Samstag, Dezember 31, 2022

Parallelwelten

Im Herbst war ich häufig innerhalb Ägyptens unterwegs. In diesem Blogeintrag möchte ich von den Parallelwelten erzählen, die mir meine Tätigkeit und der Alltag wie unwirkliche Kurzfilme vor die Nase gehalten haben.

Ich kämpfe etwas mit dem Dreigang-Menü, das ich bestellt habe, es ist mir eigentlich zu viel, zu üppig und überhaupt esse ich abends kaum etwas. Für das Essen bezahle ich am Schluss über USD 50, womit ich das mir zugestandene Budget (unfreiwillig) überschritten habe.

Vor dem Fenster liegt eine Bushaltestelle der Corniche. Pausenlos fahren hier Minibusse an, spucken Passagiere aus, saugen Passagiere in sich hinein, fahren vollgestopft davon. Sie halten nur kurz Stoßstange an Stoßstange. Die Fahrer hupen pausenlos, die Menschen reden pausenlos in ihre Telefone, kommen und gehen ebenso pausenlos. Der Verkehr auf der Straße passt sich der Hektik an: Pausenlos ziehen Autos, Taxis und Minibusse vorbei und alle hupen, dazwischen Pferdekutschen. Ohrenbetäubend. Auf der dem Meer zugewandten Seite kleben Hunderte von jungen Leuten, älteren Männern und Frauen, alleine oder in Gruppen, Paare, die etwas Abwechslung für ihren eintönigen Alltag suchen. Ob sie ihn finden?

Wieder erreichbar – ohne Einschränkungen

Diesen Blogeintrag richte ich vor allem an meine engeren Freunde in Europa, mit denen ich nicht so häufig in Kontakt bin.

Wir sind hier wieder über alle modernen Messengerdienste erreichbar! Während mehrerer Jahre war es nicht möglich, über WhatsApp, Skype und andere Dienste zu telefonieren. Das Senden von Sprachnachrichten war allerdings immer möglich.

Seit der Umweltkonferenz im November in Sharm (Danke an die internationalen Besucher 😊 !) ist die Blockade aufgehoben und ich hatte schon das Vergnügen, mehrere Gespräche über WhatsApp und Skype zu führen.

Also, Denise und Thomas und alle anderen, ihr könnt mich wieder anrufen!

Die erfreuliche Erreichbarkeit gilt aber nicht für hunderte von Webseiten: Sie sind leider weiterhin gesperrt.

Freitag, Dezember 23, 2022

Frohe Weihnachten und frohe Festtage

Liebe Leserinnen und Leser

Es war die letzten Monate hier auf meinem Blog still - dafür in meinem Leben umso bewegter. In den nächsten zwei Wochen habe ich endlich wieder mal Zeit, um das Eine oder Andere in Worte zu fassen.

Inzwischen wünsche ich euch allen Frohe Weihnachten mit viel Liebe, Wärme, Freude und Geborgenheit und für das Neue Jahr Glück, Gesundheit und viele schöne Momente!


Mittwoch, September 21, 2022

Eine Bäckerei, die Emotionen weckt

Es geht hier zwar um das beliebte Grundnahrungsmittel, aber um noch was anderes, das mich völlig gefangen nimmt.

Ich wollte nur schnell noch ein Brot kaufen. Nicht so ein Fladenbrot (Aisch Libnany), wie ich es zur Reserve immer im Gefrierfach habe, sondern ein richtiges.

Ich hatte von dieser Bäckerei schon mal ein Ciabatta gekauft, aber im Supermarkt. Der Geschmack, die Konsistenz überraschten mich. Ich merkte mir den Namen und nahm mir vor, mal direkt hinzugehen.

In den vergangen Jahren haben unzählige Bäckereien ihr Glück versucht. Die wenigsten davon haben überlebt und noch weniger haben mich überzeugt. Deshalb habe ich vor zwei Jahren angefangen, selber Brot zu backen. Dafür fehlt mir momentan die Zeit.

Freitag, September 09, 2022

Traumtanz – Tanztraum

Unsere Fusssohlen zeichnen Spuren in den Staub. Wir stehen im Treppenhaus, weil es der einzig halbwegs kühle Ort ist, wo wir nicht gerade von allen Mitbewohnern beobachtet werden können.

Nach ein paar Trockenübungen erklingen die ersten Rhythmen. Ich stehe versteinert wie in Trance da und lausche dieser Musik… ich kenne sie… sie erinnert mich an etwas und doch kann ich es nicht einordnen. Mein Lehrer – ein Profitänzer – wiederholt den Namen mehrmals und schafft es dadurch endlich, mich aus meiner Starre herauszuholen.

Samstag, August 20, 2022

Bei der Wasserfirma

Zu der musste ich, seit ich Wohnungsbesitzerin bin, öfter hin. Genau genommen ist es das Unternehmen, das für das Trinkwasser zuständig ist. Für das Abwasser ist ein anderes zuständig.

Früher, als Mieterin, musste ich mich ja wirklich um nichts kümmern. Ich musste Miete zahlen und überteuerte Wasserrechnungen begleichen. Anfangs auch überteuerte Stromrechnungen, bis dann das Kartensystem eingeführt wurde.

Da der Besitzer unserer Wohnungsanlage ein unguter Geselle ist, wollte ich mich selbst informieren. Darüber möchte ich mich hier noch nicht äusseren, sondern es geht mir mehr um unerwartete Begegnungen.

Vergeblich, aber erfreut

Ich wusste bereits, dass die Büros auch am Samstag geöffnet sind. Also fuhr ich wiedermal in jenes Viertel, suchte für mein Auto ein halbwegs schattiges Plätzchen am Rande eines dieser schäbigen Wohnhäuser oder unter ein paar hervorstehenden Palmwedeln. Jeder Schatten ist im Sommer willkommen, lieber gehe ich ein paar Meter weiter.

Donnerstag, August 18, 2022

Rücktritt des Präsidenten der Zentralbank – und?

… da ist wieder was im Busch, dachte ich, als ich das erfuhr. Nein, das war nicht denken, das war wieder so ein komisches Gefühl oder eine Kombination aus beiden.

Bereits seit ein paar Tagen schon habe ich beobachtet, wie sich das Pfund gegenüber den (für mich) wichtigen Währungen abgeschwächt hat. Als ich mich hier vor 13 Jahren niederliess, erhielt ich für einen meiner schönen Schweizer Fränkli 5,6 Pfund. Heute sind es über 20 Pfund. Man rechne…

Nun lese ich auf Mada Masr (übrigens eine der wenigen unabhängigen, lesenswerten Quellen), dass der Präsident der Zentralbank angeblich seinen Rücktritt eingereicht hat, weil er gegen das völlige Floaten der ägyptischen Währung gewesen sei. Dies wiederum sei eine Bedingung des IWF (Internationaler Währungsfonds) für ein weiteres Darlehen.

Momentan liegt die Inflation hier offiziell bei ca. 15%, gefühlt jedoch zwischen 50 und 70%. Gewisse Grundnahrungsmittel sind seit der letzten Zinserhöhung im März und der Treibstofferhöhung  im Juni (oder war das im Juli?) um 50% gestiegen, andere Produkte (Haferflocken z.B., die sind für mich lebensnotwendig) sind fast doppelt so teuer wie davor.

Die nächste Abwertungsrunde steht also bevor. Damit einher kommt auch die nächste Preisexplosion. Wie soll das gehen? Gestern schrieb mir ein junger Mann, der sich bei mir nach den Preisen für Deutschunterricht erkundigte, dass er sich das nicht leisten könne. Er ist Buchhalter, hat ein Englisch-Diplom von IELTS und verdient lediglich 2‘000 Pfund im Monat. Das sind CHF 100. Damit kann man nicht mal mehr in Ägypten leben!