In Mittelägypten leben viele Christen (Kopten und
Anglikaner); ihr Bevölkerungsanteil liegt gemäss Schätzungen bei 35 %. Schon
lange werden sie von Islamisten drangsaliert und eingeschüchtert. Besonders nach
dem Freitagsgebet ziehen die Islamisten durch El Minyas Strassen, skandieren
Drohungen und beschmieren Hauswände, Kirchenmauern und –türen mit
christenfeindlichen Parolen. Ab 19 Uhr wagen sich Christen und auch viele
Muslime nicht mehr aus dem Haus.
(Die inländischen Medien haben zur zögerlich über die Anschläge von August und September berichtet; völlig geschwiegen haben lange Zeit die westlichen Medien.)
Ergänzung:
M.A. hat mir einen Video und ein Bild der betroffenen Person, Dr. Hany Mona, mit der Bemerkung geschickt, die Welt solle erfahren, was hier geschieht. Der Video ist leider nur in Arabisch:
http://www.youtube.com/watch?v=Ie3KJHlVOHo&feature=youtu.be
Während den Racheakten auf die Absetzung Morsis in den
Monaten August und September haben sie landesweit dutzende von Kirchen
angezündet und zerstört. Wohnungen, Häuser und Geschäfte von Christen wurden
gebrandschatzt. Das reich bestückte Nationalmuseum in Mallawi wurde geplündert;
was die Räuber nicht mitnehmen konnten, haben sie zertrümmert. Die Region ist archäologisch
und geschichtlich von grosser Bedeutung – doch der Touristenstrom geht an ihr
vorbei.
Kein Wunder. Die Polizei unternimmt sehr wenig, um die
Christen vor den Pogromen zu schützen, oder unterstützt sie sogar.
Einer meiner Studenten, M.A., kommt aus El Minya. Er war zwei
Wochen auf „Zwangsurlaub“ in seiner Heimat und als er zurückkam, hat er mir
Bilder von dort gezeigt und erzählt:
„Meine ehemalige Schule und das Waisenhaus liegen in Schutt
und Asche, nur die verkohlten Aussenmauern stehen noch. Als ich noch in El
Minya lebte, habe ich mich um die Waisenkinder gekümmert. Wo sie jetzt sind?
Ich weiss es nicht… irgendwo… überall verstreut.“
*****
„Die Islamisten haben christlichen Familien gedroht:
entweder bezahlten sie Schutzgeld oder sie würden verjagt oder umgebracht. Jenen,
die das Schutzgeld bezahlten, haben die Islamisten ein Metallschild auf die
Haustüre genagelt – klar sichtbar.“
*****
„Einer meiner Freunde, ein Familienvater und Besitzer einer
Apotheke, wurde auf einer Überlandstrasse gekidnappt: ein Auto hat ihm aus
einem Seitenweg fahrend den Weg abgeschnitten. Fliehen war sinnlos, ein Gewehr
wurde ihm auf die Brust gesetzt. Die Kidnapper verlangten ein Lösegeld von 300‘000
Pfund (ca. 30‘000 Euro). Die Angehörigen wandten sich an die Polizei und baten
um Hilfe. Die Polizei meinte jedoch, sie könne nichts tun, die Familie solle
das Lösegeld bezahlen. Verwandte und Bekannte trieben das Geld auf.
Niemand war aber bereit, den Kidnappern das Lösegeld zu
übergeben und den Familienvater zu erlösen. Alle hatten Angst, ebenfalls entführt
zu werden. Ein junger Mann von 21 Jahren bot sich in der Diskussion mit
Familienangehörigen, Dorfbewohnern und dem Priester an, das Risiko auf sich zu
nehmen. Ob er denn keine Angst hätte, fragten sie ihn. Er erwiderte, dass sein
Leben in Gottes Händen liege und er deshalb keine Angst hätte.
Er fuhr mit dem Auto zum vereinbarten Ort und übergab das
Lösegeld. Doch den gekidnappten Mann sah er nicht. Es hiess, er würde ihn
antreffen, wenn er da und da hinfahren würde. Das machte er und mitten auf
einem Feldweg fand er den Gesuchten.
Als ich den Mann später anrief, antwortete er überglücklich
und erleichtert: Gott sei Dank, Gott sei Dank, Gott sei Dank bin ich am Leben
und wieder bei meiner Familie. Alles andere ist unwichtig.“
*****
Eine der Städte El Minyas, Delga, wurde im September in
einem Grosseinsatz von Polizei und Militär von den schwer bewaffneten
Islamisten gesäubert. Andere Städte und Dörfer leben weiter mit den Drohungen,
Verleumdungen, Angriffen und Schikanen.
*****
„Meine Mutter wollte mich nach sieben Uhr abends nicht mehr
auf die Strasse gehen lassen! Aber ich bin doch kein Kind! Ich kann doch nicht
so eingesperrt leben! Ich bin so froh, bin ich wieder in Hurghada, auch wenn
ich kaum etwas verdiene. Aber hier ist es verglichen mit meiner Heimat wie im
Paradies!“
M.A. rief mich mehrmals während seinem Aufenthalt
an, er wollte mich dorthin einladen. Es gibt dort ein neues Viersternehotel.
Ich hoffe, ich habe noch die Gelegenheit, diese geschichtsträchtige Region zu
besuchen.
Hier die Bilder von M.A.:
Waisenhaus |
Konsumgüter Komplex |
El-Amir Tadros Kirche |
verbranntes Auto nahe der Kirche |
verbranntes Auto nahe der Kirche |
Waisenhaus |
Ergänzung:
M.A. hat mir einen Video und ein Bild der betroffenen Person, Dr. Hany Mona, mit der Bemerkung geschickt, die Welt solle erfahren, was hier geschieht. Der Video ist leider nur in Arabisch:
http://www.youtube.com/watch?v=Ie3KJHlVOHo&feature=youtu.be
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