Im (einzig „wirklichen“) Einkaufszentrums Hurghadas ist ein
Festival. Italien und Ägypten sind das Thema. Ich bin eingeladen, auch zur
Pressekonferenz.
Wie üblich fahre ich mit dem Minibus hin, steige beim
Parkplatz der Go-Kart-Bahn aus, weil das weniger weit und angenehmer zu gehen
ist. Da hat es nämlich weder Sand noch zerbrochene Gehsteige und ist somit
Stöckelschuhe-sicher. Kaum bin ich ein paar Schritte vom Minibus weg, kommt
eines dieser Touristen-Züglein, das in bald jeder Stadt Europas und Amerikas
Touristen kreuz und quer an Sehenswürdigkeiten, durch enge Gässchen und vorbei
an Souvenirläden fährt. Der Fahrer blickt mich kurz an und ich winke; er hält
an und ich nehme zuhinterst Platz, mit Blick auf die nachfolgenden Autos. In
den Kurven falle ich fast von der Sitzbank und die Leute in den Autos grinsen
mindestens so vergnügt wie ich. Es war meine Premiere in diesem Züglein und ich
freue mich schon auf die Fortsetzung.
Vor dem Kinoeingang sind eine Bühne und ein paar wenige
Stände aufgebaut. Ich gehe darauf zu – und fuff! – geht das Licht aus und der
ganze Parkplatz, Bühne und Stände sind dunkel. Typisch Ägypten denke ich und
lache vergnügt ins Dunkel hinein.
Es geht aber nur ein paar Sekunden und schon wieder sind
Bühne und Stände hell erleuchtet. Der Parkplatz noch nicht, unübersehbar aber
sind die vielen Polizeifahrzeuge. Auch nigelnagelneue
Feuerwehrautos stehen da… ob es dieselben sind wie am Mohamed Mounir Konzert, überlege
ich. Und während ich die Wunderwerke in Rot und Weiss bestaune, frage ich mich,
ob die jemals – im Training oder im Ernstfall – benutzt worden sind. Sie sehen
einfach zu sauber aus, irgendwie so tadellos wie in der Schweiz.
Die Pressekonferenz mit anschliessendem Buffet soll um 19
Uhr beginnen. Immerhin sollen der Gouverneur Hurghadas, der Tourismusminister
vom Gouvernorat Rotes Meer u.a. sprechen und ich würde diese Persönlichkeiten
gerne sehen, besonders aber hören, was sie zu sagen haben.
Kurz vor sieben gehe ich ins eisgekühlte Kino, wo die
Pressekonferenz stattfinden soll. Die italienische Moderatorin, die italienische
Organisatorin, eine ägyptische Ministerin, eine italienische Tanzgruppe und
Freunde sind da, eine Handvoll Ägypter ebenfalls. Nach einer halben Stunde trudeln
die ersten ägyptischen Journalisten ein – vom Gouverneur und seiner Entourage
keine Spur. Nach 45 Minuten werden Hörgeräte für die Simultanübersetzung
gebracht und an wenige erlauchte Gäste verteilt.
Dazwischen erfahren wir, dass draussen mittlerweile eine Demonstration
stattfindet. Wofür oder wogegen ist nicht bekannt, aber sie findet auf dem
roten Teppich statt, über welchen der Gouverneur schreiten soll. Ich erfahre auch, wo es hygienisch einwandfreies Fleisch zu kaufen gibt und in welchem Supermarkt die Verkäufer die Ware mit demselben Löffel testen, mit dem sie die Ware servieren. Manchmal ist Warten sinnvoll! - Zum Glück verstehe ich alle möglichen Sprachen.
Kurz vor acht – mit einer Stunde Verspätung! – wird der
Gouverneur angekündigt. Und plötzlich strömen haufenweise Polizisten und Persönlichkeiten
herein. Die wichtigen Persönlichkeiten sind leicht zu erkennen an den vielen
Polizisten, an den unterwürfigen Gesten der Umgebenden und den tadellos sitzenden Anzügen der
beleibten Herren. Man verzeihe mir meine
Ironie!
Es folgt die Begrüssung durch die Moderatorin – in Italienisch.
Der Gouverneur kommt zu Wort, zuerst in Englisch, dann in Arabisch mit
Simultanübersetzung – von der aber offenbar wegen technischen Mängeln kaum
jemand etwas mitbekommt – dann wieder in Englisch. Der Tourismusminister und
die weiteren Herren versuchen es gar nicht auf Englisch und die Mikrofone funktionieren
auch nicht richtig. Von dem Arabisch verstehe ich immerhin so viel, dass sich
jeder Einzelne für den Anlass bedankt und die Bedeutung des Tourismus für das Gouvernorat
Rotes Meer hervorhebt.
Dann reisst der Faden. Meiner, meine ich. Es ist mir zu
kalt, zu unprofessionell und ich verzichte auf die Fortsetzung samt Buffet. Ich
fliehe hinaus ins Freie, wo sich die nächtliche Temperatur derjenigen des
unterkühlten Kinosaals angepasst hat und bestelle mir an einem Stand ein Shish
Tawouk (gegrilltes Spiesschen mit Gewürzen in Fladenbrot gewickelt), um mich
aufzuwärmen.
Da sehe ich noch viel mehr Polizeifahrzeuge und jenes des
Gouverneurs „RS 1“ (Red Sea 1). So viel Polizei habe ich schon ewig nicht mehr
gesehen - auch wenn seit Sommer ständig mobile Kontrollen mit grossem personellem
Aufgebot an allen möglichen und unmöglichen Orten und Zeiten stattfinden.
Ich verlasse einen „typisch“ ägyptischen Anlass. Er war mir
ein Vergnügen! Und morgen und übermorgen habe ich noch Gelegenheit, die Sänger,
die Modeschau und die Tänzer zu bestaunen.
Über die Pressekonferenz werde ich via Presse (Al Ahram und Egypt
Indipendent waren mit Journalisten und Werbebannern präsent) oder sonst wie
erfahren…
..bei uns weihnachtet es bald .. und dort bei Ihnen läuft noch alles sommerlich ab.. lg
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