Sonntag, Juli 15, 2012

Gaumenfreunden

Wunderbare, süsse, rote Kirschen: zuerst fand ich sie im grossen Einkaufszentrum Spinney’s und dann zu meiner Überraschung auch bei ein oder zwei Händlern im Gemüse- und Früchtemarkt in Dahar. Die Kirschen kommen aus Alexandria – hiess es in Spinney’s.

Das ist neu. In früheren Jahren gab es allenfalls importierte Kirschen in einem der anderen Supermärkte. Ich sah sie mir an und träumte von den dicken, fleischigen, fast schwarzen Kirschen in Südfrankreich, in Italien und zuhause. Ich kaufte sie nicht, denn sie waren sozusagen überreif. Umso grösser ist meine Freude jetzt über die Kirschen und sogar der Preis stimmt.

Seit sich Spinney’s in der Senzo Mall niedergelassen hat, ist einkaufen etwas einfacher geworden. Die Auswahl ist vielfältiger geworden und die Preise sind attraktiver als in den anderen Geschäften. Auch gefrorenen Produkten trau ich hier mehr, während bei den anderen Geschäften immer damit gerechnet werden muss, dass die Kühlkette unterbrochen worden ist. Das merkt man spätestens dann, wenn man nach dem Verzehr der Speisen Bauchweh bekommt; das ist nicht wirklich lustig. Was Spinney’s jedoch nicht im Griff hat – die anderen aber auch nicht – ist der lückenlose Nachschub. Immer wieder fehlen genau jene Produkte, die ich brauche.

Aber zurück zu den Gaumenfreuden. Hie und da gibt’s wirklich tolle Überraschungen: z.B. ein 18 Monate gelagerter Emmentaler Käse oder ein echter Gruyère – keine Imitationen! Es gibt nämlich auch ägyptischen (wie auch französischen) Emmentaler. Mein verwöhnter Gaumen liebt die Emmi-Produkte zwar nicht besonders, aber besser als die ewigen Gouda-Produkte sind sie allemal. Regelmässig finden sich seit einiger Zeit auch echter Parmigiano Reggiano und Grano Padano.

Zu meinem Entzücken entdeckte ich vergangene Wochen diverse französische Spezialitäten, wie einen Reblochon aus Savoien, einen Tomme de Chèvre, einen Bûche de Chèvre neben Brie und Camembert.

In Hurghada gibt es eine aktive Italiener-Gemeinschaft und wo Italiener sind, gibt es auch italienische Speisen. Eine Familie aus Milano stellt frischen Büffel-Mozarella, Taleggio und andere Käsespezialitäten nach herkömmlichen Rezepten und ohne künstliche Zusatzstoffe her. Auch frische Focaccia und Salami sind dort zu finden. Woanders gibt es inzwischen frische Pasta zu kaufen. Frisches italienisches Eis, Espresso und Pizzas sind bei den Italienern einfach am besten. Dank der Italiener-Präsenz gibt es in den Supermärkten auch Risotto, Polenta und Aceto Balsamico zu kaufen.

Sogar die Auswahl an Brot hat sich vervielfältigt. Hier spielen die Deutschen die wichtige Rolle. Es gibt mehrere Bäckereien mit Läden, andere wiederum backen nur auf Bestellung per Internet. Das klappt gut und meistens sind Brot, Brötchen, Brezen und Süsswaren gut oder fast so gut wie in Deutschland.

Schweinefleisch und daraus zubereitete Spezialitäten gibt es auch, ebenfalls auf Bestellung per Internet. Das habe ich aber noch nie ausprobiert, weil mir die Mengen zu gross sind.

Vor sieben oder acht Jahren muss das noch ganz anders gewesen sein. Mir wurde geschildert, wie die Leute mit Kühltruhen zum monatlichen Grosseinkauf nach Kairo fuhren, weil in Hurghada einfach nichts (hygienisch Einwandfreies) aufzutreiben war. Das hat sich in den vergangenen vier Jahren positiv verändert.

Bitte nicht falsch verstehen: ich habe nichts gegen das lokale Angebot: Was der Markt an Früchten bietet, ist für mich schlichtweg paradiesisch. Beim Gemüse wird es schon ein bisschen eintöniger, je nach Jahreszeit sogar mühsam – dann greife ich auch mal auf gefrorenes oder konserviertes Gemüse zurück. Bei Blattsalaten muss man bescheiden bleiben, aber mit Glück findet sich auch da manchmal etwas. Fladenbrot, Romy-Käse, Olivenpaste, Feta und Tahina gehören zu meinem Speiseplan – aber zwischendurch sehne ich mich nach einem richtigen Stück Brot, einer echten Breze und einem herzhaften Käse.

Und wie sieht es mit Schweizer Schokolade aus? Die Bergspitzen nachempfundene Toblerone gibt es überall, die mag ich aber nicht besonders. Sie ist für mich ein Touristenprodukt und hat m.M. nach wenig mit Schweizer Schokolade zu tun. Eine Zeit lang gab es in der Schweiz hergestellte Lindt & Sprüngli Schokolade (mein ewiger, unsterblicher Favorit) und solche, die in Saudi Arabien hergestellt war (ungeniessbar). Beide sind wieder verschwunden und ich musste mit anderen Produkten vorlieb nehmen.

Doch halt, was seh‘ ich denn da: eine bunte Reihe von Frey-Schokolade-Tafeln!? „Migros-Schoggi“ dachte ich und grinste glückselig vor mich hin. Kaufte sie und verschenkte gleich eine davon.

Einziger Wermutstropfen: diese importierten Köstlichkeiten kosten hier genauso viel oder noch mehr wie in Europa und sind für mein hiesiges Gehalt fast unerschwinglich… aber fein J!

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