Mittwoch, November 02, 2016

Achterbahn auf dem Währungsschwarzmarkt

Jetzt geht es runter. Dollars und Euros, die bis gestern noch zweieinhalbmal so teuer gekauft wurden als von der Zentralbank vorgeschrieben, haben heute plus/minus einen Drittel an Wert verloren. Oder anders ausgedrückt: das ägyptische Pfund ist wieder wertvoller geworden. Über Nacht, quasi! Vor einem Monat tauschte ich Euro zu 14.55, gestern lag er zwischen 18 und 19 ägyptischen Pfund – heute liegt er bei 13 oder noch tiefer.

In den letzten Monaten mussten Geschäftsleute wie Private auf den Schwarzmarkt ausweichen, weil die Banken keine Fremdwährungen mehr verkaufen durften. Bald darauf wurden auch Tausende von Wechselstuben geschlossen. Der Markt ist flexibel – man wusste sich zu helfen, gehandelt wird via Facebook und Telefon, man gibt Kontakte weiter, hilft sich gegenseitig.

Nun sitzen die Geldhändler auf teuren Fremdwährungen. Heute zumindest geht nichts mehr, niemand kauft, alle warten ab.

Was ist passiert? Offenbar hat die Regierung beschlossen, weitere Importe zu beschränken und den Warenhandel in US Dollars zu stoppen (gemäss Onlinezeitung). Ein Freund erzählte mir, Importe dürften nicht mehr in Fremdwährungen bezahlt werden.

Das wäre ein cleverer Schachzug, um die schwindenden Devisenreserven zu schützen, das Horten nutzlos zu machen und die fortschreitende Inflation aufzuhalten. Doch, welcher ausländische Exporteur will in ägyptischen Pfund bezahlt werden? Sie müssten diese ja wieder in Ägypten investieren… Es fehlen jetzt schon Güter, die dringend im Land benötigt werden: Ersatzteile, Halbfertig- und Fertigprodukte, Lebensmittel. Die fehlgeleitete Wirtschaftspolitik mehrerer Jahrzehnte (Import/Export statt lokale Produktion) rächt sich jetzt bitter.

Ich sollte auch Geld wechseln, möchte meine Miete bezahlen. Luft holen, Geduld haben, abwarten, was da noch alles kommt…



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