Wunderbare, süsse, rote Kirschen: zuerst fand ich sie im
grossen Einkaufszentrum Spinney’s und dann zu meiner Überraschung auch bei ein
oder zwei Händlern im Gemüse- und Früchtemarkt in Dahar. Die Kirschen kommen
aus Alexandria – hiess es in Spinney’s.
Das ist neu. In früheren Jahren gab es allenfalls importierte
Kirschen in einem der anderen Supermärkte. Ich sah sie mir an und träumte von
den dicken, fleischigen, fast schwarzen Kirschen in Südfrankreich, in Italien
und zuhause. Ich kaufte sie nicht, denn sie waren sozusagen überreif. Umso
grösser ist meine Freude jetzt über die Kirschen und sogar der Preis stimmt.
Seit sich Spinney’s in der Senzo Mall niedergelassen hat,
ist einkaufen etwas einfacher geworden. Die Auswahl ist vielfältiger geworden
und die Preise sind attraktiver als in den anderen Geschäften. Auch gefrorenen
Produkten trau ich hier mehr, während bei den anderen Geschäften immer damit
gerechnet werden muss, dass die Kühlkette unterbrochen worden ist. Das merkt
man spätestens dann, wenn man nach dem Verzehr der Speisen Bauchweh bekommt;
das ist nicht wirklich lustig. Was Spinney’s jedoch nicht im Griff hat – die anderen
aber auch nicht – ist der lückenlose Nachschub. Immer wieder fehlen genau jene
Produkte, die ich brauche.
Aber zurück zu den Gaumenfreuden. Hie und da gibt’s wirklich
tolle Überraschungen: z.B. ein 18 Monate gelagerter Emmentaler Käse oder ein
echter Gruyère – keine Imitationen! Es gibt nämlich auch ägyptischen (wie auch
französischen) Emmentaler. Mein verwöhnter Gaumen liebt die Emmi-Produkte zwar
nicht besonders, aber besser als die ewigen Gouda-Produkte sind sie allemal.
Regelmässig finden sich seit einiger Zeit auch echter Parmigiano Reggiano und
Grano Padano.
Zu meinem Entzücken entdeckte ich vergangene Wochen diverse
französische Spezialitäten, wie einen Reblochon aus Savoien, einen Tomme de
Chèvre, einen Bûche de Chèvre neben Brie und Camembert.
In Hurghada gibt es eine aktive Italiener-Gemeinschaft und
wo Italiener sind, gibt es auch italienische Speisen. Eine Familie aus Milano stellt
frischen Büffel-Mozarella, Taleggio und andere Käsespezialitäten nach
herkömmlichen Rezepten und ohne künstliche Zusatzstoffe her. Auch frische
Focaccia und Salami sind dort zu finden. Woanders gibt es inzwischen frische
Pasta zu kaufen. Frisches italienisches Eis, Espresso und Pizzas sind bei den
Italienern einfach am besten. Dank der Italiener-Präsenz gibt es in den
Supermärkten auch Risotto, Polenta und Aceto Balsamico zu kaufen.
Sogar die Auswahl an Brot hat sich vervielfältigt. Hier spielen
die Deutschen die wichtige Rolle. Es gibt mehrere Bäckereien mit Läden, andere
wiederum backen nur auf Bestellung per Internet. Das klappt gut und meistens
sind Brot, Brötchen, Brezen und Süsswaren gut oder fast so gut wie in
Deutschland.
Schweinefleisch und daraus zubereitete Spezialitäten gibt es
auch, ebenfalls auf Bestellung per Internet. Das habe ich aber noch nie
ausprobiert, weil mir die Mengen zu gross sind.
Vor sieben oder acht Jahren muss das noch ganz anders
gewesen sein. Mir wurde geschildert, wie die Leute mit Kühltruhen zum
monatlichen Grosseinkauf nach Kairo fuhren, weil in Hurghada einfach nichts
(hygienisch Einwandfreies) aufzutreiben war. Das hat sich in den vergangenen
vier Jahren positiv verändert.
Bitte nicht falsch verstehen: ich habe nichts gegen das
lokale Angebot: Was der Markt an Früchten bietet, ist für mich schlichtweg
paradiesisch. Beim Gemüse wird es schon ein bisschen eintöniger, je nach
Jahreszeit sogar mühsam – dann greife ich auch mal auf gefrorenes oder konserviertes
Gemüse zurück. Bei Blattsalaten muss man bescheiden bleiben, aber mit Glück
findet sich auch da manchmal etwas. Fladenbrot, Romy-Käse, Olivenpaste, Feta
und Tahina gehören zu meinem Speiseplan – aber zwischendurch sehne ich mich
nach einem richtigen Stück Brot, einer echten Breze und einem herzhaften Käse.
Und wie sieht es mit Schweizer Schokolade aus? Die
Bergspitzen nachempfundene Toblerone gibt es überall, die mag ich aber nicht
besonders. Sie ist für mich ein Touristenprodukt und hat m.M. nach wenig mit
Schweizer Schokolade zu tun. Eine Zeit lang gab es in der Schweiz hergestellte
Lindt & Sprüngli Schokolade (mein ewiger, unsterblicher Favorit) und
solche, die in Saudi Arabien hergestellt war (ungeniessbar). Beide sind wieder
verschwunden und ich musste mit anderen Produkten vorlieb nehmen.
Doch halt, was seh‘ ich denn da: eine bunte Reihe von Frey-Schokolade-Tafeln!?
„Migros-Schoggi“ dachte ich und grinste glückselig vor mich hin. Kaufte sie und
verschenkte gleich eine davon.
Einziger Wermutstropfen: diese importierten Köstlichkeiten
kosten hier genauso viel oder noch mehr wie in Europa und sind für mein
hiesiges Gehalt fast unerschwinglich… aber fein J!
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