Donnerstag, Juni 23, 2011

Hurghada im Juni 2011

Ein heisser Wind mit Böenspitzen von 6 oder 7 Beaufort weht schon seit über einer Woche über die Gegend. Letzte Woche hatten wir während zwei Tagen einen Sandsturm – die Sichtweite war auf 200 oder 300 m begrenzt, wer nach Draussen musste, hatte nachher überall Sand – auch zwischen den Zähnen! Feiner Sandstaub legte sich auch in Wohnungen und Häuser ab; das ist nur mit Geduld auszuhalten. Sobald der Sandsturm vorüber war und sich wieder der blaue Himmel über der kargen Landschaft zeigte, fing jeder an zu putzen…

Es ist heiss geworden: 36 Grad Celsius im Schatten. Kaltes Wasser gibt es in der Dusche nicht mehr – ich bin zwangsweise ein „Warmduscher“. Auch Touristen hat es, allerdings viele ägyptische und Araber aus anderen arabischen Staaten, weniger Europäer. Das ist normal in dieser Jahreszeit - die ägyptischen Schulen sind schon geschlossen. Die Aussichten, dass im September der europäische Tourismus wieder anzieht, sind aufgrund der bisherigen Buchungen positiv – so heisst es wenigstens offiziell.

Die Sheraton Street, welche seit Dezember eine Baustelle gigantischen Ausmasses war, ist fast fertig gestellt. Arbeiter haben Gas-, Wasser- und Abwasserleitungen gelegt. Monatelang lag Staub zentimeterdick auf Gehsteigen, Terrassen, Stühlen und Tischen der Strassencafés und in den Geschäften. Bagger schoben sich zwischen drängelnden Taxis, Minibussen und PWs durch – oder umgekehrt. Nein, so etwas wie Bauabschrankungen gab es nicht. Autos fuhren mal auf der linken, mal auf der rechten Fahrbahn, ganz so, wie es am geeignetsten erschien. Manchmal ging es äusserst aggressiv zu und her und manch Fahrer verlor die Geduld, quetschte sich nochmals irgendwo hinein und verstopfte die Strasse damit komplett. Fussgänger wurden sich selbst überlassen – sie mussten über Gräben, Schlamm, Wasserpfützen, Schottersteine, Rohre und zwischen den drängelnden Fahrzeugen hindurch steigen, irgendwie, immer von Staubfahnen begleitet. Doch vorgestern sah ich sogar schon neu gepflasterte Gehsteige…

Die Polizeipräsenz nimmt massiv zu. Während den vergangenen Tagen habe ich regelmässige Kontrollen durchfahren und zwar an Stellen, wo laaaange keine mehr gewesen waren. Der Anblick beruhigt mich sehr. Sogar Radarkontrollen gibt es wieder auf der Flughafenstrasse – die Autofahrer sind plötzlich wieder wie Lämmchen unterwegs. Bis zu dem Moment, wo die Kontrollposten hinter ihnen liegen.

An manche Dattelpalmen sind Netze um Dattelbüsche gebunden, um die wertvolle Frucht vor dem Sturz ins Verderben zu bewahren. Ich hoffe, dass Ägypten bald wieder ernten kann, was es gesät hat und wieder Ruhe und Friede einkehrt.


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