Samstag, Juni 25, 2011

Noch ein Velofahrer

Ich steige aus dem Bus und blicke Gedanken verloren die Strasse entlang… bleib stehen und staune: in der flirrenden Mittagshitze kommt schemenhaft ein Rennradfahrer entgegen gefahren.
Meine Aufmerksamkeit ist unbewusst auf alles gerichtet, was zwei Räder hat. Ich sehe auch alten Männern nach, wie sie routiniert ihren Drahtesel vorwärts bewegen, und Kindern, die unbeschwert Zickzack fahren. Grosse Achtung bringe ich auch jenen entgegen, die anstelle eines Vorderrades eine Ladefläche angebaut haben und was weiss ich damit fortbewegen. Schon die Vorstellung, so ein Ding anzuschieben, ermüdet!

Umso aufmerksamer reagiere ich natürlich, wenn ich ein Rennrad sehe. So geschehen vor zwei oder drei Tagen. Es war einer dieser Tage, an denen es im Schatten 36 Grad Celsius hat und ich normalerweise in der klimatisierten Wohnung sitze. Doch an jenem Tag kam ich vom Schwimmen heim.

Da kämpft einer in der typischen Haltung eines Rennvelofahrers gegen den Wind. Ohne Helm. Bei der Hitze. Wahnsinnig! Ich winke ihm, vergesse meine übliche Zurückhaltung, bedeute ihm, anzuhalten und laufe dem Mann entgegen. Er hält zögernd und erstaunt an. Ich möchte wissen, ob er hier wohnt, ob er regelmässig fährt – er könnte ja ein „Gspänli“ für meine Ausfahrten werden... dazu müsste er aber zu einer etwas früheren Tageszeit unterwegs sein.

Dem vielleicht Mitte dreissigjährigen Mann rinnt der Schweiss in Strömen übers Gesicht, er lächelt freundlich. Er hat ein edles, schwarzes Rennrad, bestückt mit Ritchie-Zubehör. In Gedanken sehe ich mein altes Rennvelo vor mir und mir wird etwas mulmig. Unsere Unterhaltung holpert, kommt gar nicht in Fahrt. Er kann kaum Englisch. Ich versteh nur, dass er Tscheche ist und dass er dort normalerweise in den Bergen fahre und dass er hier in Hurghada wohnt. Ich versuche ihm begreiflich zu machen, dass ich auch Rennvelo fahre und zwar hier in Hurghada – aber ich glaube, er hat das trotz meinen Bemühungen nicht verstanden. Schade. So steigt er – vermutlich etwas verwirrt  - wieder auf und kämpft sich weiter gegen den Wind in der sengenden Mittagssonne Nordafrikas. Ich mach, dass ich in die schützende Wohnung gelange. Ach, wirklich schade.

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