Klinik
Die Klinik ist eigentlich eine Galerie. Monique malt und ihr Mann ist Steinmetz. Nun ist der OP-Raum in der Galerie und das Atelier dient als Büro und Arbeitsraum. Überall sind liebevolle Arbeiten der beiden Künstler aufgestellt, aufgehängt und man tritt im wahrsten Sinne des Wortes auf sie: sogar die Bodenkacheln sind mit Weisheiten in verschiedenen Sprachen beschriftet und bemalt.
Die Klinik ist eigentlich eine Galerie. Monique malt und ihr Mann ist Steinmetz. Nun ist der OP-Raum in der Galerie und das Atelier dient als Büro und Arbeitsraum. Überall sind liebevolle Arbeiten der beiden Künstler aufgestellt, aufgehängt und man tritt im wahrsten Sinne des Wortes auf sie: sogar die Bodenkacheln sind mit Weisheiten in verschiedenen Sprachen beschriftet und bemalt.
Für Kunst bleibt kaum mehr Zeit, stattdessen werden hier
verletzte Tiere operiert und – was sich in ganz Hurghada herum gesprochen hat –
Strassentiere werden gratis kastriert. Monique ist seit Jahren treibende Kraft
dafür, dass wilde Hunde und Katzen nicht mehr mit ausgelegtem Gift getötet,
sondern kostenlos kastriert werden können. HEPCA und weitere Tierschützer standen
ihr zur Seite.
Von Wohnung und Atelier zum Tierheim
Und wie fing das alles an?
„Vor unserer Haustüre miaute eine verletzte Katze.“ Ihr Mann holte sie herein, sie pflegten sie und irgendwann verschwand sie wieder. „Dabei hatten wir vorher mit Tieren überhaupt nichts am Hut!“ Kurz danach tauchte ihr Mann mit zwei Wellensittichen in einem Körbchen auf. Also bauten sie eine Voliere auf der Veranda des Ateliers. Und weil die Vögel gemäss Informationen aus dem Internet – da holte sie sich ihr erstes Wissen - nicht gerne alleine leben, kauften sie noch drei weitere Vögel hinzu. Beim Futterkauf in Kairo erstanden sie eine Katze, denn die andere war ja davon gelaufen.
Und wie fing das alles an?
„Vor unserer Haustüre miaute eine verletzte Katze.“ Ihr Mann holte sie herein, sie pflegten sie und irgendwann verschwand sie wieder. „Dabei hatten wir vorher mit Tieren überhaupt nichts am Hut!“ Kurz danach tauchte ihr Mann mit zwei Wellensittichen in einem Körbchen auf. Also bauten sie eine Voliere auf der Veranda des Ateliers. Und weil die Vögel gemäss Informationen aus dem Internet – da holte sie sich ihr erstes Wissen - nicht gerne alleine leben, kauften sie noch drei weitere Vögel hinzu. Beim Futterkauf in Kairo erstanden sie eine Katze, denn die andere war ja davon gelaufen.
Der „Strassenmatador“ hat gleich
dafür gesorgt, dass es Nachwuchs gab und bald standen Monique und ihr Mann
inmitten einer Schar kleiner Kätzchen. Kastrieren müsse man sie; deshalb gingen
sie zu einem Tierarzt. Der hat alle miteinander zu Tode kastriert. Als Ersatz
wollten sie deshalb einen Hund haben. Der brachte gleich zwei weitere Kollegen
mit und folglich mussten auch die kastriert werden. Der Gang zum Tierarzt
brachte wieder das gleiche Resultat wie bei den Katzen.
„Das kann doch nicht sein, die können nicht mal ein Tier
kastrieren!“ empörte sich die engagierte Frau und erkannte den Bedarf. Sie nahm
mit der Susy Utzinger Stiftung Kontakt auf und erklärte ihr die Situation. Ohne
jemals in einem Tierheim gewesen zu sein und ohne jeglichen Vorkenntnisse liess
sich Monique in die Arbeit mit Tieren, deren Pflege und Behandlung inklusive Assistenz
bei Operationen einweisen. Die Stiftung vermittelte Tierärzte nach Hurghada, um
die hiesigen Ärzten in Kastration zu unterweisen.
Ihr Haus wurde zum Tierheim, bis die Nachbarn zu reklamieren
anfingen. Verständlich: 12 Hunde draussen und 30 Katzen drinnen waren denn doch
etwas zu viel, mal abgesehen vom Dreck, welche die vielen Tiere in den
Wohnräumen hinterliessen. Bevor die Regierung die Tiere evakuieren konnte,
brachten Monique und ihr Mann sie weg. Sie mieteten Räumlichkeiten für die
Tiere und reichten gleichzeitig einen Antrag zur Pachtung von
Landwirtschaftsboden ein.
Der Antrag wurde mehrmals abgelehnt. Irgendwann gab es einen
neuen Gouverneur und Monique brachte ihr Anliegen klar und deutlich vor: 10‘000
m2 Landwirtschaftsboden war das Minimum. Ihr Mann schluckte dabei, doch der
Gouverneur fand das Projekt unterstützungswürdig und sprach ihr die 10‘000 m2
zu. Und wenn sie mehr wolle, könne sie auch mehr haben. Das war vor 12 Jahren. Ihre
hellgrauen Augen funkeln vor Stolz: „Und jetzt haben wir 53‘000 m2!“.
Ballon und Auto gegen Baumaterial
Um Baumaterial für das Tierheim kaufen zu können, verkaufte sie ihre Ballone. Monique hatte ein Luftfahrtunternehmen und war die erste Frau, die kommerzielle Ballonfahrten in Ägypten anbot und zwar hier, in Hurghada. Das Material für die Dächer finanzierte sie durch den Verkauf ihres Autos. Die Lebensversicherung wurde aufgelöst und die Mieteinnahmen eines Mehrfamilienhauses fliessen ebenfalls in den Bau und Unterhalt des Heimes. Und wenn Monique aufgeben wollte, sprach ihr Susy Utzinger Mut zu.
Um Baumaterial für das Tierheim kaufen zu können, verkaufte sie ihre Ballone. Monique hatte ein Luftfahrtunternehmen und war die erste Frau, die kommerzielle Ballonfahrten in Ägypten anbot und zwar hier, in Hurghada. Das Material für die Dächer finanzierte sie durch den Verkauf ihres Autos. Die Lebensversicherung wurde aufgelöst und die Mieteinnahmen eines Mehrfamilienhauses fliessen ebenfalls in den Bau und Unterhalt des Heimes. Und wenn Monique aufgeben wollte, sprach ihr Susy Utzinger Mut zu.
Wer sind die Heimbewohner?
„Alles, was auf der Strasse leben kann, soll auf der Strasse leben. Aber kastriert.“ Sind die Tiere verletzt, kann man sie zur Pflege bringen. Sie werden registriert, nummeriert und kastriert. Sobald sie wieder überlebensfähig sind, müssen sie wieder hinaus auf die Strasse. Jene, die nicht überlebensfähig sind, werden vermittelt. Für die Vermittlung erhält das Tierheim eine kleine Gebühr, die aber nur einen Teil der Kosten für Medizin, Futter, Unterhalt und Arbeit deckt. Eine Ausnahme bilden die Pensionen. Hunde- und Katzenbesitzer, die Hurghada vorübergehend verlassen, können ihre Tiere gegen eine kostendeckende Gebühr abgeben und bei ihrer Rückkehr wieder abholen. Einzige Bedingung: die Tiere müssen kastriert sein. Monique vertritt die Meinung, dass es bereits mehr als genug wildlebende und domestizierte bzw. verlassene Hunde und Katzen hat und nicht noch weitere gezüchtet werden müssen.
„Alles, was auf der Strasse leben kann, soll auf der Strasse leben. Aber kastriert.“ Sind die Tiere verletzt, kann man sie zur Pflege bringen. Sie werden registriert, nummeriert und kastriert. Sobald sie wieder überlebensfähig sind, müssen sie wieder hinaus auf die Strasse. Jene, die nicht überlebensfähig sind, werden vermittelt. Für die Vermittlung erhält das Tierheim eine kleine Gebühr, die aber nur einen Teil der Kosten für Medizin, Futter, Unterhalt und Arbeit deckt. Eine Ausnahme bilden die Pensionen. Hunde- und Katzenbesitzer, die Hurghada vorübergehend verlassen, können ihre Tiere gegen eine kostendeckende Gebühr abgeben und bei ihrer Rückkehr wieder abholen. Einzige Bedingung: die Tiere müssen kastriert sein. Monique vertritt die Meinung, dass es bereits mehr als genug wildlebende und domestizierte bzw. verlassene Hunde und Katzen hat und nicht noch weitere gezüchtet werden müssen.
Zitate von Monique
„In Hurghada leben um die 50‘000 Ausländer; wenn nur 1% dabei aktiv bei uns mitmachen würde, wäre uns sehr geholfen.“
„Ich kann nur helfen, wenn mir geholfen wird.“
„Gerettet ist ein Tier für mich, wenn es einen Platz hat – und nicht, wenn es abgeschoben wird.“
„Ein grosses Problem ist für mich der Druck von den Leuten, die aus falsch verstandener Tierliebe alle Tiere einsammeln und bei mir abliefern wollen, obwohl da vielleicht noch das Muttertier da ist, um die Jungen selbst zu nähren. Das bringt weder den Jungen noch dem Muttertier etwas und ich habe keinen Platz für sie.“
„Ich musste lernen, dass nicht jedem Tier geholfen werden kann, sondern dass es manchmal besser ist, loszulassen und es einzuschläfern. Das ist hart für mich, auch heute noch.“
„In Hurghada leben um die 50‘000 Ausländer; wenn nur 1% dabei aktiv bei uns mitmachen würde, wäre uns sehr geholfen.“
„Ich kann nur helfen, wenn mir geholfen wird.“
„Gerettet ist ein Tier für mich, wenn es einen Platz hat – und nicht, wenn es abgeschoben wird.“
„Ein grosses Problem ist für mich der Druck von den Leuten, die aus falsch verstandener Tierliebe alle Tiere einsammeln und bei mir abliefern wollen, obwohl da vielleicht noch das Muttertier da ist, um die Jungen selbst zu nähren. Das bringt weder den Jungen noch dem Muttertier etwas und ich habe keinen Platz für sie.“
„Ich musste lernen, dass nicht jedem Tier geholfen werden kann, sondern dass es manchmal besser ist, loszulassen und es einzuschläfern. Das ist hart für mich, auch heute noch.“
Wer ist die starke Frau?
In Biel geboren, mit 15 nach Gstaad ins Berner Oberland umgesiedelt, 1997 mit Kollegin samt Auto und Anhänger drei Monate lang durch Ägypten gereist und Ballonfahrten unternommen („Der Blick berichtete“). Ein Bekannter überredete sie, hier in Hurghada etwas aufzubauen: sie gründete ihr eigenes Ballonfahr-Unternehmen. Wegen Problemen mit den Lizenzen gab sie auf - ein typisches ägyptisches Problem: die Behörden machten ihr das Leben schwer, obwohl alle ihre Papiere korrekt waren; sie wollten einfach nur zusätzliches Einkommen "finden" -, lernte ihren Mann Salah, einen Bildhauer kennen, und miteinander eröffneten sie eine Galerie. Und dann kam eben die erste Katze…
In Biel geboren, mit 15 nach Gstaad ins Berner Oberland umgesiedelt, 1997 mit Kollegin samt Auto und Anhänger drei Monate lang durch Ägypten gereist und Ballonfahrten unternommen („Der Blick berichtete“). Ein Bekannter überredete sie, hier in Hurghada etwas aufzubauen: sie gründete ihr eigenes Ballonfahr-Unternehmen. Wegen Problemen mit den Lizenzen gab sie auf - ein typisches ägyptisches Problem: die Behörden machten ihr das Leben schwer, obwohl alle ihre Papiere korrekt waren; sie wollten einfach nur zusätzliches Einkommen "finden" -, lernte ihren Mann Salah, einen Bildhauer kennen, und miteinander eröffneten sie eine Galerie. Und dann kam eben die erste Katze…
Wünsche und Ziele
Auf Wünsche angesprochen meint Monique ohne zu zögern: „Ich bin wunschlos glücklich.“ Sie hat in ihrem Leben viel Interessantes erlebt. Für die Zukunft ihres Tierheimes hofft sie auf mehr Verständnis seitens der Bevölkerung. Denn sie hat noch viele Ideen und Pläne: sie will mit eigener Gärtnerei, eigenem Strom und Wasser zum Selbstversorger werden. Das Tierheim soll Schulklassen offen stehen und Personal des Tierheims soll Vorträge in den Schulen halten, um den Kindern Wissen über Tiere zu vermitteln. Es soll Therapie-Platz für behinderte Menschen werden sowie Ausbildungsort für Sattler, Schreiner, Drechsler und Käser. Das erlernte Wissen kann dann in den Herkunftsdörfern der Ausgebildeten weiter vermittelt werden. Kunstseminare und Bastelkurse zählt Monique weiter auf… Bungalows für Ärzteseminare… eine Klinik für Gross- und Kleintiere… All das wird möglich, wenn sie ihr Haus in der Schweiz zu einem vernünftigen Preis verkaufen kann. Selbsttragend soll das Tierheim dann werden. „Und dann muss ich niemanden mehr um Unterstützung bitten, denn damit habe ich Mühe.“ Sie hofft, dass sie trotz Revolution und trotz aller Widerstände all ihre Ideen umsetzen kann.
Auf Wünsche angesprochen meint Monique ohne zu zögern: „Ich bin wunschlos glücklich.“ Sie hat in ihrem Leben viel Interessantes erlebt. Für die Zukunft ihres Tierheimes hofft sie auf mehr Verständnis seitens der Bevölkerung. Denn sie hat noch viele Ideen und Pläne: sie will mit eigener Gärtnerei, eigenem Strom und Wasser zum Selbstversorger werden. Das Tierheim soll Schulklassen offen stehen und Personal des Tierheims soll Vorträge in den Schulen halten, um den Kindern Wissen über Tiere zu vermitteln. Es soll Therapie-Platz für behinderte Menschen werden sowie Ausbildungsort für Sattler, Schreiner, Drechsler und Käser. Das erlernte Wissen kann dann in den Herkunftsdörfern der Ausgebildeten weiter vermittelt werden. Kunstseminare und Bastelkurse zählt Monique weiter auf… Bungalows für Ärzteseminare… eine Klinik für Gross- und Kleintiere… All das wird möglich, wenn sie ihr Haus in der Schweiz zu einem vernünftigen Preis verkaufen kann. Selbsttragend soll das Tierheim dann werden. „Und dann muss ich niemanden mehr um Unterstützung bitten, denn damit habe ich Mühe.“ Sie hofft, dass sie trotz Revolution und trotz aller Widerstände all ihre Ideen umsetzen kann.
Ich wünsche es ihr. Ich bin überwältigt vom Willen und von
der Zielstrebigkeit dieser Frau. Auch jetzt noch, während ich mir das Interview
anhöre und ihre Aussagen in lesbare Worte in den Computer tippe, empfinde ich
Respekt und Achtung vor diesem Engagement. Genau das hat mich dazu bewogen,
diese Reportage zu schreiben. Ich bitte alle Leser, sie weiter zu verbreiten und
Monique und ihr Engagement zu unterstützen.
Wie helfen?
- an den Märkten mit Kuchen-Spenden: der Verkaufserlös fliesst ins Tierheim
- Gaben für Flohmarkt und Tombola
- Material-Spenden (Tier-Gebrauchsartikel, Verbandmaterial, Futter)
- Flugpaten (Transport von Material-Spenden aus Europa nach Hurghada oder Begleitung von Tieren von Hurghada nach Europa)
- Teilnahme an den Märkten
- Teilnahme am Helfertag
- über das Tierheim erzählen
- Geld-Spenden
- als Gast im Hotel oder als Resident: die herumstreunenden Katzen oder Hunde einfangen und zum Kastrieren bringen
- jeder in seinem Rahmen, mit seinen Fähigkeiten
Weitere Informationen / Kontaktaufnahme:
Übrigens, Hund Dali, der gebissen worden war, ist Salahs
eigener Hund. Es geht ihm wieder gut. Die Blase war nicht verletzt worden, am
nächsten Tag pinkelte er wieder. Einige Bisse hatten die Muskeln perforiert,
was sehr schmerzhaft ist, und die kleine Verletzung am Auge ist auch abgeheilt.
Teil I
Teil I
Ein großes "Bravo" an die Verfasserin!
AntwortenLöschenVielleicht könnte man diesen Artikel an verschiedene Medien senden, um noch ein größeres Publikum zu erreichen. Die Vorarbeit für eine gelungene Reportage ist schon gemacht.
Viel Glück für die Betreiber von Blue Moon und mein Respekt.