Samstag, Oktober 25, 2014

Betrug am Flughafen Hurghada

Betrogen wird überall in Ägypten, im kleinen wie im grossen Stil. Touristen sind ein leichtes Opfer, denn sie kennen die „landesüblichen“ Gegebenheiten nicht. Gutmütigkeit, Unwissenheit und Situationen werden schamlos ausgenützt. Nicht von allen, aber leider viel zu oft.

Eine Freundin hat mir folgenden Vorfall erzählt:

Sie meldete bei Egypt Air (Mitglied von Star Alliance!) Zusatzgepäck für einen Flug nach Europa an. Pakete und Kisten wurden verpackt, verklebt, verschnürt, vermessen und gewogen. Eine Bekannte, die in einem Reisebüro arbeitet, hat das für sie erledigt. Ungefähre Kosten: rund 150 US-Dollar. Als meine Freundin am Abreisetag mit ihrem Gepäck einchecken wollte, hiess es, im Computersystem sei keine Anmeldung vorhanden. Drei oder vier Herren standen ratlos da, suchten vergeblich nach der Reservation und boten an, nach einer Lösung zu suchen. Nach einigem Hin und Her meinten sie, sie hätten noch Platz gefunden, aber es würde 450 US-Dollar kosten. Verzweifelt und gesundheitlich angeschlagen handelte meine Freundin den Preis auf 300 US-Dollar herunter.

Nach ihrer Ankunft informierte sie die Bekannte, die für sie die Reservation angemeldet hat und siehe da: alles war richtig im System verbucht. Die Angestellten beim Checkin von Egypt-Air im Flughafen von Hurghada stecken unter einer Decke, um sich einen schönen Batzen zusätzlich zu verdienen!

Die Bekannte hat nun alle Unterlagen samt Telefonbändern nach Kairo an die Zentrale geschickt und den Vorfall gemeldet. Ferner hat sie meiner Freundin erzählt, dass die Angestellten von Air Berlin am Checkin 15 US-Dollar pro Checkin verlangen! Auch das eine „erfundene“ Gebühr, die ein unwissender Tourist bezahlt und den Angestellten tolle Zusatz-Einnahmen beschert. Bis sie ertappt werden.

Ägypten verreckt fast. Das Land braucht dringend Investitionen und Touristen. Es krümmt aber keinen Finger, um die Betrügereien vom WC-Putzer über die Taxifahrer, weiter zum Direktor bis hoch zum Gouverneur auszumerzen, die Infrastruktur zu verbessern, die vielen Schikanen und Belästigungen einzudämmen und endlich einen Tourismus-würdigen Service anzubieten. Irgendwann kommt einfach niemand mehr in dieses schöne Land, und wenn es noch Hundert Mal am meisten Tempel und historische Stätten, 365 Tage Sonnenschein, unendliche Wüstenlandschaften und herrliche Tauchgründe besitzt. Genug ist einfach irgendwann genug.

Nachtrag:
EgyptAir strebt einen Vergleich an - damit kann sie einer Anklage entgehen.

Ein Freund, der am Flughafen arbeitet, hat mir noch anderes erzählt: Es ist ja verboten, den Putz- und WC-Leuten Trinkgeld zu geben. Sie betteln trotzdem darum. Damit die Polizei nicht eingreift, kassiert diese munter mit.
Korruption ist Alltag. Und ich staune nach über sechs Jahren Aufenthalt immer wieder aufs Neue darüber.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für Ihren Kommentar. Ich freue mich über jede aktive Teilnahme an meinem Blog. Meinungsfreiheit gilt auch hier. Ich behalte mir jedoch vor, freche und beleidigende Kommentare zu löschen.