Dienstag, Dezember 27, 2016

Zabadda! Zabadda!

„Zabadda!“, „Zabadda!“, dringt eine jugendliche Stimme von draussen herein. Was das wohl ist? Weder der Karton- noch der Altmetallsammler. Letzterer singt fast. Der hier ruft immer nur dasselbe Wort: „Zabadda!“, „Zabadda!“.

Ich geh auf den Balkon hinaus, um nachzusehen, was das wohl sein mag. Ein Teenager in olivgrünem Kaftan geht mit schwerem, aber sicheren Schritt über die holprige Sandstrasse. Links und rechts trägt er je eine aus Palmwedeln geflochtene Tasche. Sie scheinen schwer zu sein.

Er stellt die Taschen ab. Sieht sich um. Reibt sich die Hände. Niemand da. Er greift wieder nach den Taschen und geht weiter. Sein Kaftan ist schmutzig. Das Gesicht ist jung. Hübsch. Grosse Schritte macht er.

Ein Mann mit Telefon am Ohr kommt von der anderen Richtung gegangen. Er sieht den Jüngling gar nicht, obwohl der seine schweren Taschen neben ihm abstellt. „Ya Pasha!“ spricht er ihn höflich an. Der reagiert noch immer nicht. „Ya Pasha!“, etwas lauter. Der rundliche Mann nimmt sein Telefon vom Ohr und widmet seine Aufmerksamkeit kurz dem Jüngling. Nein, er wolle nichts. Er klebt sein Telefon wieder ans Ohr und geht weiter.
Der Junge steht wieder unschlüssig da. „Zabadda!“, „Zabadda!“, ruft er wieder. Da entdeckt er mich auf dem Balkon. „Was verkaufst du denn da?“, frage ich ihn.


Er packt seine Taschen und stellt sie unter dem Balkon ab, nimmt das zum Kühlen darüber gelegte Grünzeug weg und zeigt mir Fische. Frische Fische. Riesige Dinger.

Es gibt mir einen Stich im Herzen. Nicht wegen dem Fisch. Wegen dem Jungen, der da offenbar hartnäckig versucht, frischen Fisch in den Wohngebieten zu verkaufen, um damit zum Überleben seiner Familie beizutragen.

Der Junge streichelt die Fische fast zärtlich. Es tut mir leid. Ich hab grad gegessen….
Enttäuscht zieht er von dannen. Marschiert weiter, lässt sich seine Müdigkeit nicht ansehen. Entschlossen ruft er wieder „Zabadda!“, „Zabadda!“. Ich sehe ihm nach. Wer wird ihm wohl den Fisch abkaufen? Es ist schon nach fünfzehn Uhr.

Zielstrebig geht er auf ein Taxi zu, aus dem grad eine Frau klettert. Höflich wartet er, bis sie im Haus verschwunden ist und bearbeitet dann den Taxifahrer… Der will auch nicht.


Dass ich den Fisch kaufen und im Kühlschrank aufbewahren könnte, ist mir nicht eingefallen. Nächstes Mal, wenn ich wieder „Zabadda!, „Zabadda!“ höre, nehm ich ihn und tu eine gute Tat. Und fein soll er auch sein, habe ich mir sagen lassen.


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