(Facebook/Abdallh Almasry)


Hagelkörner (Facebook Abdallh Almasry)






(Facebook)
Das Blitz- und Donnerspektakel hab ich verpasst. Wie mir heute erzählt wurde, hat es eineinhalb Stunden lang vom Himmel geleuchtet und getobt... bis dann die Sintflut kam.

Freitag, Oktober 28, 2016

Regen, Hagel und Sintflut


Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hat es auch so geregnet. Geschüttet, gedonnert, geblitzt und gehagelt hat es gestern in weiten Teilen der südlichen Hälfte Ägyptens und des Sinais.

Da Ägypten trotz Erfahrung nicht auf solche Unwetter eingerichtet ist, sind die Schäden jedes Mal riesig. Es gibt keine Kanalisation, keine regendichte Gebäude und die Strassen sind im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut. Das Wasser kann nirgends abfliessen und reisst alles mit sich mit.

Gestern kamen mehr als zwei Dutzend Menschen in den Wasserfluten ums Leben, heute starb eine Frau durch Stromschlag: Wasser auf der Strasse, loses Stromkabel, wie sie hier zu Tausenden ungesichert herumlungern. Autos aufeinander geschoben, von den Fahrbahnen und Parkplätzen gewischt.

Die eh schon ungenügend breite Hauptverbindung zwischen Kairo und Hurghada sowie weiter nach Süden war bis heute Nachmittag unpassierbar. Überflutet, unterspühlt, weggetragen. Ebenso die Verbindung zwischen dem Roten Meer und dem Niltal. Hunderte von Reisenden oder sogar mehr haben die Nacht im Bus, Pw oder Lkw verbracht, waren 30 Std unterwegs.

Manche Dörfer stehen im Wasser. Dort geht gar nichts mehr. Die Menschen dort haben alles verloren. Wer hilft ihnen? Der Staat wohl kaum.

In Hurghada, dem ach so wichtigen Touristenzentrum gab es teilweise über 24 Stunden keinen Strom. In manchen Häusern regnete es durch Decken und Wände...

Ich bin in Kairo, da blieb es trocken. Eigentlich wollte ich heute zurück nach Hurghada fahren. Dank den sozialen Medien war ich immer auf dem Laufenden über den Straßenzustand. Noch wird einspurig im Wasser gefahren... aber immerhin geht was und morgen, so hoffe ich, komm ich wieder heim. Ob meine Wohnung trocken blieb, ist dann eine Überraschung.

Und spätestens nächstes Jahr wiederholt sich die Katastrophe...


Bilder und Videos folgen.

Sonntag, Oktober 23, 2016

Visa-Willkür

Manchmal reicht’s. Einfach genug, Schnauze voll. Und dann wieder muss ich mir sagen, dass die Willkür, die wir Ausländer auf dem Passbüro erleben, ja nur ein Bruchteil dessen ist, was Ägypter von den Beamten erdulden müssen.

Doch zuerst mal von vorne. Letztes Jahr wurde die Nachricht verbreitet, dass Ausländer nur noch ein sechs-Monate-Visum erhalten. Oder nur noch drei, oder vielleicht doch 12, je nachdem wie und was. So klar wie unsichtbar.

Jedenfalls erhielten wir Ausländer, die bisher mit einem einjährigen Touristenvisum hier lebten, plötzlich nur noch einen sogenannten Wartestempel. Nach zwei Monaten sollten wir wieder vortraben. Während diesen zwei Monaten würden Informationen durch den Staatssicherheitsdienst eingeholt. Dann verlieren sich die Fäden und die Logik geht mit.

Dienstag, Oktober 18, 2016

Probleme lösen oder arbeiten (oder warum ein Drittweltland ein Drittweltand ist)

Nach meinem kurzen Aufenthalt im anfänglich sommerlich warmen und dann winterlich eisig kalten Europa geniesse ich die Wärme, die Sonne und alles, was damit zusammenhängt. Das ist aber nicht einfach ein Gratis-Paket: der Preis dafür ist hoch!

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Momentan kümmere ich mich nämlich fast nur um Probleme: ich renne zum Anwalt, zur Versicherung, zum Passbüro, versuche seit mehreren Monaten ein Ersatzteil für meinen in Ägypten hergestellten Staubsauger zu erhalten, telefoniere, schreibe, frage und rede… und dazwischen arbeite ich ein bisschen.

Als ich heute dem „Papa meiner Mädchen“ auf seine Frage, wie es mir gehe, antwortete „ich kümmere mich um meine Probleme“, meinte er schlicht: „Das ist das, was wir täglich machen: wir sind 75% unserer Zeit damit beschäftigt, Probleme zu lösen; und 25% unserer Zeit arbeiten wir.“

Als ich das heute Abend einem hiesigen Freund erklärte, bestätigte er das.

Als Betriebswirtin graust mir bei der Vorstellung, wie viel Ressourcen da verschwendet werden, welchen enormen wirtschaftlichen Schaden das Land dadurch erleidet, wie viel Energie, Kreativität und Zeit sinnlos in Bürokratie, Desinteresse, Dummheit, Korruption, mangelnder Sorgfalt, Schlendrian, überlegen und kontaktieren des „Beziehungsnetzes“ (wer könnte mir helfen????) verloren gehen… grrrrrrrr…

Allein die Vorstellung, dass momentan Millionen von Menschen auf der Suche nach günstigem Zucker sind, weil ein paar korrupte Geier Zucker horten.

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Von Haus aus liegt mir das Kämpfen – doch manchmal, einfach manchmal, bin ich es leid, bin ich einfach müde ob all der Sinnlosigkeit, welche das schlichte Dasein auf dieser Seite der Welt mit sich bringen kann. Wenn es ein Ende gäbe – aber das gibt es einfach nicht. Das ist in diesem System nicht vorgesehen.

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Morgen früh scheint die Sonne wieder von einem makellos blauen Himmel. Ich werde aufstehen, runter zum Pool gehen und schwimmen… bis sich der Albtraum aufgelöst haben wird. Nach dem Frühstück kümmere ich mich dann wieder mit neuer Energie …

… um meine Probleme und ein bisschen um meine Arbeit.


Mittwoch, September 21, 2016

Krankentransport in der Dritten Welt

Da liegt einer…. Ich fahr näher ran, gucke auf die Ladefläche des motorisierten Dreirades: ja, tatsächlich, da liegt ein Mann. Der hat den Kopf auf den Arm aufgestützt, bleiches Gesicht, die Augen geschlossen. Keine weiche Decke, nicht mal ein Karton schützt seinen knochigen Körper vom rauen Blech. Ausgestreckt liegt er auf dem wackeligen Ding, ein Gips am Bein, blutverschmiert. Ein vielleicht achtjähriger Junge sitzt neben dem Mann, ein nur wenig älterer Junge steuert das Gefährt vorsichtig.

Ich fahr vorbei, mit einem dicken Kloss im Hals und dem Gedanken: anhalten! Helfen!

Wollen die das?

Zögernd fahr ich weiter, beobachte die Drei im Rückspiegel. Die fahren so langsam, der Mann muss Schmerzen haben. Sicher fahren sie ins Krankenhaus.

Ich fahr an den Strassenrand, vielleicht kann ich helfen? Wenigstens anbieten kann ich es.
Die Kinder gucken mich ratlos an, als ich ihnen bedeute anzuhalten. Welche Europäerin macht das schon? Ich frage, wohin sie fahren? Ins Krankenhaus? Ja, sagen sie. Der Mann dreht sich halb zu mir, erstaunt.

Dahinter steht schon ein Taxi, riecht wohl, worum es hier geht. „Nehmt ein Taxi ins Krankenhaus! Ich komme für die Kosten auf!“

Nein, nein, danke. Ich kann nicht. Doch, da steht schon ein Taxi! Ich bezahle das! Nein, nein, ich kann nicht. Ich kann nicht in ein Taxi einsteigen, meine Beine sind kaputt. 

Er zeigt auf seine schäbigen Hosen, die kaum Beine erkennen lassen, so dünn sind sie. 

Was kann ich tun? Wie kann ich helfen? Mir schiessen die Tränen in die Augen. 

Nein, nein, danke vielmal, aber es geht schon… Kinderaugen gucken mich arglos und verständnislos an. Welch Elend! Ein Film spielt sich in meinem Kopf ab, zusammen gesetzt aus all dem Wissen, all den Erfahrungen, all den Erzählungen, die ich da über diese Seite der Welt gespeichert habe.

Der ältere Junge lässt den Motor an, ich spreche einen der Situation angemessenen Spruch aus und schau zu, wie das Gefährt davon knattert.

Die Tränen rinnen mir runter. Manchmal wünschte ich, ich könnte das Elend dieser Welt aufhalten.


Dienstag, September 06, 2016

Heisses Thema: Badebekleidung der Frauen

Im 21. Jahrhundert sollte die Bekleidung der Frauen kein Thema mehr sein. Ist sie aber doch und zwar immer mehr dank oder wegen der Globalisierung.

Was mich an der ganzen Diskussion enorm erstaunt hat, ist die Tatsache, dass jene Länder, welche die Rechte der Frauen besonders stark einschränken, sich über das „Burkini-Verbot“ entrüstet haben. Die wissen komischerweise ganz genau, dass der Westen – in dem Fall das laizistische Frankreich – demokratische Freiheiten hochhält. Nach dieser Logik darf sich jeder überall so kleiden, wie er oder sie es will. Folglich darf sich Frau am Strand oben ohne zeigen, im Bikini, Badeanzug oder allen Zwischenschattierungen bis hin zum Burkini.

Handkehrum funktioniert das bei denen dort nicht. Wir Westler sollen uns in ihren Ländern, wo der Alltag durch Einschränkungen verklemmt wird, anpassen. Im Iran muss eine Ausländerin ein Tuch über dem Kopf tragen. In Saudi Arabien muss eine Ausländerin eine Abeya tragen und das Haupt bedecken. Aber wenn sie zu uns kommen, pochen sie auf die demokratischen Werte und passen sich nicht an. Das passt mir nicht, auch wenn ich ein liberal denkender Mensch bin.

Freitag, September 02, 2016

Weg von der Stadt

Es gibt sie auch in Hurghada: abgelegene, menschenleere Orte, wo man die Seele baumeln lassen und Energie tanken kann. Marschieren in Sand und Hügeln, über Muscheln und versteinerte Korallen staunen. Dem Wind zuhören. Den über dem Riff brechenden Wellen zugucken. Die hin und her flitzenden Fische verfolgen. Eine Seemöwe direkt über dem Kopf beobachten. Träumen. Fliegen. Sein.