Sonntag, Juli 22, 2012

Trinkwassermangel

Es werden immer mehr. Die Alltagsprobleme meine ich.

Seit fünf Monaten ist stundenlanges Anstehen an Tankstellen normal. Bis morgens um drei oder vier warten Busse, Lastwagen, Taxis und PWs auf den begehrten Treibstoff.

Wie jedes Jahr leidet Ägypten auch diesen Sommer unter Stromunterbrüchen, die von wenigen Minuten bis zu vielen Stunden dauern können. Manchmal sind es auch“ bloss“ Stromschwankungen. Bloss ist sarkastisch gemeint, denn nicht nur Lebensmittel in Kühlschrank und Gefrierfach werden ungeniessbar, sondern elektrische Geräte können damit nicht umgehen und geben bald mal den Geist auf. Das kann teuer werden.

Seit ein paar Tagen nun gibt es nicht mehr überall Trinkwasser zu kaufen. Zuerst fehlten die 6- und 7-Liter-Flaschen und ich begnügte mich mit den 1,5 Liter-Flaschen. Die sind teurer und jede Flasche bedeutet mehr Abfall, auch wenn PET-Sammler sie einsammeln. Seit vorgestern gibt es diese 1,5 Liter-Flaschen in meinem Supermarkt auch nicht mehr. Nicht alle Stadtteile sind gleich betroffen. Ich male mir schon aus, dass ich meine „Schüler“ bitten muss, selbst Wasser mitzubringen und ich für mich Wasser abkoche.

Heute stand mir ausnahmsweise ein Wagen mit Chauffeur zur Verfügung und so kaufte ich in einem anderen Stadtteil einen Vorrat von 35 Litern Wasser ein. Ich hoffe, dass nach deren Verbrauch wieder  sorgenloser Nachschub aufzutreiben ist. Und sonst koche ich halt wirklich Wasser ab. Man lernt in Ägypten, sich zu helfen.

Warum Trinkwassermangel? Angeblich wegen dem Treibstoffmangel. Und warum Treibstoffmangel? Und warum Stromunterbrüche? Und warum? Und warum?

Gestern Abend unterhielt ich mich mit einem Freund (ein Ägypter) über viele dieser Warums, auf die es in Ägypten scheinbar keine Antworten gibt. Logisch gibt es die. Aber niemand fragt ernsthaft danach. Warum? Weil die Ägypter sich mit allem abfinden, alles von Gott gegeben akzeptieren, nichts hinterfragen, nichts kritisieren. Man muss nur mal ein paar Stunden auf einem Bahnhof verbringen, um das mitzuerleben: auch wenn ein Zug mehrere Stunden verspätet ist, meckert niemand. Mein Freund meinte, dass sich die Ägypter seit Jahrhunderten nicht geändert hätten. Schon Napoleon hätte die Ägypter als überaus duldsam, geduldig und fatalistisch beschrieben. Mit Ägyptern kann man beinahe alles machen.

Manchmal könnt ich darüber verzweifeln.

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