Die schreckliche Tat gegen Karikaturisten in Paris
beschäftigt die Medienwelt und all jene, die für Freiheit in jedem Sinne
stehen.
Aus Solidarität habe auch ich spontan auf Facebook „Je suis Charlie“ (ich bin Charlie)
gepostet. Doch wenn ich ehrlich bin, bin ich weit davon entfernt.
Jeder Journalist, Schriftsteller, Zeichner und Filmemacher
muss sich ständig mit der Frage auseinandersetzen „Wie weit darf ich gehen?“. Zwischen
dem, was gerne geäussert werden möchte oder sollte, und dem, wie die
Veröffentlichung von extremistischen Randgruppen interpretiert wird, liegt
inzwischen nur noch eine schier undurchsichtige Linie. Extremisten nehmen Publikationen
als Vorwand, fühlen sich betupft und greifen zu Bomben und Maschinengewehren, um
ihre Ansicht über ihre Religion zu verteidigen.
Zum gleichen Lager gehören all die Diktatoren und Armeen,
die jegliche Kritik an ihrer Person, ihrem Führungsstil, am Regime, an ihren
Verletzungen der Menschenrechte und ihren Unterlassungen unterdrücken. Diese
Stimmen werden sofort zum Schweigen gebracht. Wobei ich nun bei Ägypten bin.
Seit El Sisi dem Regime vorsteht, wird freie
Meinungsäusserung gezielt und offen bekämpft. Zeitungsartikel werden vor Druck
geprüft und bei Missfallen von der Zensur gestoppt. Journalisten, die nicht
Sprachrohr des Regimes sein wollen, werden verfolgt und ins Gefängnis gesteckt
oder sonst wie „unschädlich“ gemacht.
Wohin führt es, wenn niemand mehr seine Meinung ausdrücken
darf? Wenn die Medien gleichgeschaltet sind, wenn Kritik zum Schweigen gebracht
wird, wenn Schreiberlinge und Filmemacher nur noch beschönigen und verherrlichen?
Was sind das für Religionen, Herrscher und Diktatoren, die
Angst vor Worten und Bildern haben? Haben sie das Recht, das selbständige Denken und die freie Meinungsäusserung einzuschränken und Menschen zu Schafen verkommen zu lassen?
Die Antwort kann jeder für sich selbst finden; man sehe sich
nur in der Welt um, die Folgen sind bekannt.
Seit El Sisi an der Macht ist, habe auch ich mit meinem
kleinen, unbedeutenden Blog Zurückhaltung geübt, weil ich aus meinem engsten
Umfeld gewarnt worden bin. Es fällt mir schwer, mich zurück zu halten. Ich habe
versucht, mich momentan nicht über die hiesige Politik zu äussern. Ich bin nicht
Charlie, ich habe nicht die Courage dazu. Meine Unversehrtheit ist mir wichtig.
Ist das Egoismus? Ist es Vernunft? Wenn ich etwas schreibe, wird es keinen
Einfluss auf das Weltgeschehen haben - aber es kann einen Einfluss auf mein
Leben haben.
Genau das ist es, was religiöse Fanatiker, Herrscher und
Diktatoren wollen. Wer hat den Mut, die Unvernunft, die Unverfrorenheit oder
einfach den Gerechtigkeitssinn, DAGEGEN anzustehen? Charlie Hebdos
Karikaturisten hatten sie.
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