Samstag, Oktober 05, 2013

Fahrrad-Reparatur

Viele Wege führen nach Rom… oder: Geduld bringt Rosen… oder: Was lange währt, wird endlich gut. Unsere Sprache hält sinnige Redewendungen bereit, die alle zu meinem Thema passen.

Im Frühling kam ich hier mit einem teilweise neuen Rennrad an. Ich baute es nach dem Flug zusammen und alles funktionierte bestens. Doch genau dann, als ich mit anderen Radlern verabredet war, blockierte ein Schalthebel: ich konnte die Gänge nicht mehr wechseln. Eine monatelange Leidenszeit für mich und für mein Rad begann.

Mein Radkamerad baute das defekte Teil aus und wir schickten es zusammen mit meinem alten Rennrad nach Alexandria. Dorthin habe ich es verkauft. Der Verkaufspreis entsprach meiner Wohnungsmiete; in meiner Heimat hätte ich neben einem mitleidigen Lächeln zusätzlich noch abwertende Bemerkungen dafür erhalten.

Wie verschickt man ein ganzes Rennrad in Ägypten? Und wie erhält man das Geld? Die günstigste Variante ist mit einer lokalen Transportfirma. Wir fuhren zu so einer, lieferten Rad und Schalthebel ab und nach einem kurzen Telefongespräch mit dem Käufer erhielt ich den Verkaufspreis bar ausbezahlt! So sieht das Firmenlokal von Aussen und von Innen aus:



Einige Tage später suchte ich den Ort nochmals auf, um den reparierten Schalthebel wieder in Empfang zu nehmen. Nach einigem Suchen übergaben mir die Herren das kleine Päckchen. Mein Radkollege montierte den Hebel wieder an den Lenker, doch die Feineinstellung der Schaltung gelang nicht. Ich konnte leider nicht alle Gänge verwenden. Mein Rad-Mechaniker in der Schweiz meinte, da brauche es halt einen Fachmann und keinen Bastler! Tja, so einfach ist das eben nicht, wenn man in Ägypten lebt und der Fachmann nicht herfliegen will…

Also bestellte ich Ersatzteile in meiner Heimat. Eine Kollegin hätte sie mitbringen sollen, doch die Dinger kamen am Tag nach ihrer Abreise bei ihr an. Erst mehrere Monate später gelangten die Ersatzteile zu mir. Während all der Zeit suchte ich hier einen fähigen Mechaniker, fand aber niemanden. Also musste ich Rad und Ersatzteile erneut nach Alexandria schicken. Bei der Vorstellung, dies mit derselben Firma zu bewerkstelligen, graute mir. Wenn ich nur schon an das „Puff“ in dem Lokal dachte, an die Kleintransporter, in die alles wie Kraut und Rüben hineingeworfen, und ebenso ausgeladen wird…

Ich fand eine Transportfirma, die Lieferungen von Tür zu Tür macht, klärte Versicherungsfragen ab und bestellte sie nach einigem Zögern. Mein Rad legte ich eigenhändig in den Bus und nahm es zehn Tage später wieder heraus.

Wohl war mir während der Zeit nicht, ich schwankte zwischen Angst und Bange einerseits und ruhigem Zureden andererseits. Allein die Vorstellung, dass der Bus durch Kairo musste und dort Strassenschlachten zum Alltag gehören…

Umso grösser war meine Freude, als ich mein Zweirad wieder in Händen hielt: Sattel und Lenker zum Schutz vor Transportschäden fein säuberlich mit einer Plastikfolie umwickelt, Bremsen und Schaltung perfekt eingestellt. Hut ab, vor dem ägyptischen Mechaniker, der das so wunderbar gerichtet hat. Ein Fachmann - auch er!

Seither bin ich wieder unterwegs:




Es gibt immer eine Lösung, manchmal braucht sie einfach lange...

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