Es werden immer mehr. Die Alltagsprobleme meine ich.
Seit fünf Monaten ist stundenlanges Anstehen an Tankstellen
normal. Bis morgens um drei oder vier warten Busse, Lastwagen, Taxis und PWs
auf den begehrten Treibstoff.
Wie jedes Jahr leidet Ägypten auch diesen Sommer unter
Stromunterbrüchen, die von wenigen Minuten bis zu vielen Stunden dauern können.
Manchmal sind es auch“ bloss“ Stromschwankungen. Bloss ist sarkastisch
gemeint, denn nicht nur Lebensmittel in Kühlschrank und Gefrierfach werden
ungeniessbar, sondern elektrische Geräte können damit nicht umgehen und geben bald
mal den Geist auf. Das kann teuer werden.
Seit ein paar Tagen nun gibt es nicht mehr überall Trinkwasser
zu kaufen. Zuerst fehlten die 6- und 7-Liter-Flaschen und ich begnügte mich mit
den 1,5 Liter-Flaschen. Die sind teurer und jede Flasche bedeutet mehr Abfall,
auch wenn PET-Sammler sie einsammeln. Seit vorgestern gibt es diese 1,5
Liter-Flaschen in meinem Supermarkt auch nicht mehr. Nicht alle Stadtteile sind
gleich betroffen. Ich male mir schon aus, dass ich meine „Schüler“ bitten muss,
selbst Wasser mitzubringen und ich für mich Wasser abkoche.
Heute stand mir ausnahmsweise ein Wagen mit Chauffeur zur
Verfügung und so kaufte ich in einem anderen Stadtteil einen Vorrat von 35
Litern Wasser ein. Ich hoffe, dass nach deren Verbrauch wieder sorgenloser Nachschub aufzutreiben ist. Und
sonst koche ich halt wirklich Wasser ab. Man lernt in Ägypten, sich zu helfen.
Warum Trinkwassermangel? Angeblich wegen dem
Treibstoffmangel. Und warum Treibstoffmangel? Und warum Stromunterbrüche? Und
warum? Und warum?
Gestern Abend unterhielt ich mich mit einem Freund (ein
Ägypter) über viele dieser Warums, auf die es in Ägypten scheinbar keine
Antworten gibt. Logisch gibt es die. Aber niemand fragt ernsthaft danach. Warum?
Weil die Ägypter sich mit allem abfinden, alles von Gott gegeben akzeptieren, nichts
hinterfragen, nichts kritisieren. Man muss nur mal ein paar Stunden auf einem
Bahnhof verbringen, um das mitzuerleben: auch wenn ein Zug mehrere Stunden
verspätet ist, meckert niemand. Mein Freund meinte, dass sich die Ägypter seit
Jahrhunderten nicht geändert hätten. Schon Napoleon hätte die Ägypter als
überaus duldsam, geduldig und fatalistisch beschrieben. Mit Ägyptern kann man
beinahe alles machen.
Manchmal könnt ich darüber verzweifeln.
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