Freitag, April 28, 2017

Rückkehr nach Hurghada

Ferien vorbei. Rückkehr nach Hurghada. Türe aufschliessen und daheim sein, sich von den Reisestrapazen erholen – ein Wunsch, der wohl nur jenen erfüllt wird, die jemanden haben, der sich während der Abwesenheit um die vier Wände samt Inhalt kümmert.

Wohnung

Dass es geregent und gestürmt hat, habe ich erfahren. Die Spuren würden in meiner Wohnung sichtbar sein. Dass es einen Sandsturm gab, habe ich auch erfahren. Ich weiss, wie die Wohnung danach aussieht – bei geschlossen Fenstern.

Trotzdem gab es eine Überraschung.


Als ich die Türe aufschloss, hörte ich Wasser tropfen. Ohje, ich hatte es leider unterlassen, den Wasseranschluss abzudrehen.

Also Wasser… noch bevor ich meinen Koffer herein rollte, rannte ich dem Geräusch im Bad nach, um zu sehen: Der Boiler tropft. Nein: aus dem Boiler rinnt und tropft Wasser den Schläuchen entlang auf den Boden. All zu lang konnte das noch nicht gedauert haben, die Wasserlache war kleiner als ein Quadratmeter. Gross genug aber, um mich in Alarmstimmung zu setzen. Kübel drunter.

Koffer rein, ich wieder raus, hinunter ins Büro der Verwaltung. Zehn Minuten später kommt Ashour, ersetzt die Schläuche… Es tropft weiter. Er öffnet den Boiler und meint, der sei futsch. Er würde mit dem Verwalter reden und dann zurück kommen.

Er kam nicht mehr; wie irrig von mir, das zu erwarten. Der Verwalter erklärte mir im Büro, dass ich am nächsten Nachmittag einen neuen Boiler erhalten würde. Knapp drei Jahre hielt das Ding. Beruhigt war ich.

Die Reisemüdigkeit spülte ich unter der kalten Dusche ab. Irgendwann fing ich an, mich den Wasser- und Sandspuren zu widmen. Und wir entleerten den Boiler: 30 Liter schönes Wasser, gegen Schluss eine rostbraune Brühe. Die ging nicht nur in den Kübel, sondern auch daneben.

Ich weiss es beim nächsten Mal: Hauptwasserhahn zudrehen. Aber der Boiler wäre sowieso kaputt gegangen…

Bürokratie

Mit Putzen und Einkaufen ist es noch nicht getan. Da ich glückliche Besitzerin eines Autos bin, muss ich auch einen gültigen Fahrausweis besitzen. Der wieder ist an das gültige Visum geknüpft.

Mit meinem Flughafen-Visum fuhr ich also pflichtbewusst am Tag nach meiner Rückkehr zum Verkehrsamt. Wartete. Gestern war Feiertag – mehr Leute also. Und wartete. Als der nette Ahmed endlich hinter dem verschmierten Schalterfenster auftauchte, schüttelte er den Kopf und meinte, mit diesem Visum könne er mir keinen neuen Fahrzeugausweis geben. Ich bräuchte einen Stempel vom Passbüro. Oh nein… Ein mitleidender und -wartender Engländer zeigte mir den mir völlig unbekannten Stempel. Enttäuscht zog ich von dannen und fuhr missmutig zum Passbüro. Warten. Und warten. Als der junge Mann hinter dem verschmiertne Schalterfenster endlich aufschaute, verwies er mich zum glatzköpfigen Chef. Der ist immer schlecht gelaunt und unwirsch. Er meinte, ich solle doch lieber gleich ein sechs-Monate-Visum beantragen, sonst müsse ich ja nach einem Monat wieder einen Fahrzeugausweis holen. Richtig. Wusste aber nicht, dass das möglich ist.

Die notwendigen vielen Kopien von allerlei Dokumenten hatte ich nicht bei mir. Also fuhr ich unverrichteter Dinge wieder heim, und holte das am nächsten Morgen nach. Immer schön mit ungültigem Fahrzeugausweis. Nächste Woche dann, wenn ich den Pass habe und erneut Kopien von allerlei Dokumten gemacht habe, ist das dann auch erledigt.

Zwei bis drei Tage gehen mit all diesem Unsinn drauf, bis alles wieder seine ägyptische Ordnung hat. Und dann fühle ich mich wieder mitten im Alltag in diesem Land voller Unlogik und Gegensätzen, voller Hürden und Alltagschwierigkeiten. Wo krieg ich meinen Kaffee? Wo finde ich heute meine Milch? Wie lange hat das Passbüro offen? Funktioniert das Internet? Wann ist die ideale Zeit, um… ?

Ich gleite hindurch wie eine frisch geölte Schlange, stosse mich nicht an den Reibungen… bis es dann wieder zu viel wird und ich raus muss.



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