Montag, August 01, 2022

Autopanne – und dankbar

Wumm hat’s gemacht, bei 100km/h. Natürlich im Nirgendwo.

Ich hielt das Auto an, stieg aus, ging nach hinten und entdeckte: Ich bin platt. Also, nicht ich, aber der Reifen. Der steht ziemlich zerknautscht auf den Felgen. Meine teuren Reifen!

Und das natürlich in dem Moment, als ich etwas weiter wegfahren wollte, grad lauthals mit Lucio Battisti "Io vorrei... Non vorrei... Ma se vuoi" mitsang und mir vor Freude fast schwindlig war, endlich mal rauszukommen.

Zuvor hatte ich noch den Reifendruck prüfen lassen, Auto waschen, Öl und Wasser kontrollieren lassen und dem Mechaniker erklärt, warum ich das will, obwohl ich vor 2‘000 km gerade einen Service machen liess. Pflichtbewusst, halt so, wie man das bei uns macht.

Hier nicht. Er hatte dafür nicht grad viel Verständnis.

Trotzdem stand ich jetzt da und wusste im ersten Überraschungsmoment nichts Gescheiteres zu tun, als einen Freund anzurufen. Der hätte mir schon geholfen, aber ich war schon 35km ausserhalb Hurghadas und überhaupt hatte der auch noch andere Pläne. Ich war wohl auch etwas zerknautscht. Doch noch während ich mit ihm redete, fiel mir ein, ich könnte ja einfach an den Strassenrand stehen. Bin ja eine Frau und Ägypter sind i.d.R. sehr hilfsbereit.

Gesagt, getan.

(Also nur so als Zwischenbemerkung: Ich habe früher meine Reifen selbst gewechselt, bei meinem Döschwo und später bei meinem ´69er Kadettle. Aber das ist halt so um die 40 Jahre her und so bin ich etwas aus der Übung gekommen.)

Schon das zweite Auto hielt an und der Fahrer gestikulierte herum. Ich erzählte ihm mein Malheur „das Rad ist eingeschlafen“ (siehe einen meiner früheren Blogeinträge). Er zögerte keine Sekunde, sondern stieg aus, fragte nach dem Werkzeug und machte sich an die Arbeit.

Was für ein Glück hatte ich: Er war ein Uber-Fahrer, hatte wohl schon öfter Reifen gewechselt. Allerdings verzweifelte er ab meinem Wagenheber. Er zeigte mir seine Werkzeugkiste und empfahl mir so etwas. Ich nickte beeindruckt. Doch: Was sollte ich mit so einem Ding, wenn ich das gar nicht selbst bedienen kann?

Es ging aber doch ruckzuck und der Ersatzreifen war montiert. Ich bedankte mich bei dem Mann mit dem Namen Moussa, der seit zwei Uhr früh von Kairo aus unterwegs war, um eine Kundin in Marsa Alam abzuholen und mit ihr gleichentags zurückzufahren. Allein bei der Vorstellung spürte ich Müdigkeit in mir hochkriechen. Im Stillen dachte ich: So passieren eben die Unfälle hier.

Ich steckte ihm einen Geldschein zu und wünschte ihm gute Fahrt. Wir tauschten noch weitere Nettigkeiten aus, bevor er von dannen zog und ich zurück nach Hurghada fuhr, um meinen Reifen flicken zu lassen.

Hier könnt Ihr das Loch sehen. Da drin steckte ein Metallstück.




Zwei Stunden später begab ich mich erneut auf meinen Weg. Lucio Battista war immer noch mein Begleiter, aber da war noch etwas: Eine unendlich tiefe Dankbarkeit über den Schutzengel, der mich vor Schaden bewahrt hatte, und das Gute, das ich erfahren durfte.


2 Kommentare:

  1. Liebe Grü8e an den aufmerksamen Schutzengel!

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  2. Wenn ich ihn wieder treffe, richte ich ihm die Grüsse aus :)

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