Sonntag, Mai 03, 2020

Blick zurück ins 2020 (Teil I)


Wir sind im Jahr 2025 😉

Ich stehe auf dem Balkon und blicke aufs Meer hinaus. Dort draussen, auf den tiefblauen und smaragdfarbenen Wellen tanzen weisse Punkte. Es windet leicht, so ist es angenehm, im Freien zu frühstücken. Eigentlich hab ich schon gefrühstückt, mein Müesli, wie immer, nur Kaffee trinke ich noch. Ich winke meinen Nachbarn zu. Auch sie sitzen jeden Morgen draussen und geniessen den Blick aufs Meer und die morgendliche Stille. Meine Pflänzchen haben sich endlich erholt, sie blühen üppig und bringen knallrote Farbtupfer hervor. Nur der Basilikum serbelt so vor sich hin. Doch meine Gedanken wandern zurück, in jenes „Pandemie-Jahr“, das wir alle wohl nie mehr vergessen werden.

Fiktiver Blick zurück

Damals, im Frühling vor fünf Jahren, stand die Welt still. Ausgangsverbot. Börsencrash. Stillstand. Wir wurden, im Namen eines Virus mit dem Namen COVID-19, sämtlicher Freiheiten beraubt.


Danach, wie könnte es anders sein, folgte ein erbärmlicher Kater mit Rezession, Firmenpleiten und Suiziden. Väter, die nicht mehr wussten, wie sie ihre Familie ernähren sollten, Firmenchefs, die sich verkalkuliert hatten, Politiker, die sich verspekuliert hatten. Jugendliche, die keine Ausbildungsstellen fanden und sich in billige Drogen stürzten. 
Reihenweise machten Firmen, die sowieso schon knapp kalkulierten, dicht. Sogar global tätige Firmen verschwanden sang- und klanglos von der Bildfläche. Handkehrum war und ist es noch immer eine goldene Zeit für Rosinenpicker mit dickem Polster: Sie decken sich mit Wissen und Standorten zu Spottpreisen ein, während die Belegschaft auf der Strecke bleibt. Daran hat sich seit Menschengedenken leider nicht viel geändert: Die Grossen fressen die Kleinen, die Starken vernichten die Schwachen. Im Gegensatz zu den Tieren betreibt dies der Homos Sapiens aus Gier.

Eine Schreckensnachricht folgte der anderen. Zuerst versuchten sich die europäischen Politiker noch an einer „schrittweisen Lockerung“ der Einschränkungen, die sie ihren Bürgern während fast zweier Monate oder mehr aufgebrummt hatten. Doch den Menschen ging es nicht schnell genug. 

Der beklemmende Hausarrest hatte tiefe Spuren bei der Bevölkerung hinterlassen: Einsamkeit, Depression, zerbrochene Beziehungen, Arbeitsplatzverlust, Existenzängste. Die versprochenen staatlichen Hilfen kamen nur zögerlich an und oft nicht dort, wo sie am bittersten benötigt wurden. Wie üblich verschwand ein grosser Teil davon über verwinkelte Wege und ist noch immer unauffindbar. Anwälte und Bürgergruppen beschäftigen sich seit zwei Jahren damit. Erfolgsaussichten: vage bis gering.

Wut hatte sich breit gemacht und die Menschen forderten eine Rückkehr zur Normalität und zwar sofort. Ausserdem wurden immer mehr Stimmen laut, welche die präsentierten Informationen zu Infektion und Verbreitung des Virus in Frage stellten. Ich erinnere mich daran, wie Statistiken die effektiven Todesfälle von Ländern mit mehreren 100 Millionen Einwohnern mit Ländern, die weniger als 10 Millionen Einwohnern hatten, verglichen! Ja noch schlimmer, Wissenschaftler und „Normalos“ mit gesundem Menschenverstand präsentierten Fakten, welche Politiker und Gesundheitsämter zu vertuschen versucht hatten. Es handelte sich um eine ansteckende Grippe, an der viele Tausende von Menschen gestorben sind. Aber: Es starben nicht mehr Menschen als bei der letzten bedeutenden Grippewelle.

Der Virus war auch nicht so wahnsinnig neu, sondern schwirrte schon länger herum. Neu war nur, dass man ihn identifizieren konnte. Und folglich konnte man ihn auch finden.

Als klar wurde, dass die Politiker mit dem Eingriff in die Freiheiten ihrer Bürger überreagiert hatten, platzte den Leuten der Kragen. Sie erinnerten sich plötzlich an ihre Rechte, gingen auf die Strassen, forderten in Leserbriefen und in den sozialen Medien nach Untersuchungen und einen sofortigen Stopp der übertriebenen Einschränkungen. Darauf reagierten vereinzelte Länder und gestanden zögerlich wieder Bewegungsfreiheit und Geschäftstätigkeit zu.

Ich glaube, in jener Zeit, so im Sommer oder Herbst 2020, sickerte plötzlich durch, dass die meisten der Verstorbenen falsch behandelt worden war. Kunstfehler nennt man das euphemistisch. Damit war klar: Der Virus war überhaupt nicht gefährlicher als die üblichen Grippeviren, die wir jeden Winter wieder sehen.

Riesiger Schaden

Doch der wirtschaftliche Schaden war bereits angerichtet. Zuerst wollte es niemand wahrhaben, klammert sich der Mensch doch immer an die Hoffnung. Die Börsen tendierten nach einem 30%igen Einbruch wieder nach oben. Doch je länger der Stillstand dauerte, umso zaghafter wurden die Aufwärtsbewegungen. Nur einige wenige Firmen konnten Gewinne erzielen, die Mehrheit kämpfte ums Überleben. Oder gab auf. Jedenfalls notierten die Börsen Ende 2020 minus 25% im Vergleich zu Ende 2019, nachdem es nochmals einen „Nachcrash“ gegeben hatte. 
Europa und Amerika rutschten in eine böse Rezession, von der Asien – das sich zu einem eigenen Wirtschaftsraum entwickelt hatte - kaum etwas spürte. Erst zwei Jahre später setzte im Westen langsam eine Erholung ein und seit letztem Jahr, 2024, geht es endlich wieder deutlich aufwärts.

Dafür hat es allerdings Veränderungen gebraucht. Es gibt zwar noch die kleinen Unternehmen, Einmann-Betriebe und Familienbetriebe, welche das Rückgrat jeder Wirtschaft bedeuteten. Doch wohin man schaut, egal in welchem Land, in welcher Branche, überall ist es zu Zusammenschlüssen, Kooperationen und Interessenorganisationen gekommen. So wappnen sie sich gegen die kapitalstarken, unzimperlichen und kaltschnäuzigen „Global Player“. Zudem ermöglichen diese Kooperationen, dem Steuervogt ein Schnippchen zu schlagen. Während den vergangenen Jahren taten sich Politiker mit dem Erfinden neuer Steuern besonders hervor.

Die Arbeitslosenraten schnellten in den bisher verwöhnten Ländern kurzzeitig bis auf 20% hoch, woanders sogar auf über 30%. Selbst in reichen Ländern wie der Schweiz gehörten Obdachlose und Bettler zum Alltag. 
Gott sei Dank nur vorübergehend. Denn glücklicherweise besannen sich die Menschen bald auf ihre Fähigkeiten. Not machte auch in dieser Krise erfinderisch. Durch die vielen Zusammenschlüsse querbeet über Branchen und Ausbildungsniveaus hinweg sind unzählige neue Produkte und Dienstleistungen entstanden. Dabei hat auch die Erfahrung mit „Homeoffice“ und „Homeschooling“ eine wichtige Rolle gespielt. Jedes dritte neugegründete Unternehmen ist digital tätig, ebenso ca. ein Drittel aller Erwerbstätigen. Tendenz steigend.

So sind die Arbeitslosenraten allmählich wieder auf ein erträgliches Niveau gefallen. Und jetzt, wo die Wirtschaft endlich wieder anzieht, werden flexible, digital-versierte und praktische Mitarbeiter mit Handkuss eingestellt. „Handwerk hat goldenen Boden“, hiess es mal - bis die Banker in ihren teuren Karossen, dicken Zigarren und seidenen Schlips in die Szene drängten. Jetzt, im 2025, sind gute Handwerker wieder gesucht und verdienen glänzend.

Die Banker hingegen sind hinter gesichtslosen Gebäuden verschwunden. Sie betreiben nur noch virtuelle Geschäfte, beraten telefonisch und führen ihre Konferenzen online. Fertig mit Kundenbesuch auf den Bahamas und Geschäftsessen bei Sternchen-Köchen. Bankschalter gibt es nicht mehr, denn Bargeld soll nächstes Jahr endgültig abgeschafft werden. Ich glaube noch nicht ganz daran, denn noch ist viel Bargeld im Umlauf und in vielen Ländern laufen Referenden gegen diesen Beschluss.

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Moment, ich hole mir jetzt noch einen Kaffee und erzähle dann weiter.

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