Montag, August 01, 2011

Marhaban – Willkommen

Der heisse Wind umfasst mich, verwirbelt meine Haare, lupft meinen Faltenrock frech hoch. Um mich herum Wüste, die Bergkette im Hintergrund ist in der flirrenden, sandigen Luft nur zu erahnen. Es riecht nach Sand und Meer, ein schwerfälliger Geruch, der mir immer auffällt, wenn ich ans Rote Meer zurückkehre, sei es auch nur vom Nil.

Ich bin wieder in Hurghada. Es fiel mir diesmal sehr schwer, meine ursprüngliche Heimat zu verlassen – die Zeit dort war zu kurz für alles, was ich tun wollte und für alle, die ich sehen wollte. Doch Hurghada hat es mir leicht gemacht, hat mich einfach wieder aufgenommen.

Meine Wohnung war intakt – kein Einbruch, kein Wasserschaden oder sonstiges Ungemach. Die Klimaanlage läuft brav, aus den Wasserhähnen und aus der Dusche fliesst lauwarmes Wasser. Schon am Flughafen zeigte sich: Hurghada ist voller Touristen, geschäftig, chaotisch, etwas hektisch wie immer… oder besser gesagt: wie es sein sollte und einige Monate nicht mehr war. Kairo und seine Demos sind weit weg und zeigen sich äusserlich nur im Fernsehen, Internet und in der Zeitung.

Heute ist der erste Tag des Ramadans und irgendwie wirkt es feierlich auf mich. Abends schmücken Girlanden und Tausende von Lichtern Strassen, Moscheen und Häuser. Die Leute wünschen sich gegenseitig Ramadan kariim (grosszügiger Ramadan) und Arme und Bedürftige werden beschenkt.

Mit einem meiner heissgeliebten [sic] Minibusse bin ich zum Markt gefahren, um mich mit frischen Früchten und Gemüse einzudecken. Unterwegs hielt der Fahrer an, um zu sehen, weshalb am Strassenrand eine Gruppe von Männern beieinander stand: in ihrer Mitte lag ein Mann auf dem Boden. Nach einem Augenschein ging die Fahrt durch den chaotischen Abendverkehr vor dem Ramadanbeginn weiter. Kein einziger der Businsassen meckerte – das wäre in der Schweiz wohl etwas anders.

Der Markt quillt von Mangos und Trauben, Melonen und anderem über – inmitten des üblichen niedrigen Hygieneniveaus und einem lästigen Gedränge und Schieben der Kaufenden und dem alles übertönenden Geschrei der Verkäufer.

Spätestens jetzt bin ich mir wieder bewusst: ich bin wieder in Ägypten.

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