Montag, November 26, 2012

In der Fremde… aber nicht fremd

Wunderschöne Tomaten, gross, rot, saftig, fruchtig und frisch. Der dunkelhäutige, schwarzgelockte Verkäufer im braun-grauen Kaftan ruft lauthals „Tamaatiim kwuaissa bi taläta gineh!“ Fliegen schwirren herum, hocken auf Früchte und Gemüse, das angeschlagen oder überreif ist. Da und dort brennen Räucherstäbchen, um die Fliegen zu vertreiben. Der Boden ist holprig und glitschig von Säften, Gemüse- und Früchteresten, zertretenen Tomaten, Guaven, Trauben und Granatäpfel-Kernen. Das Gedränge ist gross, das Geschrei laut im Gemüse- und Früchtemarkt.

Mitten in diesem orientalischen Wirrwarr  wähle ich selbstvergessen Tomaten aus, lasse mich vom Gedränge und Geschrei nicht irritieren. Ein Kilo? Nein, lieber gleich eineinhalb, sie sind so schnell gegessen. Ein Kilo reicht mir schon lange nicht mehr bis zum nächsten Einkauf in einer Woche…

Etwas berührt mich sanft am Arm. Das lästige Gestupse der Bettlerin, die tagaus, tagein im Markt ihr Überleben zusammen bettelt? Nein, das ist anders. Verwundert blicke ich in die Richtung, woher die unbekannte Berührung kommt und lächle: es ist eine hier wohnhafte Schweizerin, deren Weg sich immer wieder mit meinem kreuzt! Welche Überraschung, denn vor ein paar Tagen sind wir uns grad aus völlig anderem Anlass begegnet. Wir lachen und schwatzen wie uns der Schnabel gewachsen ist, reden über die Tomaten und den Salat. Dort sei er nur drei Pfund, behauptet sie und handelt mir einen besseren Preis ein. Dann geht Jede wieder ihres Weges, der so anders ist, als unsere gemeinsame Sprache vermuten lässt.

In der Fremde… aber nicht fremd. Immer öfter treffe ich zufällig in der Strasse, im Café, beim Einkauf oder im Bus Bekannte – es gibt mir das wohltuende Gefühl, nicht mehr fremd zu sein.

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