Im November machten wir uns nochmals auf nach El Quesir, mein
Velo-Gspänli und ich. Die Fahrt verlief ruhig, der Rückenwind unterstützte uns
erneut und wir erreichten unser Ziel wieder nach rund vier Stunden (reiner)
Fahrzeit.
Wir duschten und erholten uns in einem sehr einfachen Camp.
Ich weiss nicht, wie es Taucher hier längere Zeit aushalten, denn die
Einrichtung ist wirklich äusserst bescheiden. Es gibt Hütten aus Schilfrohr und
Palmwedeln, gemeinschaftliche sanitäre Anlagen mit fliessend Wasser; als wir
dort waren, gab es grad keinen Strom. Am Strand hat es ebenfalls Hütten und ich
kann mir vorstellen, dass es romantisch ist, frisch verliebt eine Nacht direkt am
Strand in solch einer Hütte zu verbringen und dem Meeresrauschen zu lauschen…
sofern man die Moskitos fern halten kann. Die Lage ist beeindruckend und der
Blick auf Berge, Wüste und Meer hinreissend. Hier sind einige Bilder:
Mein Verlangen nach Abwechslung, Wissen und Kultur trieb
mich dazu, diesmal mehr von El Quesir sehen zu wollen. Es war mir schon länger
bekannt, dass hier Phosphat abgebaut wird und dass Italiener in den Bergbau
investiert hatten. Ich wollte das Gelände sehen, welches von den Italienern vor
rund 100 Jahren erbaut worden war (heute erfolgt der Phosphatabbau ca. 25 km
nördlich von El Quesir). Zwei in El Quesir lebende Deutsche führten uns auf
verschlungenen Wegen und durch staubige Gassen zum Werksgelände.
Voller Neugier, erstaunt und verwundert traten wir
vorsichtig in die zerfallene Werkshalle, lugten durch zerbrochene
Fensterscheiben, querten den riesigen Platz zwischen Werksgelände, Verwaltungsgebäude,
Villen und Kirche. Heute ist es eine Geisterstadt, scheint hastig verlassen;
aber ich stellte mir vor, wie hier einst Betriebsamkeit geherrscht hat,
italienische Sprache und Kultur, ägyptische Hilfskräfte, laue Abende auf den
Veranden mit einem Glas Rotwein, schweisstreibende Hitze tagsüber. Ein farbiger
Stummfilm spielte sich vor meinem inneren Auge ab.
Im Verwaltungsgebäude sind
noch ausgestopfte Jagdtrophäen zu sehen, verstaubt, dem Zerfall preisgegeben.
Besonders angetan hat es mir eine Villa im toskanischen Stil: hohe Räume, Veranden,
leuchtend gelb, Palmen, ein grosser Garten, Blick aufs Meer… Das einzige
Gebäude, das renoviert und heute noch verwendet ist, ist die Kirche, die nun
koptisch ist. Hier sind einige Eindrücke:
Ich war überglücklich, endlich mal wieder etwas „Hirnnahrung“
erhalten zu haben und fühle mich einmal mehr darin bestätigt, dass diese Gegend
weit mehr bietet, als nur Sonne, Strand, Meer und Tauchen. Der Tag verlief ganz
nach meinem Geschmack: Sport, Kultur, nette Menschen und zum Abschluss
Fischessen direkt auf dem Strand unter dem Sternenhimmel.
Übrigens war El Quesir in der Antike und im Mittelalter ein
wichtiger Hafen und da und dort gibt es noch Funde zu bestaunen…
Mit Interesse verfolge ich seit Tagen Deinen tollen Blog. Nur durch Zufall habe ich ihn gefunden. Toll..und weiter so. Werde als treuer Leser dabeibleiben. Gisi
AntwortenLöschenDanke!
AntwortenLöschenunglaublich schön wie du schreibst... Gestern kam ich zurückgeflogen aus Quseir... und würd am liebsten morgen wieder hinfliegen ;)
AntwortenLöschenDanke Yunamaus; behalte die schönen Erinnerungen im Herzen!
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