Freitag, August 05, 2022

Wo bleibt der Aufschrei über Zensur?

Diese Frage beschäftigt mich seit mindestens 2020, mal mehr, mal weniger, in den vergangenen fünf Monaten aber ziemlich intensiv.

So intensiv, dass ich das Thema auch in meinem Fremdsprachenunterricht einbringe. Und jetzt sogar hier auf meinem Blog.

Warum?

Ganz einfach: Als hier in Ägypten (den Zeitpunkt wisst ihr selbst) Hunderte von Internetseiten gesperrt, alternative Kommunikationsmittel wie Skype und WhatsApp (Telefonieren geht nicht) sowie VPNs blockiert wurden, zeigten sich die westlichen Medien entrüstet und veranstalteten einen wortreichen Aufschrei. Seither sind hierzulande weitere liberale Zeitungen und Online Medien „verkauft“ oder xxxxxxxxxxx oder xxxxxxxxxxxxxx „versetzt“ worden. xxxxxxxxxxxx wurden xxxxxxxxxxxxxxxx oder ihrer xxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxx. Im Westen war klar: Das geht gegen die Menschenrechte, gegen die Meinungsfreiheit. Die Internetseite der Reporter ohne Grenzen lässt sich hier (ohne VPN) zum Beispiel nicht aufrufen.

Jetzt geschieht dasselbe ganz unverhohlen im Westen.

Wo bleibt der Aufschrei darüber?

Vielleicht erlaubt Ihr mir einen kleinen Exkurs über „Zensur“:

  • Die Berichterstattung von Massenmedien oder die freie Meinungsäusserung (von Bürgern / Mitgliedern einer Organisation / Mitarbeitern) wird behindert.
  • Unerwünschte oder „unerlaubte“ Inhalte bei Text, Bild oder Ton werden verhindert / beschnitten / verfälscht.
  • Das geht von staatlichen / religiösen / privaten Stellen aus.
  •  „Zensur“ leitet sich von „censura“ ab und wurde schon von den alten Römern zur Beeinflussung und Steuerung der Bevölkerung eingesetzt.
  • Mit der Erfindung und Verbreitung des Buchdrucks erhielt die Zensur eine neue, grössere Bedeutung.

Mit der Verbreitung von Internet und den sozialen Medien ist da ein regelrechter Wildwuchs entstanden. Seit 2020 eben tummeln sich auch noch diese „Faktenchecker“ herum. Für mich sind sie einfach Faktenverdreher. Frage nur ich mich, warum es die gibt und woher die plötzlich kamen??? Warum sollten wir denn plötzlich sowas brauchen???

Mich wundert wirklich, weshalb es darüber in Westeuropa kaum einen Aufschrei gibt (Wie es in den anderen „westlich“ orientierten Ländern und Kontinenten aussieht, weiss ich nicht). Warum glaubt denn jeder, was da Tag für Tag über die Bildschirme säuselt? Merkt denn keiner mehr, welcher unreflektierte, unkritische Einheitsbrei da serviert wird?

Wo bleibt die Empörung darüber, dass Menschen, die eine andere Meinung haben und noch den Mumm haben diese kundzutun, diffamiert, gemobbt und an den Pranger gestellt werden? Wie kann es sein, dass sich kaum jemand darüber entrüstet, dass ausländische Medien, wie z.B. RT Deutschland, gesperrt werden? Was geschieht da in Westeuropa, dass kaum jemand wahrnimmt, wie die Meinungsfreiheit stückchenweise abhandenkommt? Wie ist es möglich, dass kritische Stimmen mundtot gemacht werden, von der Bildfläche verschwinden, ihren Job verlieren oder in die Einsamkeit getrieben werden??? Wie ist es möglich, dass dort, wo Meinungsfreiheit so gross geschrieben wird, Menschen sich der Selbstzensur hingeben???

Was passiert mit unserer Meinungsfreiheit? Ist es wirklich so, dass erst etwas ganz verloren sein muss, damit man erkennt, wie wertvoll es war?

Vielleicht habe ich das Glück, dass sich meine Sicht der Dinge doch etwas geändert hat, seit ich auf einem Kontinent jenseits des Mittelmeers lebe. Vielleicht bin ich etwas „wacher“ geworden. Die Erlebnisse der vergangenen dreizehn Jahre, zahllose Diskussionen, aber auch leichtfertig hingeworfene Sätze von Bekannten, viel Lesen und Nachdenken haben unweigerlich ihre Spuren hinterlassen. Ich bin damit aber sicher erst am Anfang und habe noch nicht ganz verstanden, was da abgeht.

Trotzdem bin ich darüber bestürzt, wie sich Westeuropa, die Wiege der Demokratie, in den vergangenen zweieinhalb Jahren nachteilig verändert hat. Was unsere Urahnen in zwei Jahrtausenden in Kämpfen und Kriegen, Revolutionen und Demonstrationen bitter erkämpft, von den Noblen und den Kirchenvätern hartnäckig abgetrotzt haben, wird nun achtlos und willfährig aus der Hand gegeben.

Ich gebe auch ehrlich zu, dass ich mich so um die 2008/09 gegenüber einem ägyptischen Freund überzeugt brüstete: „Wir in Westeuropa haben frei Medien.“ Dafür schäme ich mich heute fast. Denn auch bei uns wurde immer manipuliert, beschönigt, abgerundet.

Doch was jetzt abläuft ist m.M. nach ein Indikator, dass sich unsere hochgelobte Meinungsfreiheit ihrem Ablaufdatum nähert.

Und keinen stört’s.

 

6 Kommentare:

  1. Oh ich glaube viele Menschen sehen , was mit dieser angeblichen Meinungsfreiheit passiert und wie Demokratie in der heutigen Zeit dargestellt wird.
    Als Menschen begannen,sich gegen die Einschränkungen infolge von Corona zu äußern ,wurden sie umgehend in den Medien in die Nähe von "Rechten,Querdenkern und Desinformierten" gesteckt.
    Nicht nur Bürger ,nein auch Ärzte und Richter und dies öffentlich. Das war die Macht der Politik und des Geldes .
    Genauso spielt es sich nun mit der Lage um die Ukraine ab.
    Dazu überall falsche Informationen in der Presse .
    Man hat über Jahrzehnte verschiedene Gruppen in der Gesellschaft geschaffen , das verhindert ein gemeinsames Aufbegehren der Menschen.
    Viele Menschen reden über den derzeitigen "Wahnsinn" ,der uns den Boden unter den Füßen wegzieht und es bedarf immer nur einer Minderheit ,um gesellschaftliche Änderungen zu erwirken.
    Viele Menschen in meinem Umfeld erhoffen sich einen Aufschrei gegen die jetzige Politik im Herbst, wenn die Preise und Einschränkungen sie voll treffen. Es ist eine "scheinbare " Teilnahmslosigkeit. Es fehlt vielen der Mut . Es wird eine ungewisse Zukunft.
    Aber dies ist meine persönliche Meinung.

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  2. Der Mut fehlt noch. Wenn es ans "Eingemachte" geht, dann wird nicht mehr die Faust im Sack gemacht, sondern dem Frust und der Wut wird Raum gegeben. Dann kracht's. Mir graut.

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  3. funzt telegram am android-handy?

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  4. auch dieser anonyme Kommentar wird veröffentlicht, obwohl er etwa so viel Gehalt hat wie eine Luftblase ;)

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  5. darf ich Dir erstmal einen anderen blickwickel geben, bitte an den kontroversen erich v. däniken denken, falls damals gelesen in 70/80er - in 90ern war er imo nicht mehr so populär, obwohl paar medien ihn + seine theorien gepusht haben, es fehlten neubewertungnen und es gab viele unkommentierte widersprüche.

    damals wurde allgemein bei den massenmedien noch viel "moderiert" ( kann man als zensur sehen), welche themen kommen dran, welche nicht, was wollt der zuschauer/leser, schleichwerbung war verpönt+schwierig, finanz. interessen müssten offenbart werden. ich nehme mal an, Du wurdest damals medial sozialisiert über diese zeit.

    die heutigen self promoting möglichkeiten durch web/blogs und dann social medias können alles publizieren ohne moderation,
    also sehr viel "rauschen" erzeugen, das kann keiner mehr alles konsumieren/analysieren. da sich keiner wiederholen will, sucht er andere themen/nischen oder er wird "kreativ".
    dazu passt ein spruch aus einem film - be first or be better or cheat!

    dazu auch viel versteckte werbung, gepushte narrative und polit. themen, aber auch komplett bezahlte beiträge!
    dann kam etwas neues, sehr schwieriges: es bilden sich meinungsblasen - vollständig getrennte "wirklichkeiten".

    zurück zu erich, heute haste nicht 1 "erich" sondern gefühlte 1 promille an hochmotivierten und medienlauten narzissen/psychopathen/SJWs/veganern/etc... - die sich gehör verschaffen zu beliebigen themen (facebook hat schon zugegeben, dass es kontroverse nachrichten eher puscht, yellow press machte es schon immer). diese 1-promille hat aber eine schlimme nebenwirkung, alle machen sie nach, weil offenbar ist es erfolgreich!
    dies ist u.u. eine vorübergehende entwicklung, wenn aber staaten es als falsche entwicklung sehen oder es so kommunizieren, werden gesetze erlassen, mancheines um aktivität vorzutäuschen (internet-ausweis!) oder abzulenken.

    ferner, die heutigen unmoderierten medien führen beim einzelen zu einer info- und reizüberflutung, dann fällt keinem auf, wenn was fehlt (wegzensiert wurde).

    imho, diese von Dir beobachtete zensur-versuche sind sowohl bewusst gemachte gegen-massnahmen (seitens regierung und gruppen ausserhalb) wie auch unbewusst erfolgende schutzmassnamen seitens individuen als auch gewissen gruppen zu dem oben gesagtem.


    dann gibt es noch einen anderen offensichtlich "natürlichen" bedarf jeden staates, verstärkt auftretend in krisenzeiten, die neigung gesetze strenger zu machen - wg. war on drugs, ölkrise, war on terror und jetzt klimakrise / russlandkrieg. kommt wohl von vertrauen ist zwar gut, kontrolle aber am besten!

    leider, über die jahre hinweg kommt es aber einem beobachter vor, wie ein race to the bottom was die freiheitsrechte angeht.
    germany hat andere interessen bei strengeren gesetzte als E..pt, aber letztenendes ist es dieselbe denke/vorgehensweise = muster!

    obendrein gibt es in D noch den schweinezyklus, wenn eine regierung abtritt, macht sie paar üble "geschenke" im letzten gesetzespacket - z.b. in D, bolizei darf neuerdings einen zeugen zum verhör zwingen, dass gab es so nicht, nur die staatsanwaltschaft war dazu befugt.

    europäische wirrungen über rechte der bürger sind gut sichtbar - als einzelbeispiel - an den beschlossenen transparenzgesetzen und infopflichten, dann abwehrversuche über gerichte und nun verwässerung mit neuen gesetzen,
    die in äusserl. krisenzeiten als notwendig oder "alternativlos" beschlossen / bezahlt wurden.

    corona und der krieg nun haben die mehrheit weichgeklopft, AI wurde letztens medial verprügelt weil es propaganda-stoff
    für putin erzeugte. ob es wahr sei, hat keinen interessiert. Deine beobachtung wg. zensur ist nur ein teilaspekt eines niedergangs - und dass nicht mal vollständig erfasst von Dir, es gibt noch eine technologische/kapitalistische
    und sicherheitspolistische seite an der heutigen zensur. ich hoffe ich konnte einigermassen mich verständlich machen, aber bitte nachfragen wenn nicht.

    viele grüsse nach hurg.

    gregory




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  6. @Gregory
    danke für deinen ausführlichen Kommentar; alles ist für mich nicht verständlich, wohl wegen der vielen Abkürzungen. Aber ich finde deine Ausführungen interessant.
    Mein Blog soll keine politischen oder wissenschaftlichen Exkurse vermitteln, schon gar nicht allumfassende Ausführungen behandeln; dazu fühle ich mich nicht befähigt und das ist auch nicht mein Anliegen. Ich wollte nur einfach und anschaulich aufzeigen, wie mit verschiedenen Ellen gemessen wird, wenn es um dasselbe geht. Ich vereinfache Dinge gern, denn nicht jeder kann komplizierte Zusammenhänge erfassen.
    Natürlich ist mir E.v.D. ein Begriff :).
    Soziale Medien werden sehr wohl "moderiert" - Beiträge werden einfach gelöscht oder als "fake" deklariert, Mitglieder gesperrt. Moderieren, manipulieren oder zensieren. Der Spalt in der Gesellschaft wird gefährlich ausgeweitet.
    Interessant, das zu beobachten.

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