Sonntag, August 31, 2014

Schafhirte

Da sitzt jemand ganz allein mit einer Handvoll grasenden Schafen auf dem wohl einzigen grünen Flecken ausserhalb eines Hotels in Hurghada.

Soll ich umdrehen oder nicht? Anstand oder Neugier? Einige Augenblicke habe ich heute Morgen doch gezögert, denn der Wind blies ermüdend kräftig, doch das freundliche Winken des Schafhirten hat mich ermuntert. Ich bin zurück gefahren, hab mein Rennrad auf den Sand gelegt und den Mann begrüsst. 

Er hat sich verwundert erhoben. Der Mann im dunkelgrünen Kaftan ist jung, höchstens dreissig, obwohl sein sonnengebräuntes Gesicht schon Falten zeigt. Seine Augen blicken irgendwie leer, sein Lächeln zeigt bräunlich verfärbte Zähne - typisch für die Armen hier, die nie eine Zahnbürste in die Hände bekommen.

Ich frage höflich, ob ich ein Foto von ihm und den Schafen machen dürfe? Er meinte ja, aber... er wolle Geld dafür! Wo er denn wohne, wo seine Familie sei, frage ich. In Qena und er sei arm. Naja, das kann ich sehen. Hat auch ihn der Tourismus verdorben? Oder ist er so verzweifelt, dass er zum Betteln greift? Das werde ich wohl nie erfahren.




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