Wunderschöne Tomaten, gross, rot, saftig, fruchtig und
frisch. Der dunkelhäutige, schwarzgelockte Verkäufer im braun-grauen Kaftan
ruft lauthals „Tamaatiim kwuaissa bi taläta gineh!“ Fliegen schwirren herum, hocken
auf Früchte und Gemüse, das angeschlagen oder überreif ist. Da und dort brennen
Räucherstäbchen, um die Fliegen zu vertreiben. Der Boden ist holprig und
glitschig von Säften, Gemüse- und Früchteresten, zertretenen Tomaten, Guaven,
Trauben und Granatäpfel-Kernen. Das Gedränge ist gross, das Geschrei laut im
Gemüse- und Früchtemarkt.
Mitten in diesem orientalischen Wirrwarr wähle ich selbstvergessen Tomaten aus, lasse
mich vom Gedränge und Geschrei nicht irritieren. Ein Kilo? Nein, lieber gleich
eineinhalb, sie sind so schnell gegessen. Ein Kilo reicht mir schon lange nicht
mehr bis zum nächsten Einkauf in einer Woche…
Etwas berührt mich sanft am Arm. Das lästige Gestupse der
Bettlerin, die tagaus, tagein im Markt ihr Überleben zusammen bettelt? Nein,
das ist anders. Verwundert blicke ich in die Richtung, woher die unbekannte
Berührung kommt und lächle: es ist eine hier wohnhafte Schweizerin, deren Weg
sich immer wieder mit meinem kreuzt! Welche Überraschung, denn vor ein paar
Tagen sind wir uns grad aus völlig anderem Anlass begegnet. Wir lachen und
schwatzen wie uns der Schnabel gewachsen ist, reden über die Tomaten und den
Salat. Dort sei er nur drei Pfund, behauptet sie und handelt mir einen besseren
Preis ein. Dann geht Jede wieder ihres Weges, der so anders ist, als unsere
gemeinsame Sprache vermuten lässt.
In der Fremde… aber nicht fremd. Immer öfter treffe ich zufällig
in der Strasse, im Café, beim Einkauf oder im Bus Bekannte – es gibt mir das wohltuende
Gefühl, nicht mehr fremd zu sein.
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